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„Was hast du ihnen gesagt?"

Sie zuckte zusammen, als sie so abrupt aus ihrer Erinnerung gerissen wurde. Ihr Blick wanderte erneut zu ihren Füßen. Das Wasser in ihren Augen war bereits so angestiegen, dass es sich nur noch um Sekunden handelte bis es sich löste und in Tropfenform über ihre Wangen lief. In einem Atemzug antwortete sie, jedoch so still, dass er sie nur schwer verstehen konnte. Mit einem Satz stand er direkt vor ihr und umfasste ihre Schultern. Er war so stürmisch an sie heran getreten, dass sie zurückgedrückt wurde. Dabei stieß sie mit dem Rücken gegen die Wand neben dem Fenster. Bei dem Aufprall sog sie die Luft scharf ein. Ihr Hinterkopf berührte den kalten Beton, den Blick auf die Decke gerichtet.

„Sie mich verdammt nochmal an."

Brachte er hinter zusammengepressten Zähnen hervor. Jetzt war es so weit. Sie fixierte seine blauen Augen, die Betrübtheit in sich trugen. Tränen lösten sich und rollten über ihr Gesicht.

„Alles, ich sagte ihnen Alles."

Kam es ihr nur schleppend über die Lippen. Ihre Stimme war brüchig. Sein Kiefer spannte sich, als er das hörte. Nun war er es, der den Blick von ihr abwandte. Das bedeutete, dass nicht nur er und seine Freunde in Gefahr waren, sondern auch jeder andere, der den Fängen Hydras entfliehen konnte. Er stieß die Luft laut hörbar durch seine Nase hinaus.

„Auch dass wir....-?"

Er beendete den Satz nicht. Das musste er auch nicht. Sie wusste genau was er meinte und senkte langsam das Kinn, um ihm zuzustimmen. Ihm entglitten die Gesichtszüge. Sie konnte in seinem Ausdruck genau sehen, was er dachte. Sie hatte Hydra direkt zu ihnen geführt. Augenblicklich glitten ihre Hände zu seiner Brust. Sofort umfasste er ihre Handgelenke, um ihre Berührung zu distanzieren.

„Das ist nicht wahr. Ich bin bloß schneller hier gewesen als sie. Ich bin hier, um euch zu warnen. Um dich zu warnen, aber ich hab es nicht geschafft dir die ganze Wahrheit zu sagen. Ich hab euch ganz schön in die Scheiße geritten und das nur weil ich meine feige Klappe nicht halten konnte."

Sie schluchzte leise. Anschließend schlug sie ihren Hinterkopf leicht gegen die Wand.

„Woher..."

„Ich hatte deinen Aufenthaltsort schon verfolgt bevor... Sie nahmen sich was ich rausgefunden hatte und verwendeten es, um euch ausfindig zu machen."

„Wieso?"

Ihre Fingernägel krallten sich in ihre Handinnenflächen, als sie sie zu Fäusten ballte.

„Du weißt warum"

Sie schloss die Augen, als sie diese Worte herauspresste. Ihre Stimme war bloß ein dünner Faden, der jede Sekunde reißen konnte. Sie hatte es verdrängen wollen, ihn verdrängen, doch sie hatte es nicht gekonnt. Ihr Widersehen hat alles nur noch schlimmer gemacht. Sie hatte gedacht, dass sie Lösungen in der Konfrontation finden würde, aber sie hatte sich geirrt.

„Wie konntest du fliehen?"

„Bin ich nicht"

Es bildete sich ein Fragezeichen auf seinem Gesicht. Statt es aufzuklären entzog sie ihre Arme seinem festen Griff.

„Es tut mir so leid... Ich konnte dir nicht erzählen wie ich wirklich zu Hydra kam. Ich verachte mich dafür. Und ich hasse mich dafür, was ich all denen antue, die ich durch mein jüngstes Handeln verriet, Aber ich hab es nicht mehr ausgehalten. Es ging nicht, ich..."

Er war so wütend. Man konnte ihr ansehen, dass es ihr wirklich leid tat, doch er wusste nicht ob er ihr glauben konnte. Ob sie es nicht einfach schauspielerte. Er hat selbst miterlebt, was Hydra Menschen antat, um an Information zu kommen. Kannte ihre Vorgehensweisen. Er musste sich vergewissern. Seine Finger glitten über ihre Schultern in ihren Kragen. Sie wollte protestieren, doch ließ es einfach geschehen. Sie hätte ihm in ihrem jetzigen Zustand nicht entgegenwirken können. Mit einem Ruck riss das Shirt und legte sowohl ihre Schultern, als auch einen Großteil ihres Rückens frei. Er zwang sie sich umzudrehen. Sie legte ihr Gesicht an die kalte, weiße Betonwand. Er stockte. Behutsam legte er seine Fingerspitzen auf ihre Haut. Dann fuhr er die nicht komplett verheilten Narben entlang. Erneut strömte ihr die salzige Flüssigkeit über ihre noch immer nassen Wangen. Als sein Finger über eine offene Stelle strich, sog sie die Luft scharf ein. Augenblicklich zog er seine Hand zurück. Nun verstand er, weshalb sie nachgegeben hatte. Er wollte nicht wissen, wie der Rest ihres Körpers aussah. Sie hatte stets lange Kleidung getragen, warum er sich keinerlei Gedanken gemacht hatte.

Ihr gesamter Körper bebte und ihr Atem ging nur noch stockend.

„Ich kann nicht wieder gut machen, was ich getan hab, aber ich kann euch helfen, wenn ihr mich lasst."

Der Satz war kaum verständlich. Er ließ ab von ihr, schritt zurück.

„Okey"

Auch seine Stimme hatte jetzt an Fülle verloren.

„Ich lasse dir Kleidung bringen."

Daraufhin verließ er den Raum. Nachdem sich die Tür geschlossen hatte, wischte sie sich die Tränen aus dem Gesicht, dehnte die Schultern und setzte sich auf das Bett.

Blick hinter die dunkle Seite 2 -Der Weg ins Licht?(Bucky FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt