Killer Instinkt

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  Der junge Mann saß auf dem Balkon eines heruntergekommenen Apartments und fixierte die Gruppe mit dem ausgebeulten Fernglas. Neben ihm lag ein Scharfschützengewehr auf den eisernen Streben. Aber er würde nicht schießen. Nicht jetzt zumindest.
Nagisa ließ das eine Bein über dem Abgrund baumeln und trommelte nachdenklich mit den Fingern auf dem Geländer herum. Das war also der berühmt-berüchtigte Karma Akabane. Erneut warf er einen Blick durchs Fernglas und ein winziges Lächeln stahl sich auf seine Lippen. Die Mordlust, die von dem rothaarigen Mann ausging, war bis nach hier oben zu spüren.
Nagisa griff nach der Akte, die sein Auftraggeber ihm hatte zukommen lassen und ging erneut die Fakten durch: Karma Akabane, oder von seinen Bandenmitgliedern auch the red devil genannt, war 25 Jahre alt und leitete die größte Verbrecherbande in ganz Japan. Auf ihr Konto gingen unzählige, organisierte Gewaltverbrechen, sodass die Bande in Flüsterton schon „Assasination Classroom" genannt wurde; ein Verband, der beinahe systematisch zum Killer ausgebildete.
Ohne dass er es verhindern konnte, musste Nagisa lächeln. Das versprach ein ausgesprochen interessanter Job zu werden. Die Absätze seiner schwarzen Lackschuhe klackten vergnügt gegen die Metallstreben des Balkons, aber das Geräusch ging im Lärm des tobenden Verkehrs auf der Straße zu seinen Füßen unter. Die Finger in den schwarzen Handschuhen hatte er fest um das Geländer des Balkons gelegt, aber jetzt löste er seine Hand von dem kühlen Metall und schwang die Beine zurück auf festen Boden. Der Auftragskiller hätte schießen können, das wusste er selbst nur zu gut; dennoch packte er jetzt mit einem leisen Lächeln auf den Lippen die Waffe sorgfältig in den schwarzen Koffer zurück. Seine Handgriffe waren dabei so geschickt und sorgfältig, aber dennoch routiniert, als würde er mit einer Antiquität umgehen, die er soeben zur Ausstellung vorbereitete; nicht mit einer Waffe fürs Morden.
Der junge Mann schulterte den Koffer und zog sich den schwarzen Hut tiefer ins Gesicht, sodass seine eisblauen Augen im Schatten der Krempe lagen. Mit federnden Schritten stieg er die Feuerleiter herunter, ohne den rostigen Streben auch nur ein Knarren zu entlocken. Als die Sohlen seiner schwarzen Lederschuhe auf den brüchigen Asphalt der Seitenstraße trafen, machte er auf dem Absatz kehrt und ging ohne sich umzusehen auf die Hauptstraße zu. Er wollte zu gerne einen näheren Blick auf Karma Akabane werfen.
Nagisa wurde prompt von dem erstickenden Gestank nach Abgasen begrüßt. Geschickt wand und schob er sich durch die Masse von Leuten, ohne das die Passanten ihn auch nur eines zweiten Blickes würdigten. Er war gefährlich, ohne Zweifel, aber im Gegensatz zu Karma merkten die Leute erst, wozu der schmale, junge Mann fähig war, wenn es schon zu spät war ein letztes Gebet zu sprechen.
Die Leute wichen dem Bandenführer beinahe unbewusst aus, als hätten sie versteckte Fühler, die seine unermessliche Mordlust aus der Luft schmeckten.
Aber Nagisa ging unbeirrt auf die kleine Gruppe von Männern zu, die ihm laut schwatzend entgegen kam.
Und als die beiden Männer, der Attentäter und der Bandenführer, an einander vorbeigingen, schien sich die Zeit ins endlose zu erstrecken, bis auch Sekunden Minuten, aus Minuten Stunden und aus Stunden letztendlich eine Ewigkeit wurde, bis die Zeit selbst zum erliegen kam. Die Mundwinkel des Bandenführers verzogen sich zu einem breiten, beinahe hungrigen Lächeln und seine kupferfarbenen Augen glitzerten amüsiert auf. Aber als the red devil sich umdrehte, war Nagisa bereits spurlos in der Masse der Passanten untergetaucht.
„Is' irgendwas, Boss?", wollte einer der Bodyguards wissen. Hinter den dunklen Gläsern ihrer billigen Sonnenbrillen suchten die Augen seiner Begleiter unsicher die Menge nach irgendjemandem ab, der ihren Boss zum zögern hätte bringen können.
Karma schüttelte bloß den Kopf und klopfe dem Mann auf die Schulter. „Nope", beruhigte er den Größeren. Seine kupferfarbenen Augen leuchteten geradezu vor Belustigung und das Grinsen auf seinen Lippen wirkte praktisch animalisch.
„Ich dachte nur, ich hätte gerade eine Fliege hinter mir gespürt"

Karma saß auf dem übergroßen Ledersofa in dem mit Antiquitäten und Luxusgüter überfüllten Raum und tat etwas, das er seit langem nicht mehr getan hatte: er wartete.
Geistesabwesen bohrte er mit der Spitze seines Messers Löcher in das rote Leder, das vermutlich ein Vermögen gekostet haben musste. Aber wenn man so weit gekommen war, wie er, gab es nicht viel um das man sich Gedanken machen musste. Und Geld war sicher keines dieser wenigen Dinge.
The red devil seufzte und legte den Kopf in den Nacken. Was fiel dieser erbärmlichen Fliege ein so lange zu brauchen? Wieder zog sich das hungrige Lächeln über sein Gesicht. Er wollte endlich seine Unterhaltung. Und er wollte sie jetzt.
Gelangweilt starrte er in die kristallenen Deckenlampen, die den Raum in ein weiches, fast schon schwummriges Licht tauchten und versuchte dann in einer fast kindlichen Manier, die bunten Lichtpunkte zu fixieren, die ihm wild vor den Augen herum tanzten.
Karma blies die Backen auf und bohrte den kalten Stahl ein weiteres Mal mit einem befriedigenden Plopp in das blutrote Leder. Und noch Mal. Und noch Mal. Und noch Mal.
Wie die platzenden Blasen von Luftpolsterfolie erklangen die Todesschreie des Sofas: plopp, plopp plopp, plopp.
Mit einem Mal fuhr Karma herum und schleuderte das Messer gezielt durch den Raum in eine schattige Ecke in der Nähe des Fensters.
„Hast du gedacht, ich würde dein nervtötendes Summen nicht hören, Fliege?", fragte der Mann in den Raum und erhob sich in einer fließenden Bewegung vom Sofa. Er trug ein weinrotes Hemd und eine schlichte, schwarze Anzughose, aber an der Art wie er dastand – stolz und umgeben von Kostbarkeiten - konnte man meinen, er sei ein König.
„Ich bin beeindruckt", erwiderte Nagisa und trat aus dem Schatten. Zwischen seinen Fingern hielt er das Messer, das Karma eben nach ihm geworfen hatte. „Ich hätte nicht gedacht, dass du mich bemerken würdest, so versessen wie du auf deine kindischen Spielchen warst"
Tatsächlich war es für den jungen Mann ein Schock gewesen, dass der Bandenführer seine Präsenz gespürt hatte. So etwas war bis jetzt noch niemandem gelungen.
Karma zuckte mit den Schultern und betrachtete sein Gegenüber ganz genau. Schließlich blieb sein Blick an den eisblauen Augen des Auftragsmörders hängen. Sein Grinsen wuchs weiter in die Länge, bis es fast schmerzhaft in seine Wangen schnitt.
„Ich hasse nun mal Insekten"
Nagisa zuckte nicht einmal zusammen und legte stattdessen amüsiert den Kopf schief. Seine kalten Augen verengten sich leicht, als er lächelte. „Oh, wirklich?", wollte der Kleinere wissen und schüttelte den Kopf. „Und ich dachte, du hasst Möbelstücke"
Karma warf dem malträtierten Sofa einen kurzen Blick aus dem Augenwinkel zu. Und war nur haarscharf in der Lage dem Messer auszuweichen, das auf ihn zugeflogen kam.
Die Waffe bohrte sich mühelos in die Wandpanelen hinter ihm, wo sie dann zitternd stecken blieb. Er ist schnell, fluchte der Rothaarige und riss im letzten Moment die Arme hoch, als Nagisas Fuß auf ihn niedergesaust kam. Wieder schlich sich der Hunger in seinen Blick. Der Hunger nach Beschäftigung.
Aber ich bin stärker. Karma drehte die Arme aus dem Ellebogen heraus und griff nach den Knöcheln des Mörders. Seine Finger krallten sich fest in die Anzughose seines Angreifers und scheinbar mühelos schleuderte the red devil Nagisa durch den Raum. Der junge Mann landete scheppernd in einer wahrscheinlich unbezahlbaren Ritterrüstung am anderen Ende des Zimmers.
„Du bist wirklich interessant!", lachte der Rothaarige und baute sich vor dem Mann auf. Karma holte mit der Faust aus und lies sie auf den am Boden liegenden Nagisa niedersausen. Aber im Bruchteil einer Sekunde zog der Attentäter den Brustharnisch der Rüstung schützend vor sich. Er konnte sich ein kleines Lächeln nicht verkneifen, als Karmas Faust mit einem schmerzhaften Knacks auf das polierte Metall traf.
The red devil jaulte auf und stolperte einige Schritte rückwärts, als Nagisa einen gezielten Schlag auf dessen Nasenwurzel ausführte. Wieder ertönte ein widerliches knacks, diesmal jedoch um einiges feuchter und Nagisa verzog unmerklich das Gesicht, als er Karmas warmes Blut durch den Stoff seines Handschuhs sickern spürte.
„Du bist wirklich...", begann der Bandenboss und seine Finger schlossen sich wie Schraubstöcke um das Handgelenk des kleineren. „...eine nervtötende Fliege!"
Bevor Nagisa Gelegenheit hatte, nach dem Mann zu treten, wurde er auch schon schmerzhaft gegen die Wand gepresst.
Karmas Gesicht war jetzt direkt gegenüber von seinem: blutverschmiert, mit einem breiten Grinsen und leuchtenden Augen starrte ihm der Bandenboss entgegen und wirkte mehr wie ein Tier als ein Mensch. Die Nase des Rothaarigen war offensichtlich gebrochen und ein Rinnsaal aus Blut lief ihm übers Kinn, von wo aus die Tropfen dann fast unsichtbar in dem dunkelroten Stoff seines Hemdes versiegten. Doch der Mann schenkte keinem dieser Umstände Beachtung. Mit einer Hand fixierte Karma Nagisas Hände über dem Kopf des Kleineren an der Wand, die andere schloss sich drohend um dessen Kehle.
Nagisa verzog angestrengt das Gesicht, als Karmas Griff sich lang immer stärker schloss. Sie eisblauen Augen verdrehten sich in den Höhlen nach hinten und der Mann spürte wie sich die Fingernägel seines Angreifers tief in das weiche Fleisch seines Halses bohrten.
Plötzlich breitete sich der kupferartige Geschmack von Blut in seinem Mund aus und es fiel ihm mit einem Mal schwer zu atmen.
Nagisa brauchte eine ganze Weile um festzustellen, das es nicht daran lag, dass er gerade erwürgt wurde, sonder eher an dem Umstand, dass Karma plötzlich die blutverschmierten Lippen auf seine presste.
Der Attentäter blinzelte überrascht, doch ihm blieb keine Zeit zu handeln, denn der Bandenboss riss ihn mühelos wieder von der Wand los und beförderte ihn mit einem Tritt in die Magengrube zurück in die Mitte des Raumes.
„Na los", forderte the red devil ihn auf und wischte sich mit dem Ärmel seines Hemdes das Blut vom Gesicht. „Streng dich an, bevor ich das Interesse an dir verliere und dich unter meiner Sohle zerquetsche, wie das nervtötende Insekt, dass du auch bist!"
Nagisa stand noch immer nach vorn gekrümmt mitten im Raum. Ohne Deckung. Ohne Angriffsmöglichkeiten.
Und trotzdem...ein ihm vollkommen unbekanntes Gefühl ließ ihm das Blut durch die Ader schießen und sein Herz schneller schlagen, während sein Magen sich seltsam schwerelos anfühlte. Seine Haut schien von innen heraus zu glühen und sein Atem war heiß und flach.
Zögerlich leckte er sich Karmas Blut von den Lippen. War das etwas Mordlust? Nein, zumindest nicht ganz. Da war noch irgendetwas anderes, das sein Herz wie verrückt zum schlagen brachte. Aber egal was es war:
Er wollte ganz sicher nicht, dass es aufhörte!
Mit einem schmalen Lächeln richtete der junge Mann sich wieder auf und spuckte theatralisch auf den Boden. „Hättest du mich nicht vorher zumindest zu essen einladen können?", spottete er und seine eisblauen Augen fixierten den Rothaarigen. Das hier war kein gewöhnlicher Auftrag mehr. Das ganze glich inzwischen mehr einem Spiel zweier Raubtiere, bei dem nur eines den Raum wieder lebend verlassen würde.
Nagisa ging betont langsam durch den Raum, ohne den Bandenboss aus den Augen zu lassen. Die kupferfarbenen Augen von Karma Akabane lagen dabei unentwegt wie ein blutiger Schleier auf ihm. Schließlich blieb der junge Mann an einer Wand stehen, verschränkte die Arme hinter dem Rücken und legte den Kopf leicht schief.
Gelangweilt von dem Mangel an Initiative schritt der Rothaarige auf den Kleineren zu, bis er ihn schließlich direkt gegenüberstand.
Noch immer lag dieses kleine Grinsen auf den Lippen des Attentäters, doch jetzt wuchs es weiter, bis schließlich ein aufrichtiges Lächeln sein Gesicht zum Strahlen brachte.
„Deinetwegen hab ich jetzt den widerlichen Geschmack nach Versager im Mund"
Nagisas harte Worte standen im krassen Kontrast zu seinem warmen Lächeln.
Karma schnaubte verächtlich und holte zum Schlag aus, aber in der Sekunde, in der er den Arm gehoben hatte, hatte Nagisa sich auch durch seine Deckung gewunden und presste ihm plötzlich ein Messer an die Kehle.
„Woher...?", zischte der Rothaarige als kupferne und eisblaue Blicke sich trafen. „Ich war so frei, mir das Messer in dieser hübschen Wandpanelle zu nehmen", entgegnete der Attentäter leise und ließ die Klinge langsam am Hals des Mannes hinaufwandern, bis die Spitze genau unterhalb Karmas Kinn lag.
Der glatte Stahl hatte eine hauchdünne Wunde in der Haut des Bandenbosses hinterlassen, aus der jetzt einige Tropfen Blut quollen.
Nagisa fuhr mit der Zunge über die Wunde und leckte das Blut auf. Karma zuckte zusammen, wagte aber nicht sich zu bewegen, da die Klinge noch immer direkt unter seinem Kinn saß. Der Rothaarige biss die Zähne aufeinander und starrte stur zur Decke, als sich eine Gänsehaut über seinen gesamten Körper ausbreitete.
Nagisa vergrub das Gesicht in der Halsbeuge des Größeren und begann langsam die Haut mit kleinen Küssen zu bedecken, während er sich seinen Weg von der Halsbeuge bis hin zum Kieferknochen machte. Karma zog scharf die Luft ein, als Nagisa eine Hand an seine Wange legte und ihn zwang, ihm in die kalten, blauen Augen zu sehen, die vor Aufregung glänzten.
Der Rothaarige schluckte, als der Attentäter sich plötzlich auf die Zehenspitzen stellte. Ihre Lippen waren nur noch wenige Millimeter von einander entfernt. Karma konnte den heißen Atem seines Gegenübers schmecken und ihre Lippen streiften sich kurz, als Nagisa mit einem Lächeln hauchte:
„Ver~sa~ger"
Karma zuckte erschrocken zusammen, als die Klinge blitzschnell einen Schnitt in seiner Wange hinterließ. Scheinbar mühelos wich der kleinere Mann den wütenden Schlägen des Bandenbosses aus und bei jedem Schlag ins Leere hinterließ der Attentäter einen weiteren Schnitt auf der Wange des Angreifers.
„Verdammte Fliege", knurrte der Größere und starrte seinen Peiniger mit wutverzerrtem Gesicht an. Seine Augen waren dunkel vor Zorn geworden, sodass sie jetzt wirkten wie zwei kleine Blutstropfen inmitten der weißen Iriden. Nagisa deutete mit einem strahlenden Lächeln eine Verbeugung an. „Das würde zumindest erklären, warum du mich nicht triffst"
Karma änderte kurzerhand die Strategie und stieg auf das mitgenommene Ledersofa. Seine Hände schlossen sich fest um die Streben der kristallenen Deckenlampen und rissen sie aus der Decke. Putz und Schutt regnete auf ihn nieder, so dass es im fahlen Licht des Mondes wirkte wie, als hätte jemand einen Trauschleier über ihm ausgebreitet. Karma holte aus und schleuderte die Lampen nach dem Attentäter.
Nagisa wich dem klimpernden Geschoss in letzter Sekunde aus, wurde dann aber hart von Karma zu Boden gerissen.
Mit einem triumphierenden Grinsen thronte der Rothaarige über ihm, die Hände seitlich von Nagisas Kopf auf dem Teppichboden aufgestützt. „Hab ich dich, Fliege", lachte der Mann und seine Hände spielten fasziniert mit einigen Strähnen des hellblauen Haars. „Zeit dich endlich zu zerquetschen!"
Wieder presste Karma seine Lippen auf die von Nagisa und wieder breitete sich der metallische Geschmack von Blut auf seiner Zunge aus. Der Attentäter nahm das Gesicht des Mannes zwischen seine Hände und liebkoste vorsichtig die Schnittwunden an dessen Wangen.
Karma schauderte, wann immer Nagisas Finger über die Schnitte glitten. Sein ganzer Körper schien wie unter Strom zu stehen und sein Herz pochte so laut, dass er fast sicher war, der Attentäter wäre in der Lage, es zu hören.
„Sieh einer an", keuchte Nagisa und grinste zu dem Größeren hoch. Seine blauen Augen glänzten amüsiert. „Dieses Mal schmeckst du gar nicht nach Versager!"
Karma grinste und fuhr ihm durch die Haare. „Ach nein?", fragte er und übersäte dessen Hals mit klein Bissen. „Nach was dann?"
Nagisa legte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen. „Nur nach Dummkopf"
Karma schnaubte missbilligend und küsste den kleineren rasch hinters Ohrläppchen. Der Attentäter krallte die Finger in das blutgetränkte Hemd seines Gegenübers und keuchte auf. Seine Wangen brannten lichterloh und das Blut rauschte ihm so laut in den Ohren, dass er selbst seinen eigenen, pochenden Herzschlag kaum hörte. Nagisa ließ den Kopf zur Seite rollen und betrachtete den schwarzen Nachthimmel, der sich scheinbar endlos vor dem Fenster erstreckte. Ein winziges Lächeln umspielte seine Lippen. Eigentlich war es fast schon schade diesem eingebildeten Rotschopf sofort zu geben, was er wollte.
Der Attentäter zog die Unterlippe zwischen die Zähne, konnte aber ein verschmitztes Grinsen nicht unterdrücken.
Karma setzte sich auf und machte sich daran, sein Hemd aufzuknöpfen, als Nagisa sich plötzlich aufrappelte und mit federnden Schritten zum Fenster ging.
„Hey, warte!" Karma beeilte sich auf die Beine zukommen. Die Verwirrung stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. Nagisa warf einen Blick über seine Schulter und blieb dann stehen. Die Hände hatte er sacht auf den Fenstersims gelegt.
„Was...Warum willst du...?", brachte der Bandenboss nur verwirrt hervor. Seine Arme hingen nutzlos an seinen Seiten herunter.
Nagisa lachte und öffnete das Fenster, bevor er geschickt ein Bein über die Fensterbank schwang. „Mein Auftrag war dich umzubringen", erklärte der Attentäter nonchalant und zuckte mit den Schultern. Seine Haare wehten leicht, als die kalte Nachtluft ins Zimmer strömte und Karma zog unwillkürlich fröstelnd die Schultern hoch. „Da ich fehlgeschlagen bin, sollte ich jetzt wohl von hier verschwinden und meinem Auftraggeber Bericht erstatten"
Nagisa schwang nun auch das zweite Bein über den Sims und saß mit baumelnden Beinen am Abgrund. Seine Silhouette hob sich schwarz gegen das blasse Licht des Mondes ab.
„Mach dir aber nichts draus, ich bin mir sicher, der nächste Auftrag kommt bestimmt", vertröstete der Mörder ihn und lachte leise. „Es gibt ziemlich viele Leute, die einen Hass auf dich haben"
Gerade, als der junge Mann sich von der Wand abstoßen und auf das niedrigere Dach des gegenüberliegenden Hauses springen wollte, packte Karma ihn an der Schulter und hielt ihn zurück.
„Tritt meiner Bande bei" Seine Stimme war ernst und in seinem Ton lag nichts Bittendes. Das war kein Angebot oder eine Bitte; es war ein Befehl.
Nagisa schnalzte verächtlich mit der Zunge, konnte aber ein kleines Lächeln nicht unterdrücken.
„Ich werde darüber nachdenken"  

Book of Love ~ KargisaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt