19. Kapitel: Verzerrung

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Die ganze Welt kam mir verdreht vor. Als würde der Himmel unten und der Boden oben sein.

"Was? Ich mein... Ich versteh nicht."

Ich war so verwirrt, dass ich keinen klaren Satz bilden konnte. Ich blickte Jeff an und erwartete, dass er grinsen würde und mir erklären würde, ich wäre auf seinen Spaß hereingefallen. Aber das tat er nicht. Sein Gesicht zeigte keine Regung. Er sah mich nur abwartend an.

"Das ist nicht möglich", flüsterte ich kaum hörbar.

"Lou", sagte er sanft. "Meinst du, du nimmst es mir übel, wenn ich unseren Deal nicht einhalte?"

Ich sah ihn stumm an, unfähig irgendein Wort von mir zu geben.

"Ich will dich nicht umbringen. Ich werde dich hier nach der ganzen Scheisse nicht umbringen. Kannst du dir vorstellen mit mir zusammen ein neues Leben zu beginnen?"

"Ich...", stammelte ich.

Er suchte meinen Blick und ich sah ihm in die Augen. Sie strahlten eine so intensive Wärme aus, wie ich sie noch nie bei ihm gesehen hatte.

"Ich habe mich in dich verliebt, Lou."

Ich saß da, vollkommen baff und unfähig irgendwas von mir zu geben. Meine Gedanken drehten sich im Kreis. Ich habe mich in dich verliebt, Lou. Seine Worte hallten in meinen Kopf wider.

Er liebte mich.

Unfreiwillig machte mein Herz einen Sprung. Die Worte purzelten unkontrolliert aus meinem Mund heraus. Obwohl eine Stimme in meinem Kopf mich anschrie. Obwohl jegliche Alarmglocken in meinem Kopf schrillten. Mein betrügerisches kleines Herz machte ihnen einen Strich durch die Rechnung.

"Ich liebe dich, Jeff."

Er rückte näher an mich heran und nahm zärtlich mein Gesicht zwischen seine Hände. Auf Seinem breitete sich ein Lächeln aus, dass anders war, als die ganzen anderen die sich vorher in seinem Gesicht breitgemacht hatten. Es schien mir ehrlicher zu sein. Vorsichtig kam er näher, bis unsere Nasenspitzen sich fast berührten und fixierte mich mit seinen Augen. Dann drückte er seine Lippen auf meine und ich ließ mich fallen, bis auch jede warnende Stimme in meinem Kopf verstummte.

Am nächsten Morgen kitzelten mich seine Haare an der Wange, sodass ich die Augen aufschlug und ihn betrachtete. Gestern Abend lag ich noch seinen Armen, während wir uns flüsternd Geschichten erzählten. Wir redeten über unsere Familien und welche Wege wir gegangen waren. Wir beide hatten viel Schmerz erlebt. Irgendwann waren mir die Augen zugefallen und ich konnte mich noch daran erinnern, wie er mir über die Haare strich und mir versprach, dass alles in Ordnung werden würde, sobald die Puppe zerstört war.
Jeff regte sich neben mir und wachte auf.

"Morgen", sagte er mit rauer Stimme und streckte sich.

"Guten Morgen." Ich lächelte und betrachtete ihn. Mein Hochgefühl von gestern war nicht verflogen.

"Bist du bereit?" Sein ernster Blick brachte mich in die harte Realität zurück.

Ich nickte, stand auf und packte meine Sachen zusammen.

Es hatte sich etwas verändert zwischen Jeff und mir. Sein harter und verschlossener Gesichtsausdruck war einem leichten Lächeln gewichen. 

Wir liefen wieder durch den Wald, diesmal aber nah beieinander. Jeff drehte sich oft zu mir um, um sich zu vergewissern, dass ich noch an da war. Aber mit jeden weiteren Schritt machte sich ein flaues Gefühl in meinem Magen breit. Mit jedem Schritt kam ich ihr näher. Meinen Albträumen.

An meinem Gesichtsfeld flackerte etwas. Erst versuchte ich es zu ignorieren, aber irgendwann nervte es mich, sodass ich meinen Kopf drehte, um zu sehen was mich so störte. Sobald ich das Flimmern fokussierte entschwand es meinem Blickfeld und kehrte wenig später wieder in meinen Augenwinkeln auf. Ich fing an den Kopf ruckartiger zu bewegen.

His Smile shines through his Darkness || Jeff The KillerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt