Kapitel 5

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Es war schade, dass der Abend so schnell vergangen war. Ich wollte die Heimfahrt am liebsten so lange hinaus zögern wie es ging. Allerdings konnte ich ja schlecht mit 10 km/h durch die Stadt tuckern und so standen wir nun wieder bei Grace auf der Auffahrt. Nichtsdestotrotz machte Grace keine Anstalten mein Auto zu verlassen und sagte sie etwas, dass ich im ersten Moment nicht verstand. „Ich weiß es Brian." „Was weißt du?" Grace senkte ihren Blick und sah nur auf ihre Hände, die zusammengefaltet in ihrem Schoss lagen. „Das mit deiner Mom und den Verhaftungen." Nachdem ich diesen Schock zurückgedrängt hatte, kam mir zuerst nur eine Frage in den Sinn. Warum hatte sie dann trotzdem den Abend mit mir verbracht? Über meine Lippen kam diese Frage aber nicht. Stattdessen drang eine andere an die Oberfläche. „Woher?" „Ich weiß, dass man das eigentlich nicht tut, aber als ich deinen Vater bei uns sah konnte ich nicht anders. Ich habe unsere Väter belauscht als sie im Wohnzimmer waren. Dein Dad hat meinen alles erzählt und ihn dann darum gebeten ein Auge auf dich zu haben. Er hatte einfach Angst, dass du was Dummes anstellst nach der Sache mit deiner Mom." Ich konnte keinen richtigen Gedanken mehr fassen, denn ich verstand einfach nicht, wie es sein konnte, dass Grace immer noch Zeit mit mir verbringen wollte. „Du weißt es und doch... und doch hast du mich gefragt, ob ich dich ins Musical begleite. Warum?" Ich drehte meinen Kopf zu Grace und bemerkte erst da, dass sie mich ansah. „Warum? Brian, du bist kein schlechter Mensch nur, weil du zweimal verhaftet wurdest. Jeder macht mal Fehler. Es zählt nur, dass du daraus gelernt hast und das hast du." Verdammt, dieses Mädchen war noch perfekt als mir eh schon klar war. Ich legte den Kopf schräg und sah sie einfach nur an. „Was ist?" „Ich würde gerne etwas tun, aber du musst mir versprechen mich nicht zu schlagen." „Warum sollte ich dich schlagen wollen?" „Weil dir vielleicht nicht gefällt, was ich gleich tu." Grace schmunzelte nur und das nahm ich zum Anlass mein Vorhaben in die Tat umzusetzen. Ich legte meine Hand in ihren Nacken, zog sie näher zu mir und küsste sie. Es war nur ein kleiner Kuss, aber ich hatte das Gefühl, dass es richtig gewesen war. „Ich sehe immer noch kein Grund dich zu schlagen.", verkündete Grace und brachte mich damit zum Lachen. „Gut zu wissen." Ich küsste sie erneut bis ich den Kuss wieder unterbrach. „Geh mit mir aus?" „Wir waren doch gerade aus." „Ich verbringe eben gerne mit dir Zeit." „Wann?" „Wie wäre es mit morgen?" „Klingt gut." Grace strahlte, gab mir noch einen kurzen Kuss und stieg dann aus. „Wir sehen uns morgen." „Ich hol dich um halb sieben ab." „Und was machen wir?" „Überraschung."

Auf dem Weg zu mir nach Hause konnte ich es gar nicht fassen, dass ich mich wirklich getraut hatte sie zu küssen. Zuhause angekommen, wurde meine Stimme aber wieder ein klein wenig gedämpft. Ich war gerade zu Haustür reingekommen, da kam auch schon mein Vater aus dem Wohnzimmer. „Sehr gut, dass ich dich heute noch erwische. Wir bekommen morgen Besuch zum Abendessen, nur damit du Bescheid weißt und dir nichts vornimmst." „Dad, ich habe jetzt aber schon was vor." „Kannst du das bitte verschieben? Ein ehemaliger Klassenkamerad kommt mit seiner Familie und er hat sich extra frei genommen." Ich überlegte kurz, da ich das Date mit Grace eigentlich nur sehr ungern absagen würde und da kam mir eine Idee. „Kann ich meine Verabredung vielleicht auch einladen? Und kenne ich diesen Klassenkammeraden überhaupt?" „Die Antwort auf beide Fragen lautet ja. Es handelt sich um Alan Parker und seine Familie." Sofort hellte sich meine Stimmung wieder auf, denn das bedeutete, dass Grace auf jeden Fall dabei war. „Okay. Ich telefonier nur schnell und geh dann hoch." „Mach das."

Ich rief bei Grace auf dem Haustelefon an, da ich ihre Handynummer leider nicht hatte, aber das konnte ich ja morgen ändern. „Parker.", meldete sich eine männliche Stimme von der ich ausging, dass es sich um Grace Vater handelte. „Hallo hier ist Brian Miller. Könnte ich Grace bitte kurz sprechen." „Brian das ist ja nett, dass du anrufst. Natürlich kannst du sie sprechen. Ich ruf sie kurz." Grace Vater musste das Telefon jetzt ein Stück weggehalten haben, da ich sein Rufen nur gedämpft wahrnahm. „Grace dein Freund ist am Telefon." Dann erklang auch schon Grace Stimme. „Dad, ich erzähle dir nie wieder was." „Warum?" „Weil du durch das ganze Haus geschrien hast, dass mein Freund anrufen würde, ich weiß überhaupt nicht, ob wir jetzt zusammen sind." „Er hat dich schließlich geküsst, da kann ich ihn auch deinen Freund nennen." „Dad sag mir bitte, dass du den Hörer zugehalten hast." „Nein, warum sollte ich auch?" Ich hörte jemanden laut ein und aus atmen und ging stark davon aus, dass es Grace war.

„Hey Brian." „Hey.", erwiderte ich leicht amüsiert. „Sag mir bitte, dass du das gerade nicht mitbekommen hast." „Doch habe ich und mag es, wenn mich andere deinen Freund nennen." „Warum rufst du eigentlich an?" „Naja, ich habe deine Handynummer nicht und ich wollte nur kurz über morgen reden." „Wegen morgen, Dad meinte wir wären zum Essen eingeladen und ich müsste mit. Ich habe da eigentlich nicht wirklich Lust drauf aber Dad besteht drauf. Können wir das Date verschieben?" „Nein, können wir nicht." „Oh." Ich musste wieder lachen, da Grace anscheinend keine Ahnung hatte, wo sie eingeladen waren. „Warum lachst du mich aus?" „Ihr seid bei uns eingeladen, hat mein Dad mir erzählt." „Ach deswegen willst du das Date nicht verschieben." „Genau und ich dachte wir zwei gucken nach dem Essen noch einen Film. Ich kann dich dann ja später zurückfahren." „Klingt gut." „Sehr schön, dann sehen wir uns morgen." „Bis dann."

Wenn die Jahre vergehenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt