Thondrim *Elandra*

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Der Pfad war schmal, die Luft stickig und der Boden heiss wie ein Kochstein. Barfuss ging sie an der Seite von Valerion einen steinigen Weg entlang nahe der Stadt Wüstenkranz. Wasser tropfte von ihrerStirn und lief ihr über die spröden Lippen herunter. Valerion schien gelassen wie immer. Nichts war seinem Gesichtsausdruck anzuerkennen und sein Blick ging starr nach vorne, derweil seine Haare wie der Mond im Schein der Sonne leuchteten.

Nachdem er Elandra in der Kammer entdeckt hatte, waren sie gemeinsam zu Wyllis gegangen, der ihr ihre Novizen-Kleidung überreicht hatte. Zu einer Novizin gehörte es auch dazu, die Haare zusammenzubinden undso geschah es, dass Elandra sich widerwillig ein Lederband um ihre braunen Haare binden musste. Die Kleidung bestand aus leichten Stoffen und ihre Arme waren frei, so dass Elandra beim normalen Gehen dort nicht schwitzen musste. Hier, bei diesem felsigem Gelände,durchtrank der Schweiss die braune Wolle und liess sie an der Haut kleben. Lediglich der Ledergurt sass etwas Locker um die Hüfte. Auch hatte Valerion darauf bestanden, dass sie beide ihre Schuhe auszogen und so ging sie mit schmerzverzerrtem Gesicht über Kiesel und Steine, während Valerion seelenruhig den Pfad beging.

Alssie durch die Tore der Feste Meruthond geschritten sind hatten die Krieger im Hof geübt, doch Elandra hatte Chermyn unter ihnen nicht erkennen können und sie fragte sich warum er noch nicht an der Übung teilnahm. Doch sie war schnell von ihren Gedanken gezerrt worden,denn sie gingen nach links, an die Spelunken und dem Töpfergeschäft,wo bunte und geteilte Formen auf schrägen Gestellen aus hellem Holz standen, vorbei und passierten das Südtor, wo zwei schmale Türme aus dem Boden sprossen und mit hängenden Bannern, einer dunklen Schlange auf beigem Grund, die aufgerichtet wacht, anderen Spitzen. Die Torwachen trugen gehärtetes Leder und blicktenElandra beim Vorbeigehen mit scharfen Blicken unter ihren hellen Kopftüchern an. Valerion hatte sie rasch an der Hand genommen undsie waren schnell von der Hauptstrasse – der Sandstrasse –abgekommen und waren abseits einen mit Büschen und Felsen bespickten Weg gegangen, der sie Südosten in Richtung der fritischen Steppeführte. Nun gingen sie schon seit einer gefühlten halben Stunde,während der Pfad stieg und sank schienen sie ihrem Ziel keinen Schritt näher zu kommen.

AlsElandra ihn gefragt hat was das Ziel sei antwortete er: „Ich habe es dir doch schon gesagt, Mädchen", leicht mürrisch blickte er Elandra an. „Wir nennen es den Thondrim.Eine Oase, wo wir die Ruhe und Atmosphäre finden, um ihre Fähigkeiten bis auf tiefste zu erforschen. Eine Erkundung durch die eigene Seele. Weder die Magister noch die Fritische Herrenswacheweiss davon bescheid."

„Eine Reise durch die Seele?", fragte Elandra entgeistert und erinnerte sich an das weisse Kleid. „Hört sich vielversprechend an."

Stumm gingen sie weiter den Weg hinauf, ungeschützt von der brennenden Sonne, die wie eine überreife Frucht am Himmel hing. Das Firmament war klar und blau, wie an den meisten Tagen in Wüstenkranz. Plötzlich blieb Valerion stehen und seine Augen schweiften über den Horizont.

„Der Thondrim!", verkündete er und Elandra stöhnte vor Erleichterung.Vor erschien eine idyllische Oase in einer Mulde inmitten von Sand und Fels. Krumme Bäume mit schlanken Stämmen und saftigen Wedeln säumten mit unterschiedlich spriessendem Gewächs den Wasserfleck,der im Antlitz der Sonne heftiger zu leuchten schien, wie der Feuerball am Himmelsgewölbe selbst. Elandra hatte nicht gedacht,dass es einen derart schönen Ort geben könnte. Ehe sie sich wiederfassen konnte, setzte ihr Begleiter schon seinen Fuss auf eine alte,bröckelnde Stufe, die den Anschein erregte, als wäre sie schon seit der Erschaffung der Welt hier, und begann die Treppe hinunterzugehen.Zögernd folgte ihm Elandra und konnte ihren Blick nicht von diesem Fleck abwenden und wäre deshalb beinahe gestürzt. Bald schon, nach der letzten Stufe, wich abermals heisser Sand von ihren Sohlen und umschloss ihre Zehen. Elandra folgte Valerion, der in Richtung Wasser ging und dann vor einer Mauer aus grünem Gewächs stehenblieb.

Prophezeiung der Winde *PAUSIERT*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt