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Sie schaute aus dem winzigen, vergitterten Fenster in die karge Landschaft hinaus. Sie stand einfach da, mitten im Raum. Es war so still. Die Ruhe vor dem Sturm. Die weiße, glänzende Tür schoss zur Seite und ein großer, schwarzhaariger Mann stürmte in das kleine Zimmer. Wenn man vom Teufel sprach. Ihr Kopf schnellte nach hinten. Es war soweit. Er sah wütend aus und verzweifelt zugleich. Er war nicht einmal stehen geblieben, als die Worte nur so aus ihm heraussprudelten. Er konnte seine Stimme kaum im Zaum halten.

„Was hast du mir verschwiegen?"

Sie drehte sich nun ganz zu ihm um. Sie konnte ihm nicht übel nehmen, dass er schrie. Sie versuchte ruhig zu bleiben, doch es war schwierig ihre Gefühle zu kontrollieren. Er sah ihr ins Gesicht. Sie suchte sichtlich die Worte, doch schaffte es nicht auch nur eines über die Lippen zu bekommen. Die Wut kochte in ihm hoch. Wie lange hatte sie es vor ihm geheim gehalten? Diese Andeutung die sie vor wenigen Tagen gemacht hatte. Er hätte es wissen müssen. Doch er war so blind. Auch wenn es schon so lange her war, ihr Anblick ließ etwas in ihm aufleben. Doch jetzt war es kein warmes brodeln, diesmal was es pure Enttäuschung. Wie konnte er nur so auf sie hereinfallen. Sie war nicht bloß wegen ihren Alpträumen hier.

„Willst du einfach da stehen und nichts sagen?! Die Leute von T'tchalla haben Späher von Hydra nicht wenige Kilometer von hier entdeckt. Hydra steht vor der Tür und das wenige Tage nach deinem Auftauchen?!"

Mit einer wütenden Geste deutete er mit dem Finger auf sie. Er wusste nicht wann er das letzte mal so wütend auf jemand anderen war, als auf sich selbst. Er sah sie eindringlich an. Es fühlte sich an als würde sich sein wütender Blick in ihren Schädel bohren. Er zwang sie nahezu zu einer Antwort. Doch sie konnte nicht. Ihr Mund klappte auf, aber sie bekam keinen Ton heraus. Ihre Stimme versagte noch bevor sie das erste Wort sprechen konnte. Also schloss sie ihn wieder. Seine Unterlippe bebte vor Wut. Mit aller Kraft presste er die Zähne aufeinander, sodass es schmerzte. Was sollte sie tun? Wieder öffnete sie den Mund. Ihre Stimme zitterte.

„Ich dachte ich würde hier Antworten auf mei-„

Sie zuckte leicht zusammen, als er sie lauthals unterbrach.

„Hör auf zu lügen! Verdammt nochmal! Was von all dem was du gesagt hast war überhaupt die Wahrheit? Deine Eltern waren nie Hydra Agenten, du wurdest nie manipuliert. Du hast dich ihnen von allein angeschlossen. Du hast sogar darauf hingearbeitet von ihnen aufgenommen zu werden. Ich hab meine Hausaufgaben gemacht... Ist Ewa überhaupt dein richtiger Name?"

Er hatte die Hände zu Fäusten geballt. Das saß tief. Tränen stiegen ihr in die Augen.

„Der mit dem ich mich am wohlsten gefühlt hatte..."

Er vergrub die Hände in den Haaren.

„Der Rest ist wahr. Ich tötete meinen Bruder, nahm die Aufzeichnungen und floh. Ich verbrannte die Schriften, weil ich wusste was sie Menschen antun, die zu viel wussten und ich wusste definitiv zu viel."

Versuchte sie sich zu verteidigen, doch sie konnte in seinen Augen sehen, dass er ihr keinerlei Glauben schenkte. Das zittern in ihrer Stimme wurde stärker. Sie fühlte sich schwach, als würden ihr jeden Augenblick die Beine wegbrechen.

„Was meinst du mit wusstest?"

Wieder bohrte sich sein Blick in ihren. Sie konnte diesem nicht stand halten und schaute weg. Sie legte ihren Arm vor ihre Brust. Durch Nervosität begann sie ihre Schulter zu kneten. Sie sog die Luft scharf ein, dabei schaute sie auf den Boden. Es war schwer ihm davon zu erzählen. Nicht nur die intensiven Schuldgefühle, die ihre Knie weich machten, auch die bloße Erinnerung daran, ließen sie zittern.

„Sie fanden mich"

Ein ganzes Jahr hatte sie sich wieder verstecken können. Eines Tages rumpelte es an der Tür. Sie lag noch im Bett. Sie war nicht sofort wach, weshalb sie nicht gleich aufgestanden ist. Die Tür flog auf. So stark, dass sie aus den Angeln brach. Sofort sprang sie auf, doch sie war nicht schnell genug, da traf sie bereits eine Faust in der Magenkule. Automatisch krümmte sie sich und kassierte gleich die nächste Faust, aber diesmal im Gesicht. Sie verlor das Gleichgewicht und fiel auf die Knie. Sofort griffen vier starke Hände nach ihren Armen und fixierten sie somit auf dem Boden. Sie konnte nicht aufstehen ohne sich einen Arm zu brechen. Eine weibliche Stimme schrie ihren Namen, doch sie erstickte in einem Schrei. Ihr Schädel brummte, als sie ihn bewegte, um zu sehen, was dieses dumpfe Geräusch nur wenige Schritte von ihr entfernt verursacht hatte. Sie konnte sich schon denken was es war, doch sie musste sich vergewissern. Ihr Blick traf auf eine Frau, die bis vor kurzem noch neben ihr im Bett gelegen hatte. Nun lag sie auf dem Parkettboden, keuchend, während sich eine Blutlache um sie bildete. Ein Mann stolzierte durch die zerstörte Tür und schüttelte den Kopf. -Du glaubst du könntest dir die Haare schneiden, dich anders kleiden und du würdest unauffindbar?- erklang seine Stimme. Der Mann machte direkt vor ihr halt und hockte sich, um sie auf Augenhöhe anschauen zu können. -Wieso? Vier Jahre hat es doch funktioniert oder?- Er begann über ihre gehässige Antwort zu lachen. Er strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Daraufhin glitten seine Finger über ihren Hals, die Narbe unter ihrem Schlüsselbein und die nackte Brust. Er musterte sie, wie sie in ihrem Geburtsanzug vor ihm saß. Er stand wieder auf. Ehe sie sich versah, traf sie erneut eine Faust im Gesicht. Sie konnte spüren, wie ihr Wangenknochen unter dieser Krafteinwirkung zerbarst. Blut lief ihr aus dem Mund.-Einpacken und mitnehmen, dann die Bude abfackeln- Sagte der Mann mit solch einer Gelassenheit, als würde er bei seiner Stammpizzeria das Übliche bestellen. Daraufhin wurde sie in die Höhe gerissen und aus der Wohnung getragen. Hinter hier brannte die Hitze auf. Sie schaute noch einmal zurück. Auf die Frau die jetzt von Flammen umhüllt wurde. Auch wenn sie nur eine Ablenkung gewesen ist, hatte sie sie gern gehabt. Sie wusste was sie nun erwartete, was sie von ihr wollten, doch sie wollte nicht an das Übel, das ihr bevor stand, denken.

Blick hinter die dunkle Seite 2 -Der Weg ins Licht?(Bucky FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt