Zwischen Stein und Gesträuch *Edric*

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Das Gefolge war schon früh in der Morgenstunde ausgeritten. Die Wolken lagen wie eine verschmutzte Kuppel über ihnen und kein Stück Weiss war zu erkennen.

Silvain hatte zwei Dutzend der besten Männer mit sich genommen, einschliesslich seiner Leibgarde. Dazu ein Koch und zwei der Jäger von Mirft, die sich in den nächsten Meilen Land gut auskannten und ihre Bluthunde dabei hatten. Man hatte beschlossen die Freien Brüder im Hornwald zu treffen und dann unter dem Schatten der Eishänge den Lachenden Hahn zu suchen. Die Ritter ritten auf Pferden, wobei das niedere Volk Eseln mit sich führten.

Edric sass am Lagerfeuer, mit den Anderen. Das Holz knisterte und Rauch stieg hinauf, über die Baumkronen. Es war ein langer Tag gewesen. Die Freien Brüder waren unauffindbar gewesen und keine Spur vom Lachenden Hahn. Die Pferde waren über die östlichen Wege geführt worden, hinein den Hornwald, wo man sich entschieden hatte, abseits der Wege zu gehen. Wo es nötig gewesen war, war man abgestiegen und hatte die Pferde an den Zügeln durch den Wald geführt. Der verdammte Regen,dachte sich Edric und zog sich die Kapuze weiter über die Stirn. Schon früh nach der Abreise, hatte es zu regnen begonnen und die Jäger versprachen, dass man den Hahn leichter finden würde.

„Wir treffen die Freien Brüder beim Grossen Felsen, hat mir Maric in seinem Schreiben versichert. Wenn nicht vorher.", hatte Silvain stets versichert, doch Edric bemerkte das Unbehagen in den Gesichtern der Männer, wenn es darum ging einem Söldner zu vertrauen.

Unterwegs hatte man Beeren, Pilze oder Wurzeln gesammelt, um sie später essen zu können, falls die Vorräte knapp werden würden. Der Koch hatte eine Brotsuppe gekocht. Nichts mit Fleisch, wie Edric leider feststellen musste.

Nun sassen ein halbes Dutzend vermummte Gestalten um das Feuer, einschliesslich Edric. Der Rest hatte weniger Glück gehabt und hatte unter Baumkronen Schutz vor dem Regen gesucht. Edric Kapuze war klatschnass und drückte seinen Kopf Richtung Boden. Es machte ihn müde und sein Blick verschwamm stets. Du musst wach bleiben, wenn der Lachende Hahn aus dem Gestrüpp gerannt kommt musst du bereit sein. Für den nächsten Moment schaffte es Edric dann konzentriert dazusitzen, doch ein Wimpernschlag später fielen seine Augen schon wieder zu und er fiel in den Schlaf, wo von einem warmen Feuer und Behaglichkeit träumte. Doch er wachte am Boden liegend auf. Die Erde war schlammig und Edrics Hinterkopf war dreckig und die Haare verklebt. Sein Nacken schmerzte ihm und seine Finger fühlten sich taub. Er rieb seine Hände aneinander und richtete sich schwerfällig auf. Das Feuer war erloschen und nur schwarze Scheitel lagen in der Stelle. Der Wald war noch immer finster. Die Sonne sollte bald aufgehen, dachte sich Edric. Silvain sass auf einem mossbefleckten Felsen und starrte in die Wildnis.

„Früher habe ich die Geschichten vom Ritter Arnos Brovis gehört, und mir gedacht, das möchte ich eines Tages auch machen." Silvain starrte ihn über die Feuerstelle mit seinen grauen Augen an. „Als Sohn eines Lords hat man es auch nicht immer einfach. Stets diese Pflichten, die man zu erfüllen hat: Ehre den Namen deiner Familie, sei ein starker und mutiger Ritter, zeig deine Furcht nicht. Doch weisst du was, Edric? Ich bin voller Furcht. Ich weiss nicht was ich tun soll. Mein Vater schickt mich zur Jagd nach einer geisterhaften Person,obwohl er seine Männer aussenden kann. Manchmal bin ich mir nicht sicher, ob mein Vater mich als Erben von Mirft anerkennt."

Edric war der Knappe von Sivain, doch so offen und ehrlich hatte er noch nie gesprochen.

„Das gleiche Gefühl hatte ich anfangs auch. Mein Vater, Sermon, hat mich. Als er mich mit zehn Jahren nach Mirft geschickt hat, habe ich gedacht, er wolle mich nicht mehr, weil man seinen Sohn grundsätzlich an einen kleineren oder etwas grösseren Vasallen schickt. Und Mirft hatte vor etwa fünfundsechzig Jahren seinen letzten Knappen, und dass dein Vater dann mich als deinen Knappen annimmt war sehr überraschend. Aber mittlerweile ist mir klar geworden, dass er nur das Beste für mich im Sinn hatte."

Prophezeiung der Winde *PAUSIERT*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt