Book of Love ~ Kargisa

Verdammte Liebe 6

Freitag – das Sommerfest stand an. Das Hauptgebäude war üppig geschmückt, überall Girlanden, Wimpel und Schilder. Die Schule wirkte ein Mal im Jahr, nur zu diesem besonderen Anlass nicht wie ein Gefängnis, sondern wie ein freudiger Ort, auch wenn es wie immer nur um den Machtkampf der Klassen ging.

Ich frage mich oft wie mein Leben verlaufen wäre wenn ich eine normalere Schule besucht hätte oder wenn ich nicht in die E-Class gekommen wäre. Was wäre jetzt anders? Wäre ich anders? Wahrscheinlich.
‚Sich mit der Vergangenheit zu befassen macht diese zwar nicht ungeschehen, aber es kann einem in Zukunft weiterhelfen.’, das hatte Koro-sensei uns erst vor kurzem gesagt und ich finde er hat recht. Nur wie mir meine Vergangenheit in Zukunft helfen soll ist mir noch unschlüssig, auch wenn ich schon oft darüber nachgedacht habe.

Während ich darüber nachdachte ging ich ein Stück über den Schulhof, vorbei an zahllosen Ständen, alle bunt verziert.
Das ganze Schulfest gleicht einer einzigen Maskerade, Jahr für Jahr, jedes Mal aufs Neue. Den Gedanken daran finde ich verwerflich, doch ich denke dass jeder Mensch diese Maskerade spielt und wer nicht mitspielt…geht unter.

Am Zaun angekommen blickte ich den Pfad entlang, der in das Nebengebäude führt.
Ob uns überhaupt jemand bemerken würde? Und ob der jenige dann auch den beschwerlichen Weg nach oben macht?
Eher unwahrscheinlich.

Dieses Jahr führen wir ein Theaterstück auf. Ich selbst habe weder bei den Vorbereitungen geholfen, noch davon gewusst. Diese Tatsache fühlt sich auf mehreren Ebenen schlecht an – Ausgeschlossen, Unnütz, Feindselig, Hilflos, Trauer, Verzweiflung…Hass?
Ich bin mir meiner Gefühle gerade nicht im Klaren. Jeder noch so kleine Stoß bringt mich komplett aus der Bahn. Alles wirbelt um mich herum. Ich möchte mich einfach nur verstecken.
Doch das kann ich nicht… Ich muss mich zusammenreißen!

Vor dem Schulgebäude dachte ich noch einmal kurz nach. Doch ich durfte mich nicht selbst runterziehen.
Gedanken aus – Lächeln an…Maskerade…

Im Klassenzimmer angekommen waren schon alle fleißig am rotieren und ich war mir nicht sicher ob ich mich in der Zeit geirrt hatte und jetzt zu spät war, doch selbst wenn wäre es Niemandem aufgefallen.
Alle liefen hektisch durcheinander und räumten Sachen, Requisiten und andere Dinge von einem Ort zum anderen und wieder zurück.
„Nagisa!“, Nakamura kam sichtlich gestresst auf mich zu, „Hast du gerade nichts zutun?“
„Ähh- nein, ich glaube nicht.“
„Gut, du bekommst nämlich einen Spezialauftrag.“
„Spezialauftrag?!“
Freudestrahlend nahm sie meine Hand und zerrte mich in eine Ecke des Raumes.
„Du musst Koro-sensei ein bisschen von hier fern halten und ablenken.“
„Wie soll ich das denn bitte machen?“
„Dir fällt schon was ein.“, schnell zwinkerte sie mir zu und verschwand wieder.

Wie soll ich das denn nur anstellen?
Ich grübelte vor mich hin, als plötzlich irgendetwas leicht auf meinen Kopf schlug.
„Karma?“
„Hey.“
„Du bist schon da?“
„Ja, passiert. Was überlegst du hier allein in deiner Ecke?“
„Ich soll Koro-sensei ablenken.“
„Aha…schade“, er kam näher an mein Ohr heran und flüsterte dann, „Ich hätte gedacht wir schleichen uns weg und haben etwas Spaß zusammen.“
„Du willst dich vor der Arbeit drücken und stattdessen rumspielen?“
„Klar, könnte dir vielleicht sogar zugute kommen, ich hab da eine Idee…“
Karma packte mein Handgelenk und führte mich nach draußen, danach verschwanden wir im Wald und ich bekam ein schlechtes Gewissen, dass ich mich vor der Arbeit drückte.

Als wir ein Stück in den Wald hinein gelaufen waren, drückte mich Karma plötzlich gegen einen Baum und zwang mich in einen tiefen Kuss hinein, während ich ein Stück am Baum hinab glitt.
Ich kam mir immer ein wenig idiotisch vor, doch ich konnte nichts dagegen machen, geschweige denn mich wehren. Meine Gefühle waren einfach zu intensiv und zu verwirrend, was mir immer größere Sorgen bereitete.
Nach kurzer Zeit griff Karma nach meinen Händen, drückte sie nach hinten und ehe ich mich versah war ich an den Baum gefesselt.
„Wa-?!“