Allein in diesem See voller Scheisse

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"Und du bist ganz sicher, dass diese Typen keine Rivalen aus deiner Gang waren? Ich meine warum sonst, solltest du immer mit blauen Flecken rumlaufen. Ich meine du kannst es uns wirklich anvertrauen, wir sehen ja auch so aus, ich meine vertrauenswürdig also im Sinne von uns kann man vertrauen, verstehst du?" fragt mich Nathan und macht dabei grosse Augen. Einen Hirnschaden hat dieser Junge. Ich weiss nicht ob ich lachen oder weinen soll, für solch ein Geschöpf wie Nathan. Die restlichen Jungs scheinen nur genervt, da sie sich diese amüsante Dummheit schon gewöhnt sind.

Tja, ich bin es nicht und ich frage mich jedesmal was bei seiner Geburt schief gelaufen sein könnte. Vielleicht hat er ja einen Defekt, nur wissen wir es nicht, sondern erst in hundert Jahren ,wer weiss das schon.
"Wie oft soll ich noch zu verstehen geben, dass ich in keiner Gang bin. 'Das ich mit blauen Flecken rumlaufe' so hast du es doch benannt, hat einen Grund, den ich mir nicht ausgesucht habe und ganz sicher nicht von Rivalen meiner angeblichen Gang." beende ich meinen Satz mit einem leichten Augenrollen. Ich habe diesen Jungs, so schwer es mir auch fällt, viel zu verdanken. Und ich habe eine leise Ahnung, dass ich ihren zum Teil berechtigten Fragen nicht ausweichen kann, vielleicht möchte ich das auch nicht mehr.

Ich habe es so satt immer zu lügen, mich zu verstecken und allein zu sein. Allein in diesem See voller Scheisse. "Erzähl uns doch bitte was dir passiert ist und warum?" stellt mir Cameron eine Frage. Ich hoffe wirklich ich kann mich diesmal  ein klein wenig öffnen und einige Sachen preisgeben, also brauche ich jetzt absolute Willensstärke einer Kriegerin. " Keine Ahnung." erwiedere ich auf seine Frage. Wow seht ihr wie stark ich mich geöffnet habe. Ich hatte gar nicht im Sinn so genervt zu antworten, ich denke mein Inneres Ich konnte sich noch nicht dazu zwingen seine Mauern fallen zu lassen. Ich seufze schwer und fange noch einmal von vorne an.
"Ich habe mir gedacht ich bin besser alleine dran, da ich dann keine Fragen hätte beantworten müssen, was ich jetzt zwar tue, aber das ist nicht der Punkt. Wie ihr sicher vermutet war es so einfach, wie diese köstlichen Cookies zu essen, Nathan dazu zu bringen, mich weg von hier zu einem Park zu fahren. Nathan wenn wir schon dabei sind du hast es mir versprochen, nichts zu sagen." An dieser Stelle werde ich gleich von Nathan unterbrochen. " Ich weissss," mit starker Betonung auf das S ," dass ich nichts hätte sagen sollen, ich konnte ja nicht wissen wie hinterlistig meine Freunde sind. Sie hatten einen Ersatzschlüssel zu meinem imaginären Schlüssel, es ging nicht anders als ihnen die Wahrheit zu gestehen." Er stellt es so dar als hätte er gerade kläglicherweise verraten, wo sich der Goldschatz der Inkas befindet. Ich übernehme wieder das Wort. " Naja wie auch immer. Im Park angekommen, hatte ich meine Erleuchtung ,wie dumm ich eigentlich bin bei meinem Zustand eine warme Einrichtung zu verlassen. Da das extrem ermüdet, musste ich mir einen Schlafplatz suchen. Nach einiger Zeit tat ich das auch , nur wurde ich schon nach einem kurzen Schläfchen von einem Bastard geweckt, der mich verscheucht hat, mit seinem doofen Stock." Den letzten Teil murmle ich so leise, dass die anderen ihn unmöglich hätten hören können. Benjamin zieht eine Braue hoch, Cole starrt ins Leere sowie Adam, Nathan.. Ich weiss nicht was Nathan da gerade macht und Cameron läuft wütend hin und her. Also diese Reaktion hätte ich jetzt nicht erwartet. "Das war nicht meine Frage! Warum hast du überall blaue Flecken? Warum scheint niemand etwas davon zu wissen und vorallem wie lange hast du schon diese Verletzungen? Ich habe deine Verbände gesehen, du kennst dich damit aus das erkennt man sehr deutlich." Ich schlucke schwer und werde ganz nervös .

Ich war schon mal todtraurig, extremverängstigt, wütend aber noch nie war ich so nervös wie jetzt gerade. Die anderen schauen mich erwartend an und scheinen doch tatsächlich auf eine Antwort zu hoffen. Ich weiss ja nicht, mir ist einfach mulmig zu Mute jemandem oder gleich mehreren meine ganze erbärmliche Lebensgeschichte zu erzählen. Seit ich denken kann bin ich alleine, meine Mutter habe ich nie kennen gelernt, ich weiss nicht einmal ob sie noch lebt oder schon längst tod ist. Ich war meinem Vater all die Jahre ausgesetzt und musste alleine klarkommen, mir Essen suchen und nie hatte ich Hilfe oder gar jemand den mein Leben interessierte, klar das es mir jetzt schwer fällt mich zu öffnen. "Ich weiss nicht." flüstere ich sehr leise aber genug laut, dass es die anderen hören.

" Wie du weisst es nicht! Es liegt mir nicht besonders viel an dir, dennoch haben ich und meine Jungs dir mehr als einmal aus der Patsche geholfen, dich rechtzeitig retten können als du fast verreckt bist oder dich Bescheurte aus dem Park zu holen, der nebenbei dafür bekannt ist für ihre Drogenabhängige! Wir haben ein Recht die Wahrheit zu erfahren also sprich verdammt!" Cameron spuckt die Worte förmlich aus. Ich muss zugeben als er sagte ihm läge nicht viel an mir, war ich wohl ein paar Sekunden zu lang verletzt. Seine Worte treffen mich, was sie nicht sollten, das weiss ich. Diese Gefühle werden schnell durch Wut ersetzt.
" Du hast keine Ahnung, ihr alle nicht. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen wie schlimm mein Leben ist. Ich bin alleine jeden verdammten Tag, seit ich auf der Welt bin. Meine erste Ohrfeige habe ich mit 3 bekommen. Wer weiss ob es die erste war...Seit ich 6 bin werde ich jeden Tag geschlagen, getreten oder ausgepeitscht. Mein Körper ist entstellt, hässlich und viele Narben werden nie verblassen. Ich bin mehrere Male ausgebüchst, habe versucht ein besseres Leben anzufangen, allein. Jedes Mal hat er mich wieder zurückgeholt, mich bestraft bis ich bewusstlos wurde.
Ich bin immer allein und es ist normal für mich. Also entschuldige Arschloch, dass ich mich nicht schon früher offenbart habe. " Ich habe mich so in Rage geredet, dass ich gar nicht realisiere was ich alles sage. " Wer ist er?" fragt Benjamin mich bedacht.
"Mein Vater! Mein liebenswürdiger Vater." Bei dem Wort Vater lege ich meinen ganzen Hass rein, die Wut, die Trauer einfach alles. Ich bin allein.
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Ich habe schon viele Ideen wie das Buch weitergehen soll und ich freue mich jetzt schon, die mit euch zu teilen. Ich wünsche allen Frohe Weihnachten, einen guten Rutsch ins neue Jahr und falls das Jahr 2016 bei euch auch nicht gerade super war..Es wird besser:) Viel Spass beim Lesen:)

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