Teil 13

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Nachdem wir am nächsten Morgen zu Ende gefrühstückt hatte räumte ich, mit der Hilfe von meinem Vater freiwillig den Tisch ab.

"Emma? Du willst doch irgendwas von mir, wenn du schon, ohne dich wenigstens ein bisschen zu weigern, den Tisch abräumst. Da steckt doch irgendetwas dahinter", Papa witterte gleich, dass ich nicht ohne Grund den Tisch abräumte.

"Ja du hast recht. Ich will dich etwas bitten" 

"Und das wäre?"

"Jonny und ich haben überlegt, ob ich nicht am letztem Tag bei ihm übernachten kann"

"Nein!"

"Warum denn nicht? Es würde nichts passieren! Wir wollen einfach nur unsere letzten paar Stunden gemeinsam verbringen. Wer weiß wann wir uns danach wieder sehen können..."

"Ich bleibe bei nein. Du kannst gerne deine Mutter anrufen und sie wird dir das gleiche sagen."

"Warum denn? Du kannst mir doch ruhig vertrauen! Wir würde nur reden und die letzten paar Stunden zusammen genießen! Bitte Papa!"

"Dir vertrauen kann ich jetzt nicht mehr richtig. Du hast uns über eine Woche lang angelogen und gesagt, dass du und Felicitas was zusammen macht, dabei hast du dich mit einem Jungen getroffen! Nichts gegen Jonny, er ist echt ein netter Junge und ihr passt zusammen, aber ich finde das mit dem übernachten einfach zu früh. Ihr kennt euch noch nicht mal zwei Wochen!"

"Dafür kenne ich Jonny aber sehr gut. Er hat mir Sachen anvertraut, die sonst niemand weiß! Ich kenne ihn besser, als manche, die ihn sein halbes Leben kennen! Und du kannst mir jetzt nicht mehr vertrauen? Ich habe immer die Wahrheit gesagt. Feli und ich haben nur gesagt, dass wir die Strandpromenade lang gehen, es war nie die Rede davon, dass wir das gemeinsam machen! Außerdem hättest du ja wohl mit Rose und mir reden können bevor du Silvia einen Heiratsantrag gemacht hast! Und du warst doch schon lange mit Silvia zusammen bevor du sie uns vorgestellt hast. Deine Ausrede war, dass du länger Arbeiten musst!", ich wollte nichts mehr hören. Ich war so sauer. Am liebsten würde ich Joggen gehen, um mich abzureagieren. Aber weil Silvia ja unbedingt meine Sportklamotten waschen musste und ich mir nicht die Blöße geben  wollte nochmal in die Wohnung reinzugehen, ging das leider nicht. Also holte ich mir meinen Rucksack in dem meine Lizenz zum Kiten lag. Ich zog mir meinen Bikini unter mein Kleid und ging los.

Bei der Kiteschule angekommen ging ich zu Jonnys Spind, zu dem ich einen Schlüssel hatte, und holte meinen Neoprenanzug heraus. Nachdem ich meine Klamotten gegen den Anzug und eine Rettungsweste, Vorsicht ist immer besser, getauscht hatte holte ich Jonnys Kiteausrüstung. Ich checkte alles und mir fiel nichts auffälliges auf. Also ging ich aufs Wasser.

Ich konnte es zwar immer noch nicht perfekt, aber auf dem Wasser war ich einfach von allem weit entfernt, so dass ich den Kopf freibekommen konnte. Mit dem kiten ist es bei mir genau so wie mit dem joggen. Ich habe es in der letzten Woche liebgewonnen und werde es echt vermissen. Ich musste mich zwar konzentrieren, lenkte den Drachen aber nur geradeaus nach einer Zeit drehte ich den Drachen und fuhr wieder zurück. So ging das die ganze Zeit. Nicht so wie bei andere Kiter die Sprünge und Tricks mit ihren Kites machen. Dafür bin ich aber noch nicht bereit. Ich bin ja froh, dass ich  mich so weit überhaupt in das Wasser traue. Denn wenn ich schwimmen gehe, schwimme ich nur so weit, dass ich gerade so noch stehen kann.

Was wäre, wenn ich es so wie Rose machen würde und zu Mama ziehen würde, wenn sie wirklich ihre Pläne wahr machen und nach Lübeck ziehen sollte. Dann wäre ich nur eine Stunde anstatt fünf ein halb Stunden von Jonny entfernt. So wäre es einfacher ihn zu sehen, dadurch würden wir uns vielleicht auch mindestens an den Wochenenden sehen. Aber wenn ich zu Hause bleiben würde, wäre die Wahrscheinlichkeit ihn an den Wochenenden zu sehen bei null. Papa würde mich nicht mit dem Zug eine so weite Strecke alleine fahren lassen, erst recht nicht jedes Wochenende. Vielleicht könnte ich Jonny dann nur in en Ferien sehen, was sehr schade wäre. Aber ich müsste ja gar nicht alleine Zug fahren, da Feli Mick bestimmt auch sehr gerne sehen würde.   

Ich war gerade mit meinen Gedanken bei Jonny, als ich ein reißendes Geräusch hörte. Ich guckte nach oben und sah, dass auf der einen Seite  die zwei Seile gerissen waren und das das eine auf der rechten Seite angerissen war. Ich hatte noch nicht mal mehr Zeit meine Füße aus dem Brett zu befreien, als der Schirm direkt auf mich stürzte. Ich konnte gerade noch Luft anhalten, als ich unter Wasser gedrückt wurde. Ich versuchte mich zu befreie. Ich wollte den Lenkdrachen wegdrücken schaffte es aber nicht. Ich verlor die Orientierung, wusste nicht mehr wo oben und unten war. Ich brauchte Luft. Dringend. Mit meiner letzten Kraft schwomm ich, den Drachen hinter mir herziehend da dieser mit einem Sicherungsseil an meiner Hüfte befestigt war. Das Wasser brannte in  meinen Augen, aber das war mir egal.  Dank der Rettungsweste, die mich nach oben trug, konnte ich mich mit letzter Kraft an die Oberfläche schwimmen. Gut das der Schirm so leicht war, denn sonst würde er mich nach unten in die tiefe, in en Tod ziehen.Ich bekam den Hüftgurt einfach nicht ab. Ich gab nach einigen Versuchen auf, auch wenn mein Vater mir immer gesagt hatte, dass man nicht aufgeben soll. Ich hoffe, dass jemand auf mich aufmerksam geworden ist und die DLRG verständigt wurde.

Ich wusste nicht wie lange ich im Wasser war und gewunken hatte, um auf mich aufmerksam zu machen. Es kam mir vor wie eine Ewigkeit. Als ich das Gefühl hatte das niemand reagierte versuchte ich erneut mich von dem Schirm zu befreien. Mir wurde immer kälter und meine Kräfte ließen nach, deswegen war ich froh eine Schwimmweste zu tragen.

Ich musste an Jonny, Feli, Rose, Mama, Papa und alle anderen denken. Was würdern sie machen wenn ich jetzt hier sterben würde? Im Meer versinken und nie gefunden werden würde? Würde Papa sich die Schuld geben, da ich ja weggelaufen war, nachdem er mir verboten hatte bei Jonny zu übernachten?

Mir wurde immer kälter und meine Augen wurden schwerer. Ich hoffte, dass jemand meine Aktion mit dem winken bemerkt hat, denn sonst würde ich wirklich sterben. Das letzte was ich mitbekam, bevor alles schwarz wurde war, dass eine große Welle mich unter Wasser drückte.

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