6. Flucht

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Ich schritt auf die Tür zu und drückte meine Hand auf den Stahl. Ich spürte die Kälte, doch ich konzentrierte mich auf die Wärme. Meine Augen schloss ich um alle Kraft zu meiner Handfläche zu leiten. Langsam spürte ich, dass der Platz sich erhitzte und ich ein Loch in die Tür brannte. Der Stahl schmolz. Mittlerweile war die Öffnung schon so groß, dass wir uns durch zwängen konnten.

Stolz betrachtete ich sie und blickte dann nach hinten um Flame und Netro Bescheid zu geben. Vorsichtig steckte ich meinen Kopf hindurch und schaute einmal nach links und einmal nach rechts. Keine Wachen waren auf den Gängen platziert. Dann krabbelte ich raus. Kurz zog ich die Mundwinkel nach oben. Das war der Anfang vom Ende. Dachte ich mir, doch da wusste ich nicht, dass es umgekehrt war. Ich reichte Flame die Hand und sie tapste unbeholfen hinaus. Auch Netro bekam Hilfe von uns beiden. Gleich darauf schlichen wir flott den Flur Richtung Garten entlang. Wir waren sehr wachsam und hörten jedes Detail. Dann sah ich etwas und blieb stehen. Wie angewurzelt verließen auch die beiden nicht ihren Platz und sahen mich fragend an. Ich deutete auf ein Schild.

Wanderausrüstung

Auf Zehenspitzen betraten wir den Raum. Jeder nahm sich einen Rucksack, welche sich massenweise in dem Zimmer befanden, und schnallte ihn sich um den Rücken. Zuvor hatte ich noch einen Blick hinein geworfen. Es waren ein Schlafsack, eine Taschenlampe, ein Seil, eine gefüllte Termoskanne, eine Decke, ein paar Winterstiefel, eine dicke Jacke und ein Brotlaib darin. Ich musste zugeben, der Rucksack war schwer, aber durch Flames Enthusiasmus wurden schließlich nicht nur sie und Dad, sondern auch ich angespornt.

Zurück im Gang liefen wir wieder Richtung Ausgang. Wir standen vor der schweren Eisentür. Ich holte tief Luft, drückte vorsichtig die große Schnalle hinunter, öffnete die Tür einen kleinen Spalt und lugte hinaus.

Der Garten war leer, würde man den Schnee, welcher den Boden bedeckte, unerwähnt lassen. Ich trat einen Schritt hinaus und spürte sogleich die ziehende Kälte in meinem Fuß. Als ich weiter Richtung Grube schritt folgten mir meine zwei Familienmitglieder. Schneller setzte ich einen Fuß vor den anderen. Sie taten es mir gleich. Als wir beim Loch angelangt waren, ließen wir Flame den Vortritt. Behutsam und bedacht kletterte sie langsam unten durch. Ich schenkte Dad ein kleines Lächeln und betrachtete anschließend dass kalte Gebäude, welches vor kurzem noch als unser, und auch dass aller anderen Aestus's, Gefängnis galt. Während ich darauf wartete nach meiner Schwester durch das Loch kriechen zu können, waren meine Augen skeptisch auf dass Haus gerichtet. Gerade als sie darunter durch war und ich zum Krabbeln ansetzte, nahm ich ein Knarren und im Augenwinkel eine aufgehende Tür wahr. Schnell blickte ich zu Netro.

"Los Dad! Schnell! Klettere du zu erst!", rief ich und wollte schon aufstehen.

"Nein! Du zuerst und jetzt fange nicht an mit mir zu diskutieren, Ignis!", überredete er mich.

Eilig krabbelte ich hindurch, zumindest so schnell mir möglich war.

"Dort drüben sind sie! Sie wollen fliehen!", hörte ich einen Soldaten rufen.

Ich schlüpfte schnell hindurch und war auf der anderen Seite angelangt. Dad bückte sich und krabbelte auch hindurch. Fast hatte er es geschafft. Ich reichte ihm die Hand zur Hilfe und versuchte ihm durch Ziehen zu helfen. Plötzlich packte ein Soldat ihn am Fuß. Er zischte auf.

"Lass los und lauf!", keuchte mein Vater. Als ich nicht reagierte und weiter zog, ließ er meine Hand los.

"Lauft, Kinder! Ich sagte lauft!", brüllte er mich an. Erschrocken ließ ich los, packte Flame an der Hand und lief weg. Einfach weg. Ich hätte ihm so gerne geholfen, aber mein Vater war so stur. Wir wären nur alle drei in Gefahr gewesen. Wir liefen und während wir dass taten blickte ich nochmals zurück und sah wie jemand eine Pistole an den Kopf meines Vater hielt. Ich ließ Flames Hand los und hielt ihr die Ohren zu. Als ich einen lauten Schuss hörte kniff ich die Augen zusammen und war den Tränen nahe, doch ich dachte an mein Versprechen Mum gegenüber und schluckte sie hinunter. Voller Angst liefen Flame und ich weiter.

The legend Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt