2 - Toronto, Kanada

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ELLIE

Robert schmiss mein Gepäck auf die Ladefläche des Pick-Ups.

Es waren etwa 20 Grad und die Sonne schien auf uns herunter. Ich zog meinen dunkelgrünen Irland Pullover aus und legte ihn auf die Rückbank, neben mich.

Zwar hatte ich mich gefreut nach Kanada zu reisen, aber trotzdem wollte ich auf dem Flug ein Stück zu Hause bei mir haben.

Mein Cousin Lenny saß lässig am Steuer und schaute durch seine Sonnenbrille nach draußen.

Seine hellblonden Haare hatten den gleichen leichten Rotstich wie meine Haare und der Rest unserer Familie. Egal ob Onkel Robert, Louis oder meine Mum. Die Haare identifizieren uns als eine Familie. Die Haare meines Vaters waren etwas dunkelroter als unsere und die Haare von Maggie waren hellbraun. Sie war aber schließlich auch keine Irin.

Als ich mich hinter Rob setzte, der mittlerweile auch seinen Platz auf dem Beifahrersitz gefunden hatte, nahm Lenny seine Sonnenbrille ab und musterte mich.

„Du siehst haargenau so aus, wie vor 5 Jahren!", sagte er lächelnd. „Außer, dass ich gute 30 cm gewachsen bin, bestimmt! Außerdem haben wir uns doch oft genug über Skype gesehen, also tu mal nicht so, als ob du mich ewig nicht gesehen hast!", gab ich lachend zurück.

Lenny stimmte in mein Lachen ein und startete den Motor. Bevor er losfuhr, drehte er sich noch einmal zu mir und sagte: „Trotzdem ist es schön dich hier zu haben!"

Ich musste schmunzeln. Lenny war schon 23 und somit 5 Jahre älter als ich und sein Bruder Louis.

Früher hatten wir nie ein gutes Verhältnis gehabt, da er nur selten etwas mit seinem kleinen, nervigen Bruder und seiner kleinen, noch nervigeren Cousine zu tun haben wollte.

Aber die letzten paar Monate verbesserte sich unser Verhältnis und wir schrieben und skypten öfter als sonst.

Louis hingegen war wie mein Bruder.

Wir hatten alles miteinander geteilt. Dadurch, dass wir immer in der gleichen Klasse waren und zusammen in einem Haus wohnten, machten wir selten etwas ohne den Anderen.

So hatte ich ihn am meisten vermisst, als sie nach Kanada zogen. Daher war unser Kontakt auch nie abgebrochen.

Er war immer noch die Person, die ich auch noch mitten in der Nacht anrufen konnte. Meistens störte ihn das eh nicht, da es dank der Zeitverschiebung in Toronto erst früher Abend war.

Den Flughafen, der etwas außerhalb von Toronto lag, hatten wir schon längst hinter uns gelassen.

Jetzt fuhren wir vorbei an einem Park, Menschen, Geschäften und vor allem unglaublich vielen Skyscrapers.

Die Brays, was übrigens auch mein Nachname war, lebten allerdings in einem Vorort namens Pickering.

Hier gab es weniger hohe Hochhäuser, dafür mehr Parks und viele große Einfamilienhäuser.

Ich staunte nicht schlecht.

Auch wenn Pickering nur ein Vorort war, schien mir alles größer und prächtiger als in Dublin.

Ich liebte Dublin dafür, dass alles alt und nicht so groß war. Aber das hier, war definitiv eine andere Liga.

„Hinter der nächsten Ecke sind wir da.", sagte Rob zu mir, als wir in eine Straße voller identischer Häuser fuhren.

Im Radio spielte gerade „Californication" von den Red Hot Chili Peppers, als wir vor einem dieser Häuser hielten.

„Voilà!", sagte Lenny mit einem Grinsen auf den Lippen und stieg aus.

Er nahm meinen Koffer von der Ladefläche und wartet draußen neben Rob.

Ich musste noch einmal tief durchatmen, bevor auch ich aus dem Wagen stieg.

Ich betrachtete das Haus. Es war in weißgrau Tönen gehalten und wirkte ziemlich modern. Neben dem Haus waren zwei Garagen und hinter dem Haus, konnte man einen ziemlich großen Garten erahnen.

„Fertig?", fragte Rob und neigte seinen Kopf in Richtung Haus. Ich atmete tief durch und nickte dann. Plötzlich war ich ziemlich nervös.

Nicht weil ich Tante Maggie und Louis wiedersehen würde, sondern weil dass hier mein Zu Hause für das nächste Jahr sein würde.

Wie in Trance ging ich auf die Haustür zu.

Rob schloss die Tür auf und er trat vor Lenny ein. Ich bildete das Schlusslicht und klammerte mich an meinen Rucksack.

Meine Hände zitterten, mein Puls raste und mein Blick blieb glasig, als ich plötzlich von jemanden stürmisch umarmt wurde.

„Ellie! Endlich!", sofort erkannte ich Maggies britischen Akzent, den sie nach all den Jahren immer noch nicht abgelegt hatte, „Du bist so groß geworden! Und du siehst deiner Mutter immer ähnlicher."

Mein Puls verlangsamte sich und ich konnte endlich wieder klar sehen. Erst als Louis mich in den Arm nahm und feste drückte, beruhigte ich mich endgültig.

„Und hast du es ihr schon gesagt?", war das erste was ich Louis sagen hörte. Ich sah wie Rob den Kopf schüttelte: „Ich dachte, wir warten damit bis Ellie angekommen ist."

Verwirrt sah ich zwischen Maggie, Rob, Lenny und Louis hin und her.

„Was ist denn los? Ist irgendwas passiert?", fragte ich verwirrt und merkte wie mein Puls wieder schneller wurde.

Maggie schüttelte den Kopf: „Nein Schätzchen. Alles gut, wir hätten da ein Angebot für dich. Aber lass uns das in Ruhe, im Wohnzimmer besprechen."

Lenny nahm mir meinen Rucksack ab und führte mich ins Wohnzimmer, wo ich mich zögernd auf das große Sofa fallen ließ und ängstlich auf das „Angebot" wartete.

Teach me how to love - Shawn Mendes Fan FictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt