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Anmerkung der Autorin vorab: vielen Dank für die lieben Kommentare. Ihr bringt mich stetig zum erröten. Ich freue mich wirklich sehr, dass ihr meine Ideen so unterstützt und hoffe, dass ich euren Tag (naja einmal die Woche) etwas versüße :)

Ihre Fingerspitzen zogen eine horizontale acht über auf der Tischplatte, immer und immer wieder. Währenddessen starrte sie auf den Kaffeesatz, der am Boden ihrer Tasse klebte. Es herrschte eine Weile gähnende Stille. Sie spürte wie sein Blick auf ihr lag. Er hatte sich zu ihr gesetzt, ohne sich einen Tee, Kaffee oder sonstiges zu nehmen und daran zu nippen. Er saß nur da in seinem grauen Tanktop und schwarzer Funktionshose und sah sie an. Der blick kitzelte sie. Sie fühlte sich unter Druck gesetzt, obwohl sein Gesicht entspannt war und in seinen Augen bloße Sanftmut zu erkennen war. Wenn nicht sofort irgendein Ton erklänge, würde sie wahnsinnig. Also beschloss sie, dass sie der Ton sein würde. Sie nickte in Richtung seiner linken Körperhälfte.

„Du hast einen neuen arm, wie ich sehe. Wie kommst du damit klar? Ist er wie der andere?"

Er schüttelte leicht den Kopf. Er hasste Small Talk, aber ohne, würden sie nie ins Gespräch gelangen. Barnes erkannte genau, dass er sie nervös machte.

„Nicht direkt. Er ist besser eingestellt. Nicht mehr so stark, sodass ich niemanden unschuldigen mehr verletzen kann... Und ich kann etwas fühlen"

Bei der letzten Bemerkung zogen sich seine Mundwinkel leicht in die Höhe. Dass der Arm aus Vibranium war, erzählte er ihr lieber nicht. Sie wurde hellhörig, als er meinte er könne wieder etwas spüren. Ihre Finger zuckten leicht. Sie überlegte wohl noch, ob es angebracht wäre seine Hand zu greifen. Er sah, dass sie haderte, also griff er über den Tisch und legte seine schwere Metallhand auf ihre. Als das kalte Metall ihre Haut berührte, schauderte sie kurz. Er suchte ihren Blick, doch sie wich ihm aus. Da ertönte seine Stimme weich und zutraulich.

„Wie geht es dir?"

Da, ihr blick traf auf seinen und er hielt ihn mit seinen Augen fest. Sie konnte ihn nicht abwenden, egal wie sehr sie es wollte.

„Ich-„

Erklang ihre Stimme, doch brach nach dem ersten Wort ab. Sie spielte mit seinen Fingern. Umschlängelte sie mit ihren.

„Dich plagen also deine Alpträume. Ich hätte nicht gedacht, dass sie so schlimm sind, dass du den weiten Weg auf dich nimmst nur um mit mir darüber zu reden. Ich, der dich, nur so nebenbei, hat sterbend zurück gelassen hat. Ich hoffe du verstehst, dass es mir nicht leicht fällt, dir das zu glauben, zumal dir das alles ja nichts bedeutet hatte."

Nun schnellte ihr Blick auf die Tischplatte. Man konnte sein Misstrauen deutlich in seinen Worten hören. Sie schluckte. Da hatte sie sich in ihren Aussagen verrannt. Nervös kaute sie auf ihrer Unterlippe. Sie konnte es ihm nicht übel nehmen. Er war sauer, verständlich. Höchstwahrscheinlich auch enttäuscht. Wäre sie auch. Dennoch ging sie auf sein gesagtes nicht groß ein. Ihr Mund öffnete sich.

„Es sind nicht die Bilder, die ich im Schlaf sehe. Es sind die Empfindungen, die ich dabei hab."

„Ist es die Reue? Leider kann man Geschehenes nicht rückgängig machen. Auch ich habe so viele unschuldige Menschen getötet. Ich erinnere mich an jeden einzelnen, doch kann ich es nicht ändern. Wir müssen mit dieser Bürde leben, die Hydra uns auferlegt hat. Du kannst nichts dafür. Sie haben dich manipuliert. Auch ich wache nachts auf und kann nicht verstehen, wie ich zu so etwas im Stande war. Wie viele Menschen meinetwegen leiden mussten."

Sie lachte kurz auf. Wenn es das nur wäre. Sie schüttelte den Kopf. Barnes legte seine Stirn in leichte Falten. Was ist es dann? Fragte er sie mit seinem Blick.

„Nicht die Reue, der Spaß"

Zwang sie sich über die Lippen. Der Spaß? Ging es ihm durch den Kopf.

„es ist nicht die Reue, die ich empfinde, wenn sich die Erinnerungen vor meinem inneren Auge zeigen. Nicht die unschuldigen Frauen und Männer, die schreien, die keine Chance haben sich zu wehren, es nicht mehr schaffen ihren Kindern leb wohl zu sagen, die weinen und betteln, wenn sie mich denn kommen sahen. Es ist der Spaß den ich hatte als ich sah, wie das Leben aus ihren Augen erlosch. Ich fand es fantastisch, wie das Adrenalin in die Adern schoss, nachdem man den Abzug betätigt hatte. Wenn der leblose, oder sich krümmende Körper dumpf auf den Boden krachte und sich das Blut langsam zu einer Pfütze um sie herum formte. Dieses triumphierende Gefühl der Macht, über Leben und Tod zu entscheiden. Und das ist es, was mir Angst macht. Ich fürchte mich vor mir selbst. Ich dachte, wenn ich her komme könnte ich Hilfe bekommen. Es ist schwierig sich über so etwas mit einem bürgerlichen Psychotherapeuten zu unterhalten."

Diese Erkenntnis, war eine ziemlich bittere Pille zu schlucken. Sie schaute ihn an. Sie wollte seine Reaktion sehen, doch es kam nichts. Man konnte genau erkennen, wie es in seinem Kopf arbeitete, wie er nach einer Antwort suchte. Sie fuhr sich nervös durch die Haare und wischte sich schnell übers Gesicht, um ungemerkt die Tränen wegzublinzeln, die ihr in die Augen gestiegen waren. Seine Hand schloss sich fester um ihre. Es war echt. Er glaubte ihr, was dies betrifft.

„Es ist doch schon mal gut, dass du dich dem nicht hingibst, dass du Hilfe suchst, auch wenn ich wahrscheinlich die falsche Anlaufstelle bin in der Hinsicht."

Er rückte etwas näher mit seinem Stuhl.

„Ich weiß nicht, ob man mir da überhaupt helfen kann... Ich bin ein furchtbarerer Mensch..."

„Sag das nicht. Du bist kein schlechter Mensch. Du sagst selbst, dass es dir Angst macht, das heißt doch, dass es eben genau das Gegenteil ist, dass du das nicht möchtest, weil du es selbst als Falsch betrachtest."

Natürlich fand er diese Aussage trotzdem makaber, aber jeder hat ein Päckchen zu tragen, dass moralisch nicht vertretbar ist. Bei jedem einzelnen Menschen fällt es unterschiedlich aus, aber es ist vorhanden. Er drückte ihre Hand. Es war so schön, endlich ihre Haut zu spüren. Auch wenn er in dieser Hand noch immer keine Temperaturen wahrnehmen konnte, spürte er sie. Es war nett, dass er versuchte sie aufzubauen, doch sprang sie nicht darauf an. Sie wusste was sie war. Es war nicht das einzige was falsch an ihr war, was hinterhältig und bösartig war...

Nachdem sie sich noch ein wenig über Unwichtigkeiten unterhalten hatten, brachte James sie zurück in ihr Zimmer und verriegelte die Tür. Als sich diese geschlossen hatte, legte er seine Hand an die glatte Fläche und ließ sie dort wenige Sekunden ruhen. Dann ging er selbst auf sein Zimmer...

Blick hinter die dunkle Seite 2 -Der Weg ins Licht?(Bucky FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt