Doch je tiefer die Nacht, desto besser die Idee.

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Schnell hatte ich das Weite gesucht. Wie feige war ich eigentlich? Ich hätte es einfach sein lassen sollen. Vielleicht auch mit dem Alkohol. Als ich im Backstage verschwunden war, ließ ich mich langsam auf eine der Sitzmöglichkeiten sinken und atmete laut aus.
Was hatte ich mir nur gedacht? Felix dachte langsam sicherlich, dass ich das letzte Flittchen wäre. Da hatte ich ihm schon wieder einen Kuss auf die Wange gegeben, nur weil ich einfach nicht wusste, wie ich meine Dankbarkeit ausdrücken sollte. Sonst hatte ich doch nie solche Schwierigkeiten, wenn es darum ging, die richtigen Worte zu finden. Ich seufzte leise und betrachtete das Bild von Felix und mir. Ohne groß darüber nachzudenken, stellte ich es als neues Hintergrundbild ein. Es war wirklich verdammt schön Felix grinste verschmitzt in die Kamera und auch auf meinen Lippen lag kein gezwungenes Lächeln. Keine Ahnung wie er das schaffte, aber bei ihm vergaß ich plötzlich alles. Wenn ich es nicht besser gewusst hätte, hätte ich jetzt gesagt, wir waren schon seit Jahren die besten Freunde. Aber dabei kannten wir uns gerade mal seit einem Tag. Wir kannten uns seit einem Tag, an dem schon so verdammt viel passiert war und an dem wir uns schon so nah gekommen waren. Verrückt. Mein Blick lag immer noch auf dem Foto und ich konnte mich nicht satt sehen. Mir war vorhin gar nicht aufgefallen, was für schöne Augen Felix eigentlich hatte.

Ich sah mich kurz um. Niemand war weit und breit zu sehen. Es war mittlerweile gegen 17 Uhr, die Sonne ging langsam unter und alle lauschten dem aktuellen Act. Ich hingegen saß hier draußen und starrte auf mein Handy. Ohne zu zögern öffnete ich plötzlich Instagram und lud das Bild von Felix und mir hoch.

Und wenn du glaubst, jemanden schon dein ganzes Leben zu kennen und dabei sind es vielleicht nur ein paar Stunden, weißt du, dass es jemand Besonderes ist. Danke. @kraftklub_official, hatte ich dann unter das Bild geschrieben und betrachtete meine Worte. Ich war mir nicht sicher ob sie das lesen würden. Insgeheim hoffte ich, dass sie es einfach überlesen würden, doch im Endeffekt ließ ich diese Worte so unter dem Bild stehen.

***

„Auf Gisela", lallte ich lachend und hob mein Glas. Es war mittlerweile weit nach Mitternacht und wir saßen zusammen mit Ben und seinen Bandkollegen unten am See. Felix hatte sich vor einigen Minuten neben mich auf die Decke gesetzt und sah mich von der Seite an. Ich selbst hatte seit dem Kuss auf die Wange kein Wort mehr mit ihm gewechselt. Dafür hatte ich mich die ganze Zeit mit Till unterhalten.

„Emma meinst du nicht, dass es mal gut ist?" Nun sah ich Felix direkt in die Augen.

„Du bist so ein Spielverderber", streckte ich ihm meine Zunge raus. Seine Mundwinkel zuckten kurz, aber sein Blick blieb ernst.

„Außerdem bistdu... genauso betrunkheeeen...", kicherte ich dann weiter und hatte mein Becher mit Gisela ausgetrunken. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie alle Blicke auf Felix und mir lagen. Was erhoffte die sich? Das wir uns nochmal küssten? Ich wusste sehr gut, dass Felix ihnen davon erzählt hatte. Dieser sah immer noch schweigend zu mir. Als er dann nach weiteren Sekunden Stille noch nichts gesagt hatte, zuckte ich mit den Schultern.

„Isch bin glei-ch wieder dah.", rappelte ich mich dann irgendwie auf. Es musste ziemlich amüsant für alle sein, denn irgendwie gelang mir das bloß auf allen vieren. Letztendlich stand ich dann auf meinen wackligen Beinen. Ich war ein paar Schritte gelaufen und hatte mich an den Rettungsschwimmerturm angelehnt. Gerade recht, denn mir war plötzlich total schwindelig.

„Verdammt", murmelte ich und presste die Hand gegen meine Stirn. Ich hatte mein Handy aus meiner Hosentasche gezogen und die Unterhaltung von Martin und mir geöffnet.

Zwar hatte ich seine Nummer aus meinen Kontakten gelöscht, aber ich hatte gar nicht daran gedacht, auch unsere SMS zu löschen. Ohne groß darüber nachzudenken, hatte ich angefangen zu tippen.

Dein Leben läuft gut. Mein Leben läuft Amok. (Kraftklub Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt