Kapitel 1

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AMY▼ 

„Miss, was darf ich Ihnen zum Trinken anbieten?" Ich hörte nur eine verzerrte Stimme während ich mir das neue Album anhörte. Ich dachte mir nichts weiteres dabei und starrte in die endlos weißen Wolken, die wir mit dem Flugzeug durchdrangen. Plötzlich wurde ich von rechts energischer angestupst und gelang in die Realität. Ich schüttelte dabei den Kopf und sah in das Gesicht von einer ungeduldigen Perrie und einer viel zu nett wirkenden Flugbegleiterin. „Miss Styles?" Dabei zeigte sie mit einer Handbewegung auf die sämtlichen Getränke des Servierwagens. Ich merkte wie ich schlagartig rot im Gesicht wurde. Bevor ich überhaupt antworten konnte, nahm mir Perrie das Wort weg. „Ein Wasser genügt, danke." Die Flugbegleiterin überreichte Perrie mit einem Lächeln das Wasser und ging zum nächsten Fluggast über. „Deine Tagträumereien werden echt schlimmer." Dabei verdrehte sie die Augen und nahm einen Schluck von ihrem Kaffee, der mir bis zur Nase stank. Der Geruch machte mich wahnsinnig. Ich habe mich mit Kaffee nie anfreunden können. Und doch musste ich ihn jeden Morgen ertragen, bis zum heutigen Zeitpunkt. Erneut las ich eine Schlagzeile eines Magazins: Hat Louis Tomlinson etwa genug von der Schwester seines Bandkollegen? Ich atmete schwer auf, als ich die ersten Wörter las. Sofort bekam ich einen Kloß im Hals. Es war nun paar Tage her, seitdem sein Management die Nachrichten veröffentlicht hatte. Ich hatte mit ihm kein einziges Wort gesprochen, geschweige denn gesehen. Tja, Amy Styles verliebt sich in ein Bandmitglied von One Direction, wird nach fünf Jahren sitzengelassen und riskiert beinahe ihre Karriere. Ich lachte auf und konnte es auch selber kaum fassen. Genau in diesem Moment sah mich Perrie mit einem kritischen Blick an. Dann hatte sie wohl meine verzweifelte Lache gehört. „Wie oft willst du dir noch so einen Quatsch durchlesen?" Sie deutete auf mein Handy mit dem offenen Artikel. „Louis ist ein Arsch und hat es nicht besser verdient. Jetzt hör auf dir Gedanken darüber zu machen, nur weil er eine andere Geschwängert hat." Sie holte tief Luft. „Amy, es tut mir ja Leid und du weißt ich könnte ihn zur Hölle schicken, aber bitte das ist es nicht Wert. Er ist es nicht Wert. Du hast so viel für ihn gegeben und er hat sich einen anderen Weg ausgesucht." Ich drückte währenddessen auf Play, damit ich mir das ganze Gerede über ihn nicht mitanhören musste. Die Anschnallzeichen leuchteten wieder auf. In paar Minuten würden wir in London landen. Ich hatte unheimliche angst davor meinen Bruder nach all dem zu sehen. Er hatte mir immer abgeraten, wenn nicht sogar versucht es zu verhindern und nun war ich eine gebrochene Person, die es nicht schaffte über ihn hinwegzukommen. Hatte ich schon angemerkt, dass ich Landungen mehr als nur hasste? Den Druck über deinen eigenen Körper nicht kontrollieren zu können. Ich schloss meine Augen und zählte von Zehn abwärts. Als wir landeten, war ich erleichtert, dass es eine sanfte Landung war. Mein Puls schlug immer höher, bei dem Gedanken, dass ich in meiner Heimat war und einen Schritt näher zu der Person, die mich zerstörte. Als ich umherschaute, klatschten die Passagiere und warteten nur darauf ihr Gepäck aus den Ablagen zu holen. Ich ließ mich in den Sitz sinken und zog meine Cap fast bis hin zur Nase herunter, damit man meine glasigen Augen nicht sah. Dabei spürte ich eine ermutigende Umarmung. „Ich bin doch da Amy. Wir schaffen das schon." Als sie das sagte rappelte ich mich auf, nahm meine Tasche und ging den Gang entlang bis hin zur Gepäckablage. „Ahh, es ist toll wieder hier zu sein." Perrie nahm einen tiefen Atemzug und lächelte mich an. „Die Londoner Luft kann keiner so gut toppen." Sie hatte es tatsächlich geschafft, dass mir ein Lächeln entglitt. „Oh schau, Paul steht schon da." Sie winkte ihm zu während sie unsere Koffer vom Gepäckband hiefte. Ich wusste in dem Moment ganz genau, dass da sämtliche Reporter sehnsüchtig darauf warteten den perfekten Schnappschuss zu bekommen, in dem ich verheult am Flughafen wartete. „Pauuuul." Sie gab ihm einen kleinen Klaps auf die Schulter, während sie ihm unser Gepäck übergab. Paul war sowohl für die Jungs als auch für uns da. Sobald es größere Presseanstürme gab, konnte man sich alleine auf ihn verlassen. „Also Amy, ich halte solange alle ab. Es sieht nicht spaßig aus. Ihr geht bitte sofort zum Ausgang, da wartet ein Auto auf euch." Ich lächelte ihn dankend an, während ich mich bei Perrie einhakte. Je näher wir den Journalisten kamen, desto schlechter wurde mir. Ich zog meine Cap wieder etwas runter, damit man mich nicht sofort erkennen konnte. „Amy, Amy ein Foto bitte." „Was hast du dazu zu sagen, dass Louis ein Kind bekommt?" „Ist deine Karriere am Ende? Wird dich Simon feuern?" „Kein Wunder, dass Louis Tomlinson eine bessere gefunden hat du Schlampe." Das hat gesessen. Ich drehte mich in diesem Moment um und sah in die Augen des Journalisten. Ich war für ihn wie Frischfleisch. Die Worte zerrten so sehr an meinen Kräften, dass ich kaum zum Ausgang laufen konnte und sie mich irgendwie zum Auto hiefte. Als wir im Auto saßen und vorerst sicher von ihnen waren brach ich in Tränen aus. „Was hat er mir nur angetan.." 


Half a Heart (ÜBERARBEITUNG)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt