"Sagst du es mir, oder muss ich fragen?", gab ich abwartend von mir. Er lächelte leicht und breitete seine Hand schnell Richtung See aus. In Sekunden schnelle gefror er oberflächlich bis kein Wasser mehr zu sehen war. Stolz drehte er sich zu mir und bildete ein Paar Eislaufschuhe auf seiner Hand. Sie waren durchsichtig und mit Schneeflocken verziert.
"Müssten deine Größe sein", meinte er gelassen während er sich ähnliche formte. Eifrig zog ich im Sitzen meine Schuhe aus. Ich überlegte nicht lange und riss die fellige Füllung aus den Schneestiefeln um sie in die anderen zu stopfen. Nach gefühlten Stunden, die wahrscheinlich nicht mal drei Minuten gedauert hatten, hatte ich es endlich geschafft die warme Einlage richtig zu platzieren. Richtig im Sinne von so, dass ich weder das kalte Eis auf meinen Füßen spürte, noch, nicht hinein passte. Nachdem das Werk vollbracht war, blickte ich nach oben, in eisblaue Augen.
"Wie lange beobachtest du mich schon?", fragte ich seufzend als ich sein breites Grinsen entdeckt hatte.
"Lange genug um zu wissen, dass du keine Erfahrung hast", meinte er.
"Was lässt dich diesen Schluss ziehen?", erkundigte ich mich empört.
"Hättest du dir selbst zu gesehen, würdest du diese Frage nicht stellen", behauptete er.
"Weißt du, bisher musste ich noch nie eine Füllung in einen aus Eis gemachten Eislaufschuh stecken. Logisch, dass ich mit so etwas keine Erfahrung habe. Mit Eislaufen", ich machte eine Pause und stand auf. Ich schritt auf den See, fing an einen großen Kreis zu laufen, den ich gekonnt mit einer perfekt sitzenden Pirouette vor ihm beendete, "Mit Eislaufen allerdings schon", vollendete ich meinen Satz. Nun kam auch er auf die Eislauffläche.
"Hätte nicht gedacht, dass du diese Kunst beherrscht. Immerhin bist du eine Feuerbendigerin", meinte er.
"Ich bin eine Aestus und kein Mensch der hinter Pluto wohnt", behauptete ich. Er musste schmunzeln.
"Wenn du meinst, kein Mensch der hinter Pluto wohnt. Kannst du denn auch das?", fragte er herausfordernd. Er stieg auf die Eisfläche und begann zu laufen. Sein Tempo steigerte sich. Graziös beendete er seinen Auftritt mit einem Spagatluftsprung.
"Ein Mann und ein Spagat. Nicht schlecht. Aber das kann ich topen", sagte ich überzeugt von mir selbst. Ich nahm Fahrt auf. Die Füße glitten übers Eis. Schließlich machte ich einen Satz in die Luft. Ich drehte mich einmal um die eigene Achse und landete am rechten Bein. Das Linke nach hinten ausgestreckt, der Oberkörper im Hohlkreuz nach vorne gebeugt und die Hände elegant auf den Seiten ausgebreitet.
"Ich muss zu geben, das sah nicht schlecht aus. Aber es würde besser aus sehen, wenn du nicht unsere geklauten Winter Sachen anhaben würdest", behauptete er während ich die Augen verdrehte, "aber sei's drum. Wir haben ja genug davon. Wir sollten zusammen Eislaufen. Das würde mehr Spaß machen, als allein am Eis herumzulaufen. Was meinst du?"
"Nein", meinte ich mit Kopfschütteln.
"Warum denn nicht?", fragte er mit gespielter Enttäuschung.
"Ich will eigentlich nicht meine Zeit mit jemanden verschwenden, der mich umbringen will", antwortete ich harsch. Er lachte:
"Dafür dass du das nicht möchtest tust du es aber ziemlich lange. Ich habe dich nicht gezwungen hier zu bleiben."
"Gut. Dann gehe ich jetzt" , teilte ich ihm mit und drehte mich um.
"Halt. Ich habe gesagt, dass ich dich nicht gezwungen habe. Solltest du jedoch versuchen jetzt wegzugehen, werde ich nicht zögern um dich davon abzuhalten", klärte er mich auf und grinste mich überlegen an.
"Und wie bitte hast du das vor?" Fragte ich und stemmte die Arme in die Hüften.
"Schön das du fragst", meinte er und mit einem Handschwung bildeten sich Bänder aus Eis um meine und seine Handgelenke. Es entstand eine Kette, die jeweils seine mit meinen verband. Ich zweifelte an seiner Intelligenz. Immerhin war ich eine Aestus. Feuer und Hitze waren also mein Element. Aber ich hatte noch vor ihn für eine Zeit im Glauben zu belassen, die Oberhand zu haben. Also seufzte ich genervt und war von meinen überzeugenden, schauspielerischen Fähigkeiten begeistert. Aber das zeigte ich natürlich nicht. Er zog mich näher und nahm meine Hände. Mein Augenverdrehen war dies mal nicht gespielt. Dazu brauchte es keine Maske. Ich hatte mit kalten oder schwitzigen Händen gerechnet, aber sie waren keins von beiden, sondern warm. Ich lies mich führen und musste zugeben es war nicht schlecht. Wäre er nicht mein potentieller Mörder würde das ganze vielleicht etwas lustiger sein.
"Was ziehst du denn für eine Grimasse. Würde es funktionieren, wären deine Mundwinkel bei deinen Knien", behauptete er.
"Es tut mir leid, dass ich nicht gerne gezwungen werde mit jemanden Eiszulaufen den ich nicht kenne und das was ich kenne mir nicht gefällt", meckerte ich.
"Entschuldigung angenommen", meinte er. Lange würde ich das nicht mehr aushalten. Also beschloss ich zu verschwinden. Ich kam ihm näher und er blickte mir mit seinen eisblauen Augen in die meinigen. Kurz überlegte ich einen Rückzieher zu machen, entschloss mich aber dagegen.
"Tut mir leid", flüsterte ich leise. Er runzelte die Stirn, doch bevor er etwas sagen konnte setzte ich meinen Schritt. Blitzschnell umfasste ich die Fesseln und schmelzte sie durch. Keine Sekunde dauerte es und ich hatte mich auf den Boden fallen lassen. Meine Handflächen waren auf den Boden gedrückt und die Hitze des Feuers brannte die Eisschicht weg. Er hatte gar nicht so schnell reagieren können, da es für ihn wahrscheinlich unerwartet kam. Er plumpste ins Wasser und war nicht mehr zu sehen. Ich drehte mich um und lief davon. Hinter mir hörte ich ihn auftauchen und aufkeuchen. Er machte das Eis wieder zu Wasser. Hinter mir schien es wie eine Transformation. Ich lief schneller um vom See runter zu kommen. Das Wasser war knapp von mir entfernt. Das Tempo lies sich nicht mehr viel steigern, trotz Bemühungen. Mit dem rechten Fuß war ich schon am Festland. Doch plötzlich brach beim linken Bein das Eis weg und er rutschte ins Wasser. Ich fing mich gerade noch und blickte nochmal zurück. Er blickte mich wütend an. Schnell packte ich meine Schuhe. Eilig lief ich in die Höhle zurück und versuchte noch ein bisschen zu schlafen.
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The legend
ParanormalIn einem Universum voller übernatürlicher Wesen lebt Ignis. Sie und ihre Familie beherrschen das Feuer. Sie leben aber unter den Menschen, genau so wie andere Elementbendiger. Dadurch das sich alle so stark von einander unterscheiden, bleibt der Fri...