Wer?

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Winnetou sah mich an. Er ließ den Vorhang zurück fallen und stellte sich direkt vor mich. Aus Reflex senkte ich den Kopf. Sofort schob er meinen Kopf wieder hoch. Seine Hände wanderten zu meinem Bein. Ab dort schob er das Kleid hoch bis unter meine Brüste. Er sah die blauen Flecken und Striemen die mein Vater und mein Bruder verursacht haben. Eine meiner Tränen tropfte auf seine Hand. Er hielt kurz inne und legte seine Hand dann an meine Wange. Mein Kleid rutschte wieder runter. "Du musstest Gewalt erfahren. Von den Weißgesichtern?" stellte er fest. "Ja musste ich und nein sie waren es nicht. " sagte ich leise. "Dein eigener Stamm." sagte Winnetou erschrocken. "Ich hätte nicht darüber reden dürfen. Es tut mir Leid. Vergessen wir das." sagte ich schnell und wandte mich ab. "Warum kannst du mir nicht vertrauen?" fragte er traurig. "Es gab nur eine Person der ich je trauen konnte. Aber diese starb als ich 14 wurde. " sagte ich. Immer mehr Tränen kamen und mein Sichtfeld verschwamm. Dann tat er etwas was ich nicht erwartet hatte. Er setzte sich hin und zog mich in seine Arme. An seine Brust gelehnt weinte ich mich aus. Seine Hand strich dabei immer wieder sanft über meinen Rücken und er murmelte beruhigende, indianische Worte.
Irgendwann war ich wohl eingeschlafen denn am nächsten Morgen wachte ich in Winnetous Armen auf. Was ist nur mit mir los? Ich konnte nie jemandem außer meinem Onkel vertrauen und nun schlief ich in den Armen eines fremden Mannes. "Geht es dir wieder besser?" fragte dieser plötzlich. Ich zuckte zusammen. Er richtete sich auf und legte seine Hand auf meine Taille. "Alles ist gut." flüsterte er und gab mir einen Kuss auf die Stirn. "Ich hab mich nur erschrocken, ich bin sowas nicht gewohnt. " sagte ich. "Wir sollten etwas essen gehen" beschloss Winnetou und zog mich auf die Beine. "Geh schonmal vor. Ich muss mich noch umziehen." sagte ich und lächelte. Er veließ das Zelt. Schnell zog ich mich um und trat dann selbst aus dem Zelt. Als ich mich an die Feuerstelle setzte wurde mir direkt etwas zu essen gerreicht. Nscho-tschi setzte sich neben mich. Als einige Krieger und Winnetou sich zu den Pferden begaben sah ich sie fragend an. "Sie gehen auf Patrouillie und bringen etwas zum Essen mit. Du solltest dich bei Winnetou verabschieden. Soll ich dir danach den See zeigen?" sagte sie. Ich nickte und stand auf. Ich ging schnell zu Winnetou. "Nscho-tschi meinte ich sollte mich von dir verabschieden. Es tut mir Leid aber ich habe keine Ahnung was ich alles tun soll." sagte ich schüchtern und sah auf den Boden. Er hob meinen Kopf und küsste mich auf die Stirn. "Bleib bei Nscho-tschi während ich weg bin." sagte er und stieg auf. Ich sah den Kriegern nach bis sie am Horizont verschwunden waren.  Dann ging ich mit Nscho-tschi zum See. Der See war so schön. Wir wuschen uns schnell und ließen dann in der Sonne unsere Haare trocknen.
Nachdem unsere Haare trocken waren sahen wir den Kindern beim spielen zu. Einigen Mädchen flocht ich die Haare und sie waren glücklich. Irgendwann kehrten wir ins Lager zurück. Als wir am Feuer saßen hörten wir plötzlich Hufgetrappel. Intschu-tschuna kam aus seinem Zelt. Eins war klar. Das waren nicht Winnetou und seine Männer.

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