Epilog

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Es ist hell. Ich kann das grelle Licht hinter meinen Augenlidern sehen. Der Piepton hat sich beruhigt und schlägt jetzt wieder im Takt meines Herzens. Der Untergrund auf dem ich liege ist weich, aber dennoch ungemütlich und durchgelegen. Ich kann den dominaten Geruch des Desinfektionsmittels riechen, der unangehm in der Nase brennt. Ich öffne meine Augen. Fünf Männer in weißen Kitteln stehen um mich herum und sehen mich erwartungsvoll an. Verwirrt will ich mich aufsetzen, doch es geht nicht. Mein Blick wandert zu meinen Fuß- und Handgelenken.

"Warum bin ich gefesselt?" Meine panische Stimme durchschneidet die ruhige Atmosphäre des Raums.

"Jeff hat die Leute ermordet. Er hat mich gezwungen die letzen vier Wochen bei ihm zu bleiben."

Jetzt ist es an den Männer sich verwirrt an zu sehen. Einer von ihnen notiert sich was auf seinem Klemmbrett.

"Du bist seit über drei Monaten hier und uns ist kein Kontakt mit einem Jeff bekannt", antwortet er mir auf Deutsch.

Ich runzele die Stirn. Auf Deutsch? Drei Monate?

"Wo bin ich?", frage ich leise.

"In Leipzig."

Hatte ich Deutschland nie verlassen?

"Welches Datum haben wir?"

"Den 15.10.2015"

Drei Monate, nachdem meine Familie verstorben ist. Alles war ein Traum? Die Puppe hat nie existiert? Alles eine Produktion meines Unterbewusstseins? Ich bemerke die Infusion, die in meinen Arm führt. Meine Familie war am Leben?

"Wo sind meine Eltern?" Vorfreudig blicke ich die Ärzte an.

Sie antworten mir nicht.

"Warum bin ich hier?", versuche ich es mit einer anderen Frage.

"Du lagst drei Monate im Koma. Wir-", er macht eine kurze Pause.,"-mussten dich in diesen Zustand versetzen."

"Wo sind meine Eltern?", wiederhole ich mit Nachdruck.

"Weißt du es nicht mehr?", höre ich sie sagen.

Sie. Die Stimme der Puppe.

Panisch sehe ich mich im Raum um. Ich kann sie aber nirgends entdecken. Alarmiert richten sich die Ärzte auf.

"Es waren nicht deine Eltern. Das waren billige Kopien. Du musstest sie doch töten, damit deine Eltern befreit werden konnten", antwortet die Stimme der Puppe.

Die Erinnerungen kommen schlagartig zurück. Sie hatte Recht. Ich musste meine Eltern befreien und dafür ihre Kopien töten. Die Puppe war nicht meine Feindin, sie ist meine Freundin.

"Sieh dir die Pseudoärzte an. Waren es nicht die, die deine wahren Eltern entführt haben? Sie wollen dich hier Beilagen halten, damit du nicht zu ihnen zurückkannst"

Ich schaue genauer hin. Ja, sie hatte Recht. Ich erkenne sie. Erinnere mich, dass sie mir meine Familie genommen haben. Wut wallt in mir auf. Ich reiße an meinen Fesseln.

"Macht mich los!", brülle ich und strampel um die elenden Fesseln loszuwerden.

"Ich bring euch um, ihr Drechsschweine!", kreische ich weiter.

Der eine Arzt rennt zum Telefon und spricht in den Hörer.

Ein anderer brüllt Befehle durch den Raum.

"Erhöht die Dosis, der schizophrenen Patientin. Wir müssen sie zurück ins Koma versetzen. Es wiederholt sich. Unser 5ter Versuch mit ihr zu Reden ist gescheitert. Sagt den anderen, der Ablauf ist wieder eins zu eins derselbe."

Ich spüre wie etwas in meinen Arm schießt und meine Glieder schwer werden. Ich versuche einen der Ärzte zu erreichen, aber meine Augen fallen zu.

Die körperlose Stimme der Puppe lacht. Nein, nicht die Stimme der Puppe. Es war die ganze Zeit meine Eigene.

His Smile shines through his Darkness || Jeff The KillerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt