14. Kapitel: Erinnerungen

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Sleepless Perspektive:

"Raphael?"

Ich fuhr blitzschnell herum, als ich meinen verhassten Namen hörte. Mein Skalpell hielt ich schon in der Hand. Hatte es bereits aus der Tasche meiner Lederjacke geholt, nachdem der Abschaum von der Straße mich ansprach. Ich wusste nicht was er von mir wollte und da er mich genervt hatte, zeigte ich ihm und der ganzen Bar mit wem sie es zu tun hatten. Nachdem ich mich umgedreht hatte, sah ich, wer mich bei meinem richtigen Namen genannt hatte. Das Mädchen, das neben mir saß und vor noch nicht langer Zeit herein gekommen war. Sie passte hier nicht rein. Nicht in diese abgewrackte Bar. Musterte sie. Sie erwiderte meinen Blick erwartungsvoll, als hätte ich etwas verpasst. Irgendetwas in ihrem Blick ließ mich innehalten und sie nicht sofort umbringen. Dann fiel es mir ein.

Ich war klein. Ich saß alleine auf dem Schulhof. Die anderen Kinder mieden mich, sie hatten Angst vor mir. Vor mir und meinen seltsamen, komischen Augen. Lars existierte damals noch nicht. Er kam erst Monate später. Ein kleines fröhliches Mädchen kam an mir vorbei gehüpft. Ich ließ den Kopf gesenkt damit sie meine Augen nicht sah. Sie blieb vor mir stehen. Ich erinnerte mich, dass sie in meine Klasse ging, aber nicht an ihren Namen.

"Du bist Raphael, nicht war?", fragte sich mich mit klarer, hoher, kindlicher Stimme.

Ich nickte.

"Darf ich mich zu dir setzten?".

Abermals nickte ich.

"Warum sitzt du hier alleine? So weit weg von den anderen Kindern?"

"Sie mögen mich nicht", sprach ich meine ersten Worte mit ihr.

"Wieso nicht?"

"Sie haben Angst vor mir und meinen Augen", antwortet ich ihr.

Ich hob den Kopf und erwartete, dass sie, bei dem Anblick meiner verschieden farbigen Augen, Angst zeigte. Doch sie beugte sich vor, um sie genauer in Betracht zu nehmen. Das Mädchen schien ganz gebannt von meinem Gesicht zu sein.

"Ich finde sie hübsch", sagte sie mit einem leichten Lächeln auf den Lippen.

"Wie kannst du sie hübsch finden? Selbst meine Eltern hassen sie.", gab ich zurück.

Ihr Lächeln wurde breiter.

"Sie machen dich zu etwas besonderen."

Ich schaute sie mit großen Augen an. So etwas hatte nie jemand zu mir gesagt. Sie holte einen Keks aus ihrer Tasche und schaute zu mir. Dann brach sie ihn in zwei und hielt mir die andere Hälfte hin.

"Wollen wir Freunde sein?"

"Ich weiß doch gar nicht wie du heißt", erwiderte ich.

"Ich bin Lou".

Lou grinste mich fröhlich an. Ich spürte, wie sich meine Mundwinkel ebenfalls hoben und ich die Keks Hälfte dankend annahm.

Lars fügte ebenfalls seine Erinnerung hinzu.

Es war ein paar Wochen nach dem Ereignis, das Schuld trug, dass Lars in meinem Kopf auftauchte. Er hatte die Kontrolle über meinem Körper.

"Ich stand einem kleinen, blonden Mädchen gegenüber. Sie schien wohl Lou zu heißen.

Das Mädchen beäugte mich misstrauisch, dann zeigte sie mit einem Finger auf mich und stellte fest: "Du bist nicht Raphael. Deine Augen sind nur grün."

Erst verstand ich nicht, doch dann antwortete ich: "Ach, du redest von meinem Alter Ego."

"Alter Ego? Du bist das zweite Ich, nicht er. Raphael war als erstes da."

"Sei froh, dass ich da bin. Raphael wird nicht ohne Grund von MEINEN Eltern weggesperrt, wenn er MEINEN Körper unter Kontrolle hat", ich streckte versöhnend die Hände aus. Ich wollte keinen Streit anfangen.

"Glaub was du willst, dieser Körper gehört nicht dir und ich kenne ihn gut genug, dass ich weiß, dass Raphael ihn sich zurück holen wird." Damit drehte sie sich um und ging.

Mich erfüllte ein warmes Gefühl, was ich ganz selten, nur bei wenigen bestimmten Leuten empfand. Sie hatte mich, als einer der wenigen, nicht durch Lars ersetzt. Wie Su... Konnte den Gedanken nicht weiterführen. Noch nicht.

"Das waren noch Zeiten, als wir uns immer bekriegt haben", merkte Lars glucksend in meinem Kopf an.

Ich ignorierte ihn und sprach stattdessen das Mädchen vor mir an.

"Lou?"

Tränen traten in ihre Augen. "Ja", hauchte sie. "Du erkennst mich wieder. Was tust du hier in Amerika? Warum hast du mich, ohne ein Wort zu sagen, verlassen? Und was in aller Welt ist in der Zeit passiert, wo wir uns nicht gesehen haben?", brachen die Fragen wie in einem Wasserfall aus ihr heraus.

Ich erzählte ihr fast alles und im Gegenzug erzählte sie mir ebenfalls, was alles bei ihr passiert war. War überrascht, als ich ihren Lebensabschnitt mit der Horrorpuppe hörte. Lou ist die Unschuld in Person gewesen. Aber auch sie wurde nicht von der Grausamkeit dieser Welt verschont. Als ich sie näher ansah, bemerkte ich, dass nicht nur ich mich verändert hatte. Ihr Ausdruck in ihrem Gesicht war nicht mehr so weich, naiv und offen, sondern härter und verschlossener. Bevor sie zu Ende erzählen konnte, flog die Tür erneut auf und kalte Luft fegte ins innere.
Herein kam ein Junge, in unserem Alter. Er trug einen weißen Hoodie. Ich erkannte ihn. Hatte schon einiges von diesen Arschloch gehört.

Der "ach so berühmte" Jeff The Killer. Ich stand auf. Hatte einiges mit ihm zu klären. Langsam breitete sich ein sadistisches Lächeln auf meinem Gesicht aus.

His Smile shines through his Darkness || Jeff The KillerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt