Verängstigt stand Elandra mit dem Rücken zur eiskalten Mauer hinter ihr. Die Wunde an der Stirn hatte aufgehört zu bluten, doch noch immer lief ihr die warme Flüssigkeit langsam herunter.
Der Mann, der gesprochen hatte, ware mittleren Alters und stand nur einige Schritte von Elandra entfernt. Weisses Haar fiel ihm auf die Schultern und ein gestutzter Bart liess ihn noch ernster wirken, als er es ohnehin schon tat. Seine breiten Arme waren vor seiner Brust verschränkt und seine blauen Augen funkelten die Menge verdiesslich an. Obwohl die Sonne wie eine glühende Eisenkugel auf die Erde strahlte, schien der Mann nicht zu schwitzen und auch unter seiner, in dieser Gegend relativ dicken Kleidung, sah es so aus als hätte er nicht warm.
"Es ist Meruthil.", vernahm Elandra eine Stimme aus der Menge sagen. Die vielen Menschen, die vor wenigen Sekunden noch versucht hatten sie zu lynchen waren urplötzlich still geworden und schienen verängstigt.
"Warum werft ihr der Dame Steine nach?", fragte der sogenannte Meruthil und verzog dabei keine Miene.
"S-Sie ist eine Hexe. Sie wollte uns mit dem Feuer verbrennen das sie heraufbeschworen hat.", stotterte ein kleingewachsener Mann ohne Hals und einem Bierbauch.
"Das war doch lediglich ein kleiner Zaubertrick. Ihr von dem Trugbild geblendeten Bürger. Versteht Ihr denn nicht mehr, was Unterhaltung bedeutet? Früher hat man noch gejubelt, wenn man eine derartige Vorstellung dargeboten bekommen hat."
Verschiedene Stimmen stimmten dem zu und legten langsam ihre Werkzeuge und Steine nieder.
"Aber was passiert nun mit Ihr?", fragte derselbe kleine Mann wie vorhin. "Frytas war einst eine Stadt in der man Hexen ohne zu zögern erhängt hat. Und ich bin mir nicht sicher, ob sie eine von uns ist."
"Keine Sorgen. Ich werde mich mit ihr bereden. Doch zuallererst werde ich sie pflegen müssen, da sie durch Euch blutet."
Während ihr der Mob wehmütige Blicke zuwarfen, packte die starke Hand des Mannes ihren Arm und zog sie durch eine dunkle Gasse, bog dann schnell nach rechts ab und traten dann in den hellen Schein einer schmalen Strasse. Die Sonne brannte vom Zenit herunter und hatte die Pflastersteine über die Jahrezehnte stark geblichen.
Dann gingen sie eine Weile Stumm nebeneinander weiter. Bunte Girlanden schwangen sie von Hausdach zu Hausdach und belebten die Strasse. In der Ferne erhoben sich gewaltige Mauern aus Sandstein in die blaue Höhe und das Glitzern von den Rüstungen patroullierender frytischen Wachposten war zu erkennen. Weniger weiter ragten dann die Spitzen der Olytreer-Türme auf. Sie waren vor vielen Hunderten von Jahren von den zwei Gebrüder Astros und Thrill Olytreer erbaut worden, um die Stadt vor heranrückenden Plünderern zu warnen. Es waren drei riesige Türme die nebeneinander ruhten und in jedem Turm befand sich im obersten Stockwerk eine türgrosse Öffnung nach aussen und dort befanden sich eine Glocke zur Warnung der Bürger und eine gewaltige Skorpion-Armbrust, die mehr zur Abschreckung der Feinde diente und zusammen konnten die drei Türme in jede Himmelsrichtung einen Bolzen verschiessen.
Früher war der Ghael-Clan eine ernsthafte Bedrohung gewesen, erinnerte sich Elandra. Damals hatten sie die umliegenden Häuser ausserhalb der sicheren Mauern überrascht und geplündert. Erinnerungen kamen in ihr hoch und Tränen überwältigten sie beinahe.
Sie drehten nach rechts ab und Elandra wurde aus ihren Gedanken gerissen. Saftig grüne Pflanzen krochen die braunen Wände der umliegenden Häuser hoch und riesige Sträuche ragten aus dem Boden und füllten die Strassen mit den süssen Düften der bunten Blumen. Daumengrosse Insekten schwirrten durch die Lüfte und und surrten um die Stiele der schönen Blumen. Einige Fuss weiter gingen bunt gekleidete Menschen eine breite Strasse entlang, über deren Köpfe ein Baldachin aus Bananenblättern geflochten worden war und sie von der sengenden Sonne schützen sollte. Die Männer trugen breite Säbel an ihren Gurten aus gefärbten Leinentüchern und rabenschwarze Bärte, die bis zur Brust gingen. Plötzlich blieben der Mann vor einem schweren Eichentor stehen. Eine zehn Fuss hohe Mauer stellte sich ihnen den den Weg und in der Mitte der beiden Torflügel befand sich der bronzene Kopf eines skurillen Mischwesens mit einem Ring in der Schnauze. Meruthil nahm den Ring in die Hand und liess ihn einige Male auf eine Eisenfläche unterhalb des Kopfes fallen bis ein Sehschlitz geöffnet wurden und schneeweisse Augen, umrahmt von nachtschwarzer Haut von der man die Schweissperlen deutlich herunterlaufen sehen konnte.
Er schloss den Schlitz wieder und bald schon war das Tor angelweit geöffnet und Elandra konnte den Hof sehen, der sich vor ihr auftat. Ein leichter Wind wehte, dennoch war die Luft von der Hitze geschwängert und liess sie schwerer atmen. Keine Palmen und kein Baldachin befanden sich dort um Schutz vor der Sonne zu bieten.
Nun fiel ihr der dunkelhäutige Mann auf. Seine Augen blickten sie durchdringend an und seine Brust lag frei, dass sie seine glatte Haut sehen konnte. Er trug lediglich eine zerschlissene Lederweste und Hosen. Elandra fielen die Narben an seinem Oberkörper auf, die vor allem seine Brust zierten, und, dass ihm der linke RIngfinger fehlte, als sie der gross gewachsene breit anlächelte.
"Willkommen in der Feste Meruthond.", begrüsste er sie mit der tiefen Stimme eines Südländers und sein Anblick machte ihr Angst.
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Hello. Nach langem "Ableben" melde ich mich wieder einmal. ^^
Ich werde versuchen öfters zu posten :-) Disziplin ist nicht so meins.
Dennoch hattet ihr hoffentlich viel Spass beim Lesen und bleibt dran.
LG Mike
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Prophezeiung der Winde *PAUSIERT*
FantasyJahrzente sind vergangen, seit die Rebellion der Zwerge niedergeschlagen wurde und die erbitterten Feinde der Menschen aus Eteron verschwunden sind. Doch eine neue Gefahr keimt auf und beginnt ihre Knechte um sich zu scharen, derweil sich die verfei...