Kapitel 82

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LOUIS
„Jungs?" Ich seufzte und drehte mich langsam um. Erstaunlicherweise war mein Bett unbequemer als sonst und es stank nach alten Zigaretten. Ich nahm so langsam die Umgebung war und schreckte auf. Ich öffnete blitzartig meine Augen und blickte in die Augen eines etwas älteren Mannes. Ich rieb mir erstmal die Augen. 

Ich hatte noch nie so einen guten Schlaf gehabt, wie davor. Ich sah neben mir wie Carter seelenruhig schlief und nur so um sich her murmelte. Dann blickte ich zum Mann, der mich immer noch mit einem Lächeln anmusterte. Wir saßen zu Dritt in einem alten Geländewagen, vor einem herabkommenden Haus. Ehe ich zu dem Mann was sagen konnte, riss ich die Tür auf und mir überkam die Übelkeit. Während ich den Mageninhalt entleerte, dachte ich nur daran, es mussten die Tabletten sein. Und da fiel es mir wieder ein. Ich und Carter waren geflüchtet. Und jetzt wusste ich nicht mehr wo ich war.

 „Ganz ruhig." Er machte kurz einen Lappen nass und legte es mir auf die Stirn. Meine hastige Atmung beruhigte sich langsam. Ich hielt den Lappen mit einer Hand fest und mit der anderen stützte ich mich am Wagen. „Danke.." „..Hendrik" Ich lächelte ihn leicht an. „Dein Freund scheint es wohl stark erwischt zu haben." Während er das sagte, schaute ich rüber zu Carter, der immer noch tief und fest schlief. „Komm, du könntest eine frische Tasse warmen Tee gebrauchen." 

Er lief mir voraus und ich sah ihn verwundert an. Ehe ich was sagen konnte, antwortete er schon auf meine Frage. „Keine Sorge, dein Freund kann es sich gemütlich im Wagen machen." Ich sah nochmal rüber zu Carter, ehe ich in das Haus zulief. „So mach es dir bequem." Hendrik räumte alles zur Seite, was im Weg stand. "Tut mir Leid, ich habe nämlich keinen Besuch erwartet." Ein leises Lachen schlich aus meinem Mund. "Du bist bestimmt am verhungern." Er musterte mich besorgt an. "Während ich verneinen wollte, grummelte mein Magen." Ich fasste mir peinlich berührt auf meinen Bauch. "Ein Nein akzeptiere ich nicht." Hendrik lachte laut auf. Sein Lachen füllte den Raum, die gesamte Umgebung. Ich sah mich in der Hütte weiter um. Ich stellte mit erstaunen fest, dass hier nur Bilder von einer sehr nett wirkenden Frau aufgestellt waren. Sie hatte mittellange braune Haare und ein genau so erfülltes Lächeln wie Hendrik. Ehe ich mich weiter umsehen konnte, unterbrach er meinen Gedankenfluss. 

"Und gefällt sie dir?" Er trat zu mir und gab mir eine kleine Schüssel in die Hand. "Sie sieht sehr glücklich aus." 

Ich sah zu ihm herüber wie er das eine Bild nahm und es mit einem traurigen Lächeln ansah. "Anne war die glücklichste und bezauberndste Person, die ich jemals kannte." "Ist sie..?" Ehe ich es aussprechen konnte, nahm er mir das Wort. "Sie ist vor zwanzig Jahren verunglückt." Während ich diese Antwort von ihm wahrnahm, nahm ich einen Bissen von dem Eintopf. "Ich konnte nichts mehr für Anne tun." Er blickte mich mit diesen zerbrechlichen Augen an. "Was ist ihr vorgefallen?" brachte ich zögernd heraus. "Sie hatte die Kontrolle verloren, als sie von Hangston nach Hause fuhr. Das Fahrzeug ging später in Flammen auf. Sie hat es nicht überlebt." Mir blieb der Eintopf fast im Hals stecken, als er das aussprach. 

"Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie Leid es mir tut." "Schon gut. Sie lebt immer noch in mir weiter." Dabei zeigte er auf seine Brust. "Wie haben sie uns eigentlich gefunden Hendrik?" Er lächelte mich leicht an, ehe er anfing. "Du und dein schlafender Freund seid vor meinem Wagen zusammengebrochen. Ihr hattet wohl eine lange Reise vor euch." Und da fiel es mir wieder ein. "Amy.." ich murmelte nur so leise vor mich hin. "Das hätte ich mir fast gedacht." Er rückte näher zu mir und sah mich mit einem warmen Lächeln an. "Sie muss was besonderes sein, dass du diese Reise vornimmst." Ich nickte nur. "Das ist sie Hendrik. Das ist sie.." Währenddessen spürte ich eine warme Hand an meiner Schulter. "Ich weiß nicht was vorgefallen ist, aber lass sie nicht gehen." Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen und sprach es aus. "Sie wird morgen heiraten. Ich..ich weiß nicht was die richtige Entscheidung sein wird. Es ist schon so viel passiert..ich kann nicht noch schlimmeres anrichten." Hendrik fuhr sich über seine Haare und sah mich wieder an. "Was Anne mir gelehrt hat und wofür ich ihr auch sehr dankbar bin, hör auf dein Herz. Egal welche Entscheidung du triffst dein Herz wird immer das Richtige tun. Das Leben wird nie einfach sein, aber kämpfe für das, was du auch wirklich willst." Er machte eine kurze Pause. "Ich merke, dass dir sehr viel an Amy liegt. Eins kann ich dir noch sagen. Habe nie angst davor deine Gefühle auszusprechen. Lass dein Herz sprechen." Ich wischte mir meine Tränen weg und nahm Hendrik in den Arm. "Danke.", gab ich leise von mir. Während ich mich von ihm löste sah ich Carter an der Türschwelle stehen. Er streckte sich kurz und sah uns beide mit einem breiten Grinsen an. "Ich bin am Verhungern." Wir lachten alle drei auf. "Dann wird es aber auch Zeit für meinen Eintopf." Hendrik packte ihn an der Schulter und führte Ihn in die Küche. Ich grinste nur so vor mich hin. Es war das erste Mal, dass ich mich wirklich frei fühlte und stärker den je war. Ich nahm meine leere Schüssel in die Hand und ging zu den beiden. 

Half a Heart (ÜBERARBEITUNG)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt