„James Buchanan Barnes also. Bucky. Passt zu dir."
Sie musterte sein Gesicht dabei und zog ihre Knie noch näher an ihren Körper. Beide hatten bereits auf dem kleinen Bett in dem ‚Aufenthaltsraum' platz gefunden, um nicht die ganze Zeit stehen zu müssen. Barnes hatte nicht wenig zu erzählen. Es ist im schwer gefallen wirklich jedes wichtige Detail in seinem Kopf neu zu konstruieren. Sie wusste jetzt was er war. Gewesen ist. So war er nicht mehr. Er hatte ihr erzählt, was Hydra aus ihm gemacht hatte, das er immer und immer wieder eingefroren wurde, um über viele Jahre hinweg Auftragsmorde zu begehen. Wie sehr er sich dafür schämte. Weshalb er sich jetzt wieder hat einfrieren lassen.
„Und Zemo ist jetzt fest hinter Gittern, oder? Das heißt er kann dich nicht mehr mit diesem Buch manipulieren"
Sie sah ihn hoffnungsvoll an. Er nickte leicht, fuhr sich jedoch erneut durch die Haare. Alles was ihm damals zwanghaft antrainiert wurde, war noch immer da. Seine Programmierung hatte noch immer Bestand. Er war schon viel zu lange wieder bei Bewusstsein, wer weiß was in den nächsten Minuten alles passieren könnte. Schon seit einer Weile kaute er pausenlos auf seiner Unterlippe rum.
„Du hast Angst, dass es eine weitere Ausgabe der Aufschriften gibt und jemand anderes vorbeischaut, um sich deine Fähigkeiten zu Nutzen zu machen..."
Folgerte sie aus seinem Verhalten. Wieder einmal war er erstaunt über ihre Auffassungsgabe, auch wenn niemand ein Wort gesagt hatte. Er nickte verlegen. Doch was war mit ihr? Jetzt wusste sie alles, auch wenn sie damals schon einiges geahnt hatte, wurde es nie vollständig bestätigt. Sie wusste genau, dass sie an der Reihe war zu erzählen, doch sie sträubte sich. Brüllende Stille umgab sie. Sie wollte nicht darüber reden. Sie war froh, dass er so weit war, seine Vergangenheit weitgehend loszulassen und sich selbst einzugestehen, dass er am Geschehenen nichts ändern, aber es wieder gut machen kann. Sie wusste nicht, ob sie es konnte. Auch wenn es schon ziemlich lange her war, hatte sie noch immer gemischte Gefühle in der Hinsicht. Zumal alles wieder hochkochte nachdem er aus dem heiteren Himmel bei ihr aufgekreuzt war und sie ihn auch noch mir nichts dir nichts eingeladen hatte zu bleiben. Sie fluchte innerlich, als er seinen Kopf in ihre Richtung drehte. Er musterte ihren eher panischen Gesichtsausdruck, den sie versuchte zu verbergen, was ihr aber nicht sonderlich gut gelang. Er fand es leicht ironisch, dass er nun vor einer stillen Person saß, die nichts über ihre Lippen bekam, sobald es um sie ging und nicht anders herum. Er würde sie gerne in Ruhe lassen und ihr den Freiraum geben den sie brauchte, wie sie es damals bei ihm getan hatte. Dennoch würde er gern wissen, was sie so lange vor ihm hat geheim halten können, ohne dass er auch nur etwas geahnt hatte. Sie haben beide für Hydra gearbeitet, wohlwissend oder nicht was diese Organisation tat. Sie hatten quasi das gleiche durchgemacht nur auf anderer Ebene. Zumal war sie hier und das nicht ohne Grund. Er wüsste zu gern weshalb und nur um ihm zu sagen, dass er sich moralisch falsch verhalten hatte, kann es nicht sein.
„Wann bist du da weg?"
Versuchte er in einem neutralen Tonfall zu fragen. Sie sog die Luft scharf ein, öffnete dann jedoch den Mund, um ihm auf seine Frage zu beantworten.
„Mit 17"
„Wie lange warst du da?"
„7 Jahre... Meine Eltern wurden von Hydra rekrutiert als ich neun Jahre alt war... Vorerst hatten sie mir tagsüber eine Nanny angestellt, die mich von der Schule holte, mit mir Hausaufgaben machte und mich bekochte. Bis sie mich mit zehn Jahren von der öffentlichen Schule nahmen und mich in eine Private steckten. Sie war nicht sehr groß. In meinem Jahrgang gab es nur eine Klasse von zwanzig Schülern. Das war natürlich keine ganz normale Schule.."
Sie lachte.
„Sie war eine der Trainingsschulen von Hydra und mein Jahrgang war der erste, der auf dieser Schule unterrichtet wurde. Natürlich haben sie uns jahrelang, falsche Informationen geliefert, verwerfliche Moralansichten eingetrichtert und uns stark körperlich trainiert. Als ich sechzehn war durfte ich mit einer Gruppe erfahrener und älterer Rekruten einen Auftrag erfüllen. Das war damals der beste Tag meines Lebens. Ich war so aufgeregt endlich der Menschheit zu helfen, wie sie es uns ohne Pause vorgepredigt haben."
Sie schnaubte verächtlich. Ihre Hände zitterten.
„Auch wenn ich vorher schon mehrere kleine Aufträge ausführen durfte, war das eine große Sache für mich. Er sollte darüber entscheiden, ob ich zukünftig weiterhin bei den Erwachsenen im Außendienst mitarbeiten durfte. Natürlich bestand ich diese ‚Aufnahmeprüfung' weil ich noch so blind gewesen war."
Sie schüttelte leicht den Kopf.
„Ich war so stolz darüber und so euphorisch, dass ich alles für Hydra getan hätte. Was im Endeffekt auch so gekommen ist..."
Sie stockte und kniff die Augen kurz fest zusammen. Dann rieb sie sich mit den Handflächen übers Gesicht und fuhr dann fort. Er konnte sehen, dass es ihr schwer fiel. Trotzdem wollte er sie nicht unterbrechen.
„Mein älterer Bruder hatte die Ansichten meiner Eltern nie geteilt. Er hatte es gehasst für Hydra zu arbeiten, dass unsere Eltern ihn dazu zwangen. Er war einer der Wenigen die es lebendig geschafft hatten zu fliehen. Er ist abgetaucht und war nahezu unauffindbar. Er hatte sich eine Zeitlang in dem Haus aufgehalten, in dem ich ebenfalls wohnte, als du und ich uns das erste mal begegnet waren. Auch wenn ich anfänglich nicht verstanden hatte, warum er so war, weshalb er so extrem gegen diese Organisation war. Doch seine Flucht hat etwas in meinem Kopf zum rollen gebracht, leider kam die Erkenntnis erst, als es bereits zu spät war."
Wieder machte sie eine Pause, um tief durchzuatmen. Bis jetzt hatte sie jeglichen Augenkontakt mit James vermieden, der sie immer noch eindringlich beobachtet, wie ihre vollen Lippen jedes einzelne Wort formten.
„Natürlich konnte Hydra einen Ausreißer, der so viele wichtige und geheime Informationen mit sich trug nicht gut heißen, also schickten sie jemanden der ihn eliminieren sollte und wer ist besser dafür geeignet, als die Klassenbeste und Vorzeigerekrutin des Außenteams?"
Ihre Stimme begann zu zittern. Er legte seine rechte Hand zur Beruhigung auf ihr Knie. Er wollte dass sie aufhörte, das war nicht richtig. Sie musste raus aus dieser Erinnerung doch sie war schon zu weit drin, als dass sie nun aufhören konnte.
„Ich fand ihn in einem Apartment in New Orleans. Er hatte sich nicht mal verschanzt. Es schien keineswegs dass er damit gerechnet hätte, dass wir ihn finden würden, aber das haben wir. Ich bin geradewegs hinein. Er war im Badezimmer. Ich bin direkt durchgestiefelt und hatte der Tür des Bades einen kleinen Schubs gegeben, damit sie langsam aufschwang. Da saß er in der Badewanne, leicht beschwipst von einer Flasche Champagner, die leer neben der Wanne gelegen hatte. Er grinste mich an. Er sagte er hätte auf mich gewartet und dass er sich unser Wiedersehen etwas anders vorgestellt hatte, doch es passiert, wie es passiert. Zu diesem Zeitpunkt, hatte ich schon einiges erfahren, was Hydra nicht gerade ins rechte Licht gerückt hatte, dennoch stand ich dort vor meinem Bruder mit einer 7 Millimeter und Schalldämpfer. Er hatte recht in so vieler Hinsicht, doch ich wollte es nicht sehen. Ich war so sturköpfig. Er hatte noch einen letzten Wunsch geäußert, bevor ich ihm einfach so eine Kugel in den Kopf jagte...."
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Blick hinter die dunkle Seite 2 -Der Weg ins Licht?(Bucky FF)
FanfictionDies ist die Fortsetzung von:'Blick hinter die dunkle Seite' und setzt direkt nach dem dritten Captain America: Civil war an.