8. Türchen: Robert Lewandowski

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Hallo Leute,

es geht weiter mit Part 3 bei Robert und Marie. Danke fürs Voten und Kommentieren. Viel Spaß beim Lesen!

LG, Lewi


(K)eine schönen Weihnachten – Part 3  


~Robert~


"Was?!" Von Maries plötzlichem Ausbruch war nicht nur ich erschrocken zusammen gezuckt. Selbst Marie war überrascht und verstummte sofort wieder, von ihrem so Marie-untypischen Ausbruch.Dann warf sie mir einen kurzen unsicheren Seitenblick zu."Können...ähm, können Sie nicht noch einmal genauer in Ihrem Computer nachsehen? Bitte?", fragte sie dann wieder leiser den älteren Mann an der Rezeption des Hotels, in das wir gefahren waren.Jetzt drehte ich mich zu Marie um und bugsierte sie mit sanftem Druck vom Rezeptionstresen weg, rüber zu einem kleinen Tisch, auf dem unterschiedliches Informationsmaterial ausgebreitet lag. "Lass mich das mal machen, okay? Und du suchst dir schon mal einen Masseur aus, den wir aufs Zimmer kommen lassen können." Ich zog eine entsprechende Broschüre aus dem angeordneten Fächer, drückte ihn ihr in die Hand und deutete auf eine stämmige hellblonde Frau, die neben einem muskulösen Mann auf dem Deckblatt abgebildet war. "Wie wäre es mit Märta hier?" Als ich mich wieder dem Mann an der Rezeption widmete, hoffte ich, dass Marie jetzt abgelenkt war. "Es tut mir wirklich leid", begann dieser im gebrochenen Deutsch."Wir haben nur noch dieses Doppelbettzimmer frei und die Präsidentensuite." Er richtete seinen Blick vom Computerbildschirm auf mich und sah mich ehrlich bedauernd an. "Aber die kostet pro Übernachtung..."

"Nein, nein", unterbrach ich ihn schnell in seinem Redefluss und senkte die Stimme, damit Marie mich nicht hören konnte. "Wir nehmen das Doppelbettzimmer." Der Mann warf einen unsicheren Blick zu Marie rüber, die sich mit der Broschüre in der Hand dem großen prachtvollen geschmückten Weihnachtsbaum, der in der Mitte der großen Hotellobby stand, umgedreht hatte. Natürlich klang die Aussicht auf eine Nacht in einer erstklassigen Suite mit Whirlpool und allem drum und dran äußerst verlockend. Aber eine Suite zeichnete sich ja dadurch aus, dass sie aus mehreren Räumen bestand,aber ich wollte Marie nicht die Möglichkeit geben, sich schon wieder vor mir verstecken zu können — so wie sie es schon immer getan hatte. Nicht nach dieser Taxifahrt.

Auf dem Weg mit dem Taxi zurück in die Innenstadt, hatten wir uns zum allerersten Mal überhaupt miteinander unterhalten. Na ja, eigentlich hat sie die meiste Zeit erzählt, versucht mir ihre Tränen, nachdem das Flugzeug ohne sie nach München abgeflogen war, zu erklären.

"Ich breche nicht immer so schnell in Tränen aus, musst du wissen." Anschließend hatte sie mir erzählt, dass heute der einzige und letzte Abend gewesen sei, an dem sie ihre ganze Familie noch einmal zusammen sehen würde, für dieses Jahr. Weshalb sie heute schon ein vorgezogenes Weihnachtsfest hatten feiern wollen. "Meine Eltern sind dieses Jahr beide in den Ruhestand gegangen und haben das Familiengeschäft an meinen ältesten Bruder übergeben. Jetzt wollen sie so richtig Urlaub machen...auf einer langen Kreuzfahrt. Meine Brüder feiern bei ihren jeweiligen Schwiegerfamilien und meine jüngere Schwester mit Freunden auf irgend so einer Alm." Beider Erinnerung an ihr trauriges Gesicht zog sich mir selbst jetzt noch das Herz schmerzhaft zusammen. Ich sah noch einmal zu ihr rüber und bemerkte den sehnsüchtigen Blick, mit dem sie zum glitzernden Weihnachtsbaum hinüber sah.

"Sind Ihre Zimmer weihnachtlich geschmückt?", fragte ich schließlich den Mann an der Rezeption. "Sí, Señor", meinte dieser stolz. "Unsere Hausdame ist ein großer Weihnachtsfan und schmückt alles selbst." Ich staunte nicht schlecht. Bei der Anzahl der vielen Zimmer, musste die Frau wohl schon im August mit dem Schmücken anfangen. "Dann nehme ich das einfache Zimmer und hätte gern... ähm, wissen Sie was ein echtes Deutsches Weihnachtsessen ist?"

"Nein, ich nicht...aber unser deutscher Küchenchef, der wird es sicher wissen." Mir fiel ein Stein vom Herzen, denn ich hätte zu gern Maries Reaktion gesehen, wenn ich sie mit dem Essen überrasche. Ich bestellte das Essen für zwei, checkte uns für das Zimmer ein und ließ mir die Schlüsselkarte geben.

Kurze Zeit später schnappte das Türschloss auf, betätigt durch die Karte, und ich griff um den Türrahmen herum und knipste das Licht an. Dann trat ich beiseite und ließ Marie den Vortritt. Aber die blieb, kaum dass sie zwei Schritte in das Zimmer gemacht hatte, wieder stehen und ließ ihren Blick durch das Zimmer schweifen. Es war ein großes Zimmer, in den üblichen Pastellfarben gehalten, mit zwei großen Fenstern, dicken Vorhängen, einer gemütlich aussehenden Couch, mit einem Tisch davor, einem großen Bett und sogar einem Kamin, in dem allerdings kein Feuer brannte. Und es war äußerst geschmackvoll weihnachtlich dekoriert. Auf dem Tisch und dem Kaminsims befanden sich ähnliche Tannengestecke, deren Kugeln die gleichen waren, wie auf dem Weihnachtsbaum vor einem der Fenster, an dem unzählige Lichter funkelten. Aber deren Funkeln konnte nicht mithalten mit dem in Maries begeisterten Augen.

Mein Herz machte einen Satz, als ich ihr wunderschönes Gesicht so sah. "Gefällt es dir, Marie?", fragte ich sie leise. Sie riss ihren Kopf regelrecht zu mir herum und sah mich erstaunt an. "Du kennst meinen Namen?", flüsterte sie etwas atemlos. Jetzt war ich überrascht. "Natürlich. Warum denn nicht?" 

"Na,weil ich... ", sie stoppte sich selbst, in dem sie schnell den Mund schloss. "Weil, was?"

"Ach, nichts", murmelte sie noch, dann ging sie schnell weiter ins Zimmer hinein, als wolle sie sich aus der Situation befreien. Ich nahm mir vor sie später noch einmal darauf anzusprechen, denn jetzt hatte es keinen Sinn, sie würde sich nur immer weiter von mir entfernen und ich würde dann nicht mehr die Möglichkeit haben können ihr näher zu kommen. Also schloss ich wortlos die Zimmertür, zog meine Jacke aus und hängte sie zusammen mir Maries Jacke in den großen Schrank. Ich warf gerade einen kurzen Blick ins Badezimmer, als ich Marie leise sagen hörte: "Schade, spanisch."

"Was ist spanisch?", hakte ich nach und ging zu ihr ans Bett. Sie ließ ein dünnes Buch auf den Nachtschrank fallen und sah mich verwundert an. Sicher hatte sie nicht erwartet, dass ich sie gehört hatte. "Ähm, das Buch." Sie nahm es noch einmal vom Nachtschrank und zeigte es mir. "Charles Dickens - Ein Weihnachtslied in Prosa."

"Woher weißt du, dass es das ist, wo es doch auf spanisch ist?"

"Ich erkenne die Illustrationen wieder. Die Gleichen, wie in der Erstveröffentlichung." Sie schlug eine Seite auf und hielt mir das Buch entgegen, so dass ich auf einer ziemlich finsteren Abbildung einer Zeichnung erkennen konnte, wie der Geist von Marley gerade Scrooge heimsuchte. "Wäre es auf deutsch oder englisch gewesen, hättest du es dann heute Abend gelesen?" Marie nickte. "Ich kann dir die Geschichte ja erzählen", schlug ich in einem fast flirtenden Tonfall vor. Sie sah schnell weg, drehte ihr hübsches Gesicht von mir ab, aber nicht schnell genug. Ich hatte trotzdem einen Blick auf die aufkommende Röte um ihre Nase erhaschen können. "Ach, ich hab die Geschichte ja schon mehrmals gelesen. Ich kenne sie also schon."

"Aber du kennst meine Version noch nicht", gab ich ihr in einem verheißungsvollem Ton zu bedenken und zwinkerte ihr zu, als sie mich daraufhin ansah. Mit meinem Lächeln und dem Zwinkern schaffte ich es tatsächlich, dass sie kurz und leise kicherte und mich damit völlig verzauberte. Ich schwor mir, dass ich dieses niedliche Kichern heute noch einmal hören würde und ich sie mindestens einmal dazu bringen würde herzhaft zu lachen. 

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