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Genüsslich nippte sie an dem heißen Gebräu, während sie sich auf dem Hocker immer wieder um die eigene Achse drehte. Mittlerweile lehnten alle drei muskulösen Männer an ein und demselben Tisch und schauten etwas finster drein. T'tchalla rollte mit den Augen. Diese Frau ging ihm tierisch auf den Senkel. Sie schien sich wohl für ganz gerissen zu halten. Er schwang sich aus seiner bequemen Haltung, lief auf sie zu und stemmte seinen Fuß gegen den Hocker, sodass die Drehbewegung stoppte. Skeptisch schaute er ihr in das verwirrte Gesicht.

„Jetzt reichts junge Dame! Du hast die Zeit genug herausgezögert. Du bist uns eine Antwort schuldig oder du wirst in ein weit kleineres und unkomfortableren Ort verlegt."

Sie schien etwas verschreckt über diese Aussage. Er hatte sie junge Dame genannt. Empörung machte sich breit.

„Ja ist ja gut"

Sie riss abwehrend die Hände in die Höhe, wobei etwas Kaffee über den Tassenrand schwappte und auf den Boden tropfte. Doch bevor sie sprach, nahm sie erneut einen großzügigen Schluck aus ihrer Tasse, ohne auch nur den Blick vom König von Wakanda zu nehmen. T'tchalla seufzte genervt. Ihm dauerte das alles zu lange. Auch wenn er seiner Meinung nach nicht sonderlich ungeduldig war, hatte er bei dieser Sache ein mulmiges Gefühl im Bauch.

„An für sich ist das alles gar nicht so eine große Sache."

Sie konnte beobachten, wie von jedem eine Augenbraue skeptisch in die Höhe wanderte. Es amüsierte sie. Genauso wusste sie jedoch auch, dass sie sich schleunigst etwas ausdenken musste, um nicht sofort aufzufliegen. Die besten Lügen sind in Wahrheiten verpackt. Hätte sie in dem Moment richtig nachgedacht, als sie den jawohl auffälligsten Satz losgelassen hatte, wäre sie jetzt nicht in dieser Situation. Sie hatte einen schwachen Moment gehabt. Am liebsten würde sie ausbrechen, alles erzählen, doch sie hatte Angst. Sie wollte den Augenblick herauszögern, wenn sie in die enttäuschten Augen sehen muss. Sie schüttelte kurz ihren Kopf, als sie bemerkte, dass sie wieder einmal gedankenversunken auf einen Fleck gestarrt hatte. Anschließend sog sie die Luft scharf ein.

„Nun, sind wir mal ehrlich. Nachdem ich aus dem Krankenhaus geflohen bin- ‚herausspaziert' ist hier glaub ich ein passenderer Begriff- hab ich gedacht ich könnte mit der ganzen Sache abschließen. Mit Hydra, mit Sco-, James meine ich, der netterweise alles wieder aufgewirbelt hatte. Ich hatte sogar eine kleine Wohnung in der Toskana, nichts besonderes, aber schön. Ich hatte sogar jemanden kennengelernt-"

An dieser Stelle pausierte sie kurz, um einmal tief durchzuatmen. Bei dem letzten Satz, hatte Barnes abrupt den Blick abgewandt. Natürlich hatte sie jemanden kennengelernt. Sie war jung, hübsch. Er hatte kaum einen Gedanken an sie verschwendet, als er sich in der Ukraine ein Leben zusammenkratzen wollte. Warum war er jetzt nur so aufgebracht deswegen?

„Ich hatte diese Träume... Ich denke wir wissen hier alle wovon ich spreche. Ich dachte nach einer Weile würde sich das von allein klären, aber selbst nach etlichen Monaten ließ die Intensivität nicht nach. Nachdem ich dann in den Nachrichten von den angeblichen Anschlägen in Wien durch James gehört hatte, begann ich zu recherchieren. Es war eine Überraschung zu sehen, dass er noch am Leben war. Ich machte mich mit ein paar Tricks auf die Suche nach ihm. Fand dabei aber auch mehr über eure Zankereien mit dem Multimillionär heraus. Da war mir schon klar, dass ihr euch sicherlich nicht in Amerika, also eurer gewohnten Umgebung aufhalten würdet. Es war keineswegs einfach euch bis hierher zu verfolgen, aber ich hab es geschafft und eigentlich bin ich nur wegen mir hier. Ich hoffte James könne mir helfen den Träumen auf den Grund zu gehen..."

Die Männer schienen es zu schlucken. Die Skepsis und Anspannung waren noch immer deutlich im Raum zu spüren, jedoch schienen sie ihr gegenüber nicht mehr so abgeneigt. Das hatte sie doch besser über die Bühne gebracht, als sie gedacht hatte.

„Schön und gut, aber was hat es damit zu tun, dass wir hier schleunigst abhauen sollten?"

Natürlich. Sie hatte gehofft, dass die Männer die ursprüngliche Frage, durch ihren langen Monolog eventuell verdrängen würden, aber nein. Immerhin hatte sie nicht gelogen, nur hatte sie einen gewissen Zeitabschnitt ausgelassen bei ihrer Zusammenfassung. Dennoch hatte sie wirklich ursprünglich angefangen nach James zu suchen, wegen ihren Alpräumen. Sie kannte sonst keinen, der sie in dieser Hinsicht verstehen könnte.

„Ich darf dich erinnern, was das letzte mal passiert ist, als du dich länger an einem Ort aufgehalten hattest?"

Gut gelöst, dachte sie stolz und nahm einen Schluck von dem bereits abgekühlten Kaffee. Beinahe wäre ihr dieser wieder aus dem Mund gelaufen, doch sie konnte sich im letzten Moment noch beherrschen, keine Grimasse über die unerwartete Temperatur zu ziehen. Barnes seufzte kurz. Er wusste diese Infos sind nicht Alles, aber Alles, was sie heute aus ihr herauskriegen würden. Er knetete kurz sein Nasenbein, dann sah er zu T'tchalla hinüber, der offensichtlich verstand, was Barnes von ihm wollte, da er zustimmend nickte. Rogers der das Ganze mit angeschaut hatte, schüttelte bloß den Kopf, doch er war überstimmt. Sowohl der König von Wakanda, als auch der Einarmige rollten mit den Augen. Daraufhin wandten sie sich der Frau zu, die noch immer an dem Kaffee nippt und nach jedem Schluck das Gesicht verzog.

„Auf Nachfrage ist es dir erlaubt dich auf dieser Etage frei zu bewegen, aber vorerst geht es zurück in dein Zimmerchen"

Nachdem diese Worte den Mund des Königs verlassen hatten, riss sie ihre Arme in die Luft. Dabei schwappte etwas der dunklen Flüssigkeit über den Rand der Tasse und direkt auf ihr Shirt. Dies kümmerte sie eher wenig. Sie stellte die Tasse auf dem Tisch ab und schwang sich von dem Hocker. Sie folgte T'tchalla aus dem Raum und warf noch ein Zwinkern in die Runde, bevor sich die Tür hinter ihnen schloss...

Blick hinter die dunkle Seite 2 -Der Weg ins Licht?(Bucky FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt