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Das Blau war verblasst, das Rosé vergraut. Sie starrte bereits so lange ihr Spiegelbild an, dass ihre Sicht verschwamm. Spürbar legte sich die Luft auf ihre Pupillen und trocknete ihre Augenflüssigkeit aus. Ihre Fingerspitzen legte sich auf ihre Wange und übten Druck auf die Haut aus. Mit Leichtigkeit gab ihre Spannkraft nach und ihre Fingerspitzen versanken förmlich in ihrem Gesicht. Die Wunden über ihrem Auge waren bereits soweit verheilt, dass sie nur noch leichte Wölbungen auf ihrer Haut waren. 

Ihre Augen waren nun so trocken, dass sie aus Reflex stark blinzeln musste. Mit einer schnellen Bewegung öffnete sie den Wasserhahn und formte eine Schale mit dem Händen. Langsam lies sie diese mit Wasser volllaufen, bis dies überschwappte und zurück ins Waschbecken plätscherte. Statt sich runter zu beugen, warf sie das Wasser einfach in ihr Gesicht. Nur wenige Wassertropfen trafen tatsächlich ihr Gesicht, der Rest flog an ihr vorbei, landete in Haar und Fußboden. Sie seufzte, kümmerte sich jedoch keineswegs um die nassen Fliesen.

Auf dem Absatz machte sie kehrt, schlurfte mit ihren Socken durch die Flüssigkeit und ließ sich im Zimmer auf das Bett fallen. Was hatte sie hier nur verzapft. Wenigstens glaubte er ihr, dass sie sich vor sich selbst fürchtete. Was nicht gelogen war, doch war es nicht alles. Dieses Zimmer kotzte sie an. Diese Sterilität, die Monotonie, die Tatsache, dass nicht einmal blöde Fahrstuhlmusik spielte. Sie rollt sich auf die Seite und schloss die Augen. Schlaf wäre hilfreich. Vielleicht würde sie dann aufhören in Höchstgeschwindigkeit zu altern. Ein lautes Geräusch zerriss die Stille. Auch das noch. Mit der Lautstärke eines Wals sang ihr Magen das Lied des Hungers. Sie verdrehte die Augen und schlug sich die Hand vor die Stirn. Sie versuchte das Gefühl ihres sich zusammenziehenden Magens zu ignorieren, um sich in den Schlaf zu zwingen. Als es ihr nach vielen Minuten noch immer nicht gelang, zog sie ihre Knie vor die Brust. Diese Position half stets gegen Periodenschmerzen, also warum nicht auch gegen Hunger? Tatsächlich, nach nur schnellen zwei und ein Halb Stunden ließ das Hungergefühl nach und sie fand endlich den Weg in den Schlaf. Diese Nacht schreckte sie nur einmal aus ihren Träumen hoch.

Der Tag verlief an sich ruhig. Zum Frühstück durfte sie in die Kantine, danach musste sie wieder auf ihr Zimmer. Barnes trainierte gemeinsam mit Rogers seinen Arm. Beide waren recht munter gestimmt, da alles gut klappte und es keine Schwierigkeiten mit dem Arm gab. Als sie nach einer kurzen Pause wieder richtig loslegen wollten, trat eine große dunkelhäutige Frau auf high Heels in den Trainingsraum. Der König hatte sie geschickt, um Barnes und Rogers zu einem privaten Meeting zu holen. Verwundert folgten ihr die Beiden durch die langen Flure in den üblichen Raum mit der Froströhre. Barnes und Rogers, setzten sich und tupften ihr Stirn mit ihren Handtüchern ab. Der König hingegen schien eher unruhig. Seine Muskeln waren gespannt und er schien sich stark anstrengen zu müssen seine Emotionen zu unterdrücken. Er wischte sich über den Mund und verharrte in einer Pose. Dann holte er einmal tief Luft.

„Wir haben ein Problem..."

Erklang es hinter seiner Hand hervor. Nicht sonderlich auf die Aufklärung erpicht, zogen sowohl Barnes, als auch Rogers die Augenbrauen so zusammen, dass es ihre Stirnen in Falten legte. Es lief gerade so gut. Barnes hatte einen neuen Arm, sie konnten ruhig ihre Gedanken sortieren und ihre nächsten Schritte planen. Auch wenn sie gewusst hatten, dass dieser Zustand nicht lange anhalten würde, hätten er ruhig noch etwas verweilen können. Der König wollte sie nicht länger auf die Folter spannen und öffnete den Mund.

„Mir wurde gerade zu Ohren gebracht, dass sich einige unerwünschte Gäste am Rande meines Königreiches aufhalten... Sie tragen das Wappen von Hydra. Es lässt sich annehmen, dass dieses Auftauchen mit der jungen Dame zu tun hat, die schon seit einiger Zeit hier kampiert..."

Alle sogen die Luft scharf ein und entließen diese wieder ihren Lungen. Keiner traute sich etwas zu sagen. Rogers blieb ein: ‚Wusste ich doch' im Halse stecken. Er starrte auf die geballte Faust seines Freundes. Wie sich die Sehnen aus der Haut hervorhoben. Barnes hob den Kopf und sah den König an. Sein Blick zweifelte an der wagen Vermutung, aber zog sie dennoch in Betracht. Vielleicht T'tchalla zog eine Akte hinter seinem Rücken hervor und klopfte mit seinen Fingern auf dieser herum. Nur zaghaft trat der König von Wakanda auf die beiden zu. Er schaute von dem braunen Pappumschlag hoch und reichte ihn Barnes.

„Ihr solltet das vielleicht in Ruhe lesen. Das ist alles was meine Leute in den letzten Tagen über sie herausfinden konnten..."

Daraufhin verließ er den Raum. Die Augen auf den Zettelstapel geheftet, bewegte sich Barnes kein Stück. Wollte er überhaupt wissen, was auf diesem Papier stand? Und wenn, es waren doch nur Worte. Bloß Tinte auf Papier. Was konnten die schon groß ausrichten? Es könnte auch sein, dass der Inhalt dieser Wörter gar nicht so schlimm war, wie er sich das nach dem Gesichtsausdruck des Königs interpretiert hatte. Steve wusste nicht, ob er ihn besser allein lassen sollte, andererseits wollte er ebenso gern wissen, was in dieser Akte stand. Also blieb er, doch ließ Barnes den Vortritt. Mit leicht zitternden Fingern schlug Barnes die Akte auf und begann zu lesen. Mit jedem Satz wurde sein Gesichtsausdruck träger, verlor an Spannung, wirkte Enttäuscht. Er nahm sich genug Zeit, jeden einzelnen Satz erneut durchzugehen, sodass er auch ja nichts überlas. Als er die Akte mit einer Hand zuschlug bewegte sich sein Blick einen Moment lang überhaupt nicht. Plötzlich spannte sich sein Kiefer, seine Augenbrauen zogen sich zusammen. Sein Körper setzte sich in Bewegung und stürmte aus dem Raum. Rogers fing die Akte auf, die ihm in die Arme geschleudert wurde und schaute seinem Freund verdutzt hinterher. Ihn beschlich das ungute Gefühl, dass er ihn hätte aufhalten sollen, doch das ist höchstwahrscheinlich eine Sache, die die beiden unter sich klären sollten...

Blick hinter die dunkle Seite 2 -Der Weg ins Licht?(Bucky FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt