Es bleibt lange Zeit ruhig, ich denke es traut sich Niemand die Stille zu unterbrechen, selbst ich nicht. Ich kann es nicht fassen, dass ich einen kleinen Teil von mir an echte Menschen, mit Fleisch und Blut, anvertraut habe. Ich habe Angst vor ihren Meinungen trotzdem fühle ich ein klein wenig Erleichterung. Sie erwachen langsam alle aus ihrem Schockzustand und richten beinahe gleichzeitig den Blick auf mich.
Haben die das etliche Stunden vor dem Spiegel geübt und die Übungsstunde Synchrones Bewegen getauft? Adam macht den Mund langsam auf, schliesst ihn aber sofort wieder als würde er gar keine Worte finden, Cole schüttelt immer wieder leicht den Kopf, ihm ist der Gedanke glaube ich nicht gekommen, dass meine Verletzungen von meinem Vater stammen könnten. Benjamin starrt nachdenklich das Sofan an, ich denke er ahnte schon länger, was sich hinter meinen Blessuren verbergte. Tja Cameron scheint wütender als vorher zu sein, was ich nicht verstehe, denn 1. kennt er und die anderen jetzt die Wahrheit, grob gesehen und 2....Verdammt noch mal ich habe mich geöffnet, was mir so schwer gefallen ist wie hundert Kilogramm zu stemmen, also so gut wie unmöglich und dem Herren passt es immer noch nicht.
Ich bin so unglaublich wütend und traurig, aus Gründen die ich nicht verstehe oder nicht verstehen will, ich weiss es nicht. Meine frustrierten Gedankengänge werden durch Nathan unterbrochen, der wie nicht anders zu erwarten mit dem nächsten Schrott um die Ecke kommt. " Naja, dann ist dein Vater in einer Gang?" Dass er diese Frage aufrichtig stellt, ohne einen Hauch von Belustigung oder Sarkasmus lässt mich beinahe verzweifelt aufschreien. Diese Frage scheint mir so unrealistisch wie Hamsterfisch Babies zu haben oder einen Löwen in der Stadt rumlaufen zu sehen. Meine Fantasie geht mal wieder mit mir durch, dass muss ich zugeben.
Cameron platzt nun endgültig der Kragen. " Nathan, wann hörst du auf eine solche Scheisse zu labern? Kannst du nicht einmal in deinem Leben deine Fresse halten? Danke!" Nathan zieht gekränkt den Kopf ein und murmelt irgend etwas unverständliches vor sich hin. Klar ist Nathan nicht der Hellste und er hat gerade totalen Mist von sich gegeben aber das ist kein Grund so wütend zu werden. Ich sehe nicht ein warum sich Cameron jetzt so dermassen aufregt.
Er steht schnell von der Couch auf, sagt irgendetwas von er wolle sich diese Scheisse nicht mehr geben und verschwindet nach Draussen um Luft zu schnappen. Sag mal gehts noch? Dieser Badtard hat kein Recht sich so aufzuregen. Ich schaue die anderen deswegen angepisst an und sie versuchen meinen Blicken auszuweichen, was ihnen bei meinem stechenden Blick nicht sehr gut gelingt. "Könnte mir einer von euch erklären welches Recht sich aufzuregen Cameron nimmt?" frage ich die restlichen Jungs spitz. Nathan sitzt immer noch wegen vorhin gegränkt da und scheint jetzt nicht viel mitzubekommen. Adam und Cole scheint meine Frage sehr aufzuwühlen. Sie schauen sich immer wieder gegenseitig an als wollten sie sich absprechen, ob sie nun mit der Wahrheit rausrücken sollen oder mir eine Lüge auftischen. Benjamin dagegen ist voll und ganz in seinen Gedanken versunken. Ihn und Cameron kann ich am schlechtesten lesen, die anderen wirken auf mich eher wie ein offenes Buch.
Benjamin schaut mich plötzlich mit seinen grau blauen Augen an und setzt mit seiner Antwort auf meine Frage an. " Er verbindet Persönliches damit, nimm es nicht all zu ernst." Nicht all zu ernst nehmen?! Ich habe die Wahrheit gesagt und soll es jetzt nicht all zu ernst nehmen wenn einer daraufhin beinahe ausrastet? " Das war eine miese Idee.." murmle ich vor mich hin. " Wie bitte?" fragt Adam nun.
" Ich sagte das war eine miese Idee. Ich hätte nie erzählen dürfen wie meine Realität aussieht. Wahrscheinlich geht ihr noch zur Polizei und dann ist es erst recht nach hinten losgegangen." Nun wird Benjamin lauter." Die Polizei wäre wenigstens ein vernüftiger Gedanke bei deiner Situation. Denkst du, du bist das einzige Gewaltsopfer auf dieser Welt ? Alle scheitern sie daran, dass sie zu stur sind um Hilfe anzunehmen, Vertrauen zu schenken oder Menschen die zuhören würden von sich wegzustossen. Nein solche Menschen wie du bleiben gerne in ihrem Sumpf wo sie alleine sind und reden sich ein, dass sie Menschen mit ihrem Leid belasten und dass, es so besser für alle ist. Wer entscheidet das? Solche Leute wie du lassen jemandem gar nicht erst die Chance sich zu sorgen. " Ich habe die ganze Zeit, während er gesprochen hat, in seine Augen gestarrt und zum ersten Mal konnte ich in seinen Augen, seine wahren Gefühle erkennen.Ich muss seine Worte erst ein Mal sacken lassen, da sie eigentlich ziemlich ins Schwarze treffen. Die Angst vor Verstossung ist einfach soviel grösser als das Richtige zu tun und sich Hilfe zu holen. Angenommen ich würde wirklich zur Polizei gehen. Welche Beweise habe ich dafür, dass ich misshandelt werde? Sie glauben mir, was dann? Komme ich ins Heim, da ich noch nicht 18 Jahre alt bin oder zu einer Pflegefamilie? Könnte ich sogar schon selbständig wohnen und mich versorgen oder wie würde das laufen?
Sollte die Polizei mir allerdings nicht glauben, habe ich ein gewaltiges Problem, denn eins ist klar ich kann nicht ewigs hier in dieser Lagerhalle bleiben. Wieso auch, die Jungs schulden mir ja nichts. Dann komme ich wieder 'nach Hause' wo ich brutal zusammen geschlagen werde, da ich es gewagt habe von meinem Vater zu fliehen und ihn zu verraten. Man merkt also in welch verzwickter Lage ich stecke. " Es klingt einfacher als es ist .. Glaubt mir die Polizei nicht, bin ich am Arsch, glaubt sie mir, stecke ich auch in der Klemme. Ich denke nicht, dass mein Vater oder Erzeuger sich nicht rächen wollen würde." setze ich ruhig an. "Hmmm.." Cole zieht lange ein nachdenkliches Gesicht bis er weiter redet." Wieso wohnst du nicht eine Zeit lang hier bis du dir im Klaren bist welchen Schritt du gehen möchtest. Dein Vater hat bestimmt keine Ahnung wo du dich hier befindest und kann dich somit nicht zu sich zurück holen. In der Schule müssen wir sowieso Zeit zusammen wegen des Projekts verbringen, da würde es sich gleich gut treffen wenn du hier wohnen würdest. Genug Zimmer haben wir auch. Es spricht also nicht viel dagegen." Ich sehe die anderen nachdenklich an. Cole schaut mich zuversichtlich an, Adam und Nathan scheinen auch nicht viel dagegen zu haben und Benjamin ist immer noch ein wenig wütend aber scheint nicht grundlegend etwas gegen diese Idee zu haben, Cameron ist gar nicht da um mitzureden und ich.. Ich bin sprachlos.
Ich überlege fieberhaft warum ich das Angebot ablehnen sollte aber mir fällt nichts ein darum willige ich ein und teile ihnen aber mit, dass ich nur so lange wie es nötig ist bleibe. Sie geben sich damit zufrieden was mich sehr glücklich stimmt. Ich habe endlich, wenn auch nur für kurze Zeit ein Dach über dem Kopf und das ist ein verdammter Lichtblick. Ja fast schon ein Fünkchen Hoffnung.
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Ich wünsche euch allen einen guten Rutsch ins neue Jahr und feiert Silvester schön.
Viel Spass beim Lesen:)
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Saved by the Bad Boys
JugendliteraturClara Johnson . Eine heile Familie hatte sie nie. Sie wohnt in einer kleinen Hütte in der nähe des Waldes , mit ihrem Vater oder wie sie es zu sagen pflegt, ihrem Erzeuger. Er schlägt sie und behandelt sie wie ihr Eigentum. In der Schule ist sie uns...