Junge oder Mädchen ?

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Am Valentinstag

Die ganze Schule, nein fast schon die ganze Stadt schien verrückt zu spielen!
Und dies merkte man auch in dem überwiegend hölzernen Gebäude der E-Klasse, die abgesondert vom Rest der Kunugigaoka Mittelschule auf einem Berg des Geländes unterrichtet wurde.
Die E-Klasse war von der ganzen Schule als „End Klasse“ verschrien und in den Augen der Lehrer und Schüler des Hauptgebäudes nichts wert.
Das alte, hölzerne Schulgebäude war nicht einmal gut ausgestattet, nur das Nötigste war dort zu finden!
Doch davon ließen sich die Schüler seit sie von Koro-sensei, einem großen, gelben octopusähnlichen Wesen mit vielen Fähigkeiten, nicht mehr unterkriegen und versuchten aus ihrer Zeit das beste zu machen.
Dies war schon in den Zensuren und dem Verhalten der Schüler deutlich geworden.
Denn obwohl ihr Hauptaugenmerk darauf lag, ihren Lehrer, egal was er alles für sie tat, zu töten, da dieser sonst die Erde zerstöre, wie er es bereits im vergangenen März mit dem Mond getan hatte.
So war der Alltag der E-Klasse mit lernen, über sich hinauswachsen, Spaß und den Anschlägen auf Koro-sensei gespickt.
Jedoch mussten die Schüler dies nicht alleine versuchen, da sie vom Verteidigungsministerium zwei weitere „Lehrer“ bekommen hatten, die sie neben den normalen Fächern auch darin unterrichteten, wie sie Koro-sensei denn töten konnten.
Doch diese Geschichte, ob erwartet oder nicht, stellt sich eher den Problemen der Jugendlichen, denn wie schon erwähnt, schien die ganze Stadt den Verstand zu verlieren und das nur, da der Valentinstag vor der Tür stand!

Die Sonne ging träge an diesem Montagmorgen auf und tauchte das Zimmer eines kleinen, blauhaarigen Mädchens in ein angenehmes rotorange.
Vom Kitzeln der Strahlen geweckt öffneten sich ihre großen, ebenfalls blauen Augen und verschlafen rieb sie sich mit der Hand über diese, als sie aus ihrem großen, mit rosa Bettwäsche bezogenen Bett krabbelte.
Mehr schlafend als wach klaubte sie ihre Hausschuhe auf, schnappte sich ihre Kleidung für den Tag und verschwand lautlos im, an ihrem Zimmer angrenzenden, Badezimmer.
Wenig später stand sie mit nassen, offenen Haaren vor dem Großen, über dem Waschbecken befestigten Spiegel und überlegte, was sie mit ihren Haaren machen konnte.
„Soll ich weiter mit der Frisur in die Schule, die Kayano-san mir gemacht hatte? Oder soll ich was ändern?“, dachte sie sich und bürstete sanft über ihre blauen Locken.
Sie wurde in der Schule meist als Junge wahrgenommen, was durch ihre Schuluniform nur verstärkt wurde und ihr eine Zeit lang auch nichts ausgemacht hatte!
Doch seit einiger Zeit wünschte sie sich, dass es sich änderte!
Sie wollte als Mädchen wahrgenommen werden, wollte Mädchensachen machen und dem Jungen, dem sie verfallen war, näherkommen!
Aber sie wusste nicht, wie sie es machen sollte, denn es war nicht einfach, jetzt plötzlich als Mädchen in die Schule zu gehen, da sie nicht wusste, wie ihre Klasse, ihre Lehrer und die Schüler der anderen Klassen reagierten.
Zudem hatte sie angst davor, wie ihre Mutter reagierte, immerhin sollte sie schon, seit sei klein war, das perfekte Mädchen sein!
Und dadurch, dass sie meist wie ein Junge herumlief, achtete ihre Mutter eher darauf, dass sie zu Hause Kleider und Röcke trug.
Doch wenn dies wegfiele, hätte sie dann nicht mehr Zeit, sich wieder allem drum herum zuzuwenden?
Das wollte das Mädchen nicht!
Nagisa Shiota wollte endlich als Mädchen wahrgenommen werden, aber nicht das perfekte Püppchen spielen müssen!
Sie machte sich noch eine Weile Gedanken, bis ihre Mutter am Bad anklopfte und sie dazu drängte, sich zu beeilen.
„Du kommst sonst noch zu spät Nagisa-chan!“, rief ihre Mutter ihr durch die geschlossene Tür zu und wirkte, als hätte sie wirklich gute Laune.
„ich bin gleich so weit, Okasan!“, rief sie zurück, strich ein letztes Mal mit der Bürste durch ihr Haar und verließ das Badezimmer mit noch immer offenen Haaren.
Sie wusste nicht, was sie schlussendlich zu dem Gedanken gebracht hatte, aber sie wollte an diesem Tag mit offenen Haaren in die Schule.
„Ah, mein Schatz! Lässt du deine wunderschönen Haare endlich offen?“, wurde sie auch gleich von ihrer Mutter gefragt, die an ihrem Schrank stand und eine weitere ihrer Schuluniformen in der Hand hielt.
Mit den bekannten Hosen.
Ihre dunklen, fast schwarzen Haare waren so wie immer in einem Seitenscheitel und offen, wobei es auffiel, dass einige Strähnen länger als andere waren und gekleidet war sie schon in ihre Arbeitskleidung.
Diese bestand aus einer hellen, cremefarbenen Bluse, einer dunkelblauen Stoffhose mit sauberer Bügelfalte und einem ebenfalls dunkelblauen Halstuch.
„Ja, Okasan. Ich dachte das ist für heute schön.“, antwortete Nagisa und sah leicht auf ihre Hose.
Sie war sich nicht sicher, ob sie für diesen Tag nur ihre Haare oder auch schon ihre Kleidung ändern sollte.
Denn die Möglichkeit hatte sie durch eine einzige Mädchenuniform, die sie bei Schuleintritt bekommen hatte.
„Falls sie sich in Bälde dazu in der Lage sah, diese auch tragen zu können!“, wie sich der Vorstandsvorsitzende dazu geäußert hatte.
An diesem und auch nur an diesem Tag hatte Nagisa das Gefühl gehabt, dass dieser wirklich ein Mensch wie jeder andere war, da er auf ihre Probleme eingegangen war und erlaubte, solange in den Akten stände, welchem Geschlecht sie angehöre, dass sie als Junge zur Schule ging.
Mit allen Fächern, Uniformen und der Anrede!
„Nagisa-chan?“, sie war so in Gedanken versunken, dass sie erst nach einigen Versuchen mitbekam, dass ihre Mutter sie ansprach.
„Ja Okasan?“, fragte sie, kaum dass sie es realisiert hatte, nach.
Mit diesem Blick, als habe Nagisa sie schon wieder enttäuscht, legte Hiromi, also ihre Mutter die Schuluniform wieder in den fein säuberlich aufgeräumten Schrank aus hellem Holz und schloss die Spiegeltür wieder.
In der Reflexion konnte Nagisa den Blick noch deutlicher erkennen, als nur durch das ihr zur Hälfte zugewandte Gesicht.
„Ich muss heute leider eher zur Arbeit.“ fing Hiromi an und sah nun doch zu ihrer Tochter auf, „Ich habe dir dein Frühstück für hier und dein Mittagessen für die Schule schon gemacht. Sei fleißig in der Schule!“
Mehr sagte sie nicht, sie ging einfach an Nagisa vorbei.
Keine reguläre Verabschiedung und noch weniger, dass sie Spaß in der Schule haben sollte, kam über ihre Lippen.
Sie sollte sich nur anstrengen!

Wenig später hörte sie de Wohnungstür zufallen und sah auf den kitschigen Wecker, der auf dem hellen Holzschreibtisch neben ihrem Bett stand.
Dieser zeigte ihr, dass sie noch etwa eine halbe Stunde hatte, ehe auch sie los musste.
Fest verkrampfte sich ihre Hand in ihrer Hose, als sie zu ihrem Schrank sah, in dem ihre Kleidung war.
„Ich könnte es doch versuchen?“, murmelte sie leise vor sich hin, ohne dass es überhaupt für jemanden bestimmt war.
Sie atmete noch ein paar mal tief durch und ging dann, hoch erhobenen Hauptes auf die Spiegeltür zu.
Dabei konnte sie sich selbst betrachten, wie sie mit nackten Füßen über ihren hellblauen Kuschelteppich lief und ihre Hand schon bevor sie am Schrank ankam in die Höhe glitt, bereit den Schrank zu öffnen!
Rasch öffnete sie, kaum dort angekommen den Schrank, als habe sie angst, dass sich ihr aufkommender Mut wieder verflüchtige und sie es sich nicht traute.
Genauso rasch, wie sie den Schrank geöffnet hatte, kramte sie nach ihrer Mädchenuniform, wobei sie sich schon mit dem Rock zufrieden gab.
„Ich hoffe ich bereue es später nicht!“, dachte sie sich, als sie die Hose gegen den Rock tauschte und diese in ihrer Tasche verschwinden ließ, die am Fußende ihres Bettes stand.
So konnte sie sich später, schon bevor sie nach Hause kam, umziehen.
„Der Tag kann beginnen!“, sprach sie sich selbst Mut zu und verließ wenig später ebenfalls die Wohnung.

Der erste der ihr auf ihrem Weg zur Schule begegnete war Karma Akabane.
Dieser war fast ein ein halb Köpfe größer als sie, hatte strahlend rote Haare, die fast schon wirr auf seinem Kopf lagen und ihn, unterstrichen von seinen goldenen Augen und dem spitzbübischen Lächeln, etwas verwegenes verliehen.
Und war sie sich sicher, dass er überrascht oder wütend reagierte, so wurde sie enttäuscht, denn er sah sie nur wissend an und lief ganz normal mit ihr zur Schule.
Die Schmetterlinge in ihrem Bauch ignorierte sie dabei völlig und auch ihre erröteten Wangen schob sie auf das kalte Wetter, denn obwohl es sonnig war, war es ja auch kalt!
Und kaum dass sie in der Schule ankamen, merkte sie auch, dass ihre Sorgen gerade in dieser Klasse unbegründet waren.
Denn weder die Schüler noch die drei Lehrer ließen zu, dass sie sich unwohl fühlte.
Ganz im Gegenteil, denn der normale Wahnsinn, wie er jeden Tag in der E-Klasse wahrzunehmen war, ließ sich auch an diesem Tag nicht abstreiten, da sich einige Schüler in der Wolle hatten, Bitch-sensei, die Profikillerin, die als Lehrerin vom Ministerium geschickt wurde, versuchte Karasuma-sensei, den zweiten Lehrer vom Ministerium, für sich zu gewinnen und die Schüler gemeinsam versuchten ihren Klassenlehrer zu töten!  
So konnte sie sich, wie jedes andere Mädchen in der Klasse, Gedanken darum machen, wie sie ihrem Schwarm das schön verzierte und mit einer Schleife zugebundene Päckchen überreichen konnte. 
„Ich hoffe Karma freut sich über selbstgemachte Schokolade!“, dachte sie noch, ehe sie die Frage beantwortete, die Koro-sensei an sie stellte.
Mit einem Strahlen, dass auch ihre Augen erreichte.

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Ich Danke euch so sehr für 7.32k reads.
Ich kann mein dank irgendwie nicht ausdrücken deshalb den Oneshot als dank. Ich hoffe er hat euch gefallen ^^ ♡

Book of Love ~ KargisaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt