Ich geb dir einen Kuss auf die Stirn. Einen Kuss, dann muss ich leider gehen.

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„Oh Gott", hatte ich die Hände vor den Mund gepresst um nicht das ganze Krankenhaus zu wecken. Felix' Anblick schmerzte. Er war immer noch kreidebleich, seine Lippen hellrosa und trocken. Um seinen Kopf war ein dicker Verband gewickelt. Der Kopfteil des Bettes war nach oben gestellt, sodass er aufrecht saß. Seine Augen waren geschlossen, doch diesmal war seine Atmung deutlicher zu erkennen.

„Es tut mir so verdammt leid", flossen mir wieder die Tränen über die Wange. Es war so still im Raum, dass ich hörte, wie sie auf den Boden tropften. Ich hatte mich keinen Zentimeter bewegt. Ich war wie angewachsen. Da ich solche Angst hatte vor dem was vielleicht passieren könnte. Was war, wenn er aufwachte und sich nicht mehr erinnerte? Oder wenn er sich erinnerte und nie wieder was mit mir zu tun haben wollte?

„Du kannst ruhig... ans Bett kommen", hörte ich plötzlich sehr leise und konnte sehen wie sich Felix' Lippen bewegten. Ich merkte, wie mein Herz für unzählige Sekunden aussetze, bis es dadurch doppelt so schnell schlug.

„Du bist wach", flüsterte ich und setzte vorsichtig ein Bein vor das andere. Es kam mir vor, als wollte der Weg zu Felix nie enden. So wie wenn man in einen Tunnel sah und dachte, das Ende erreicht zu haben, aber der helle Punkt war einfach noch zu weit weg.

Ich stützte mich am Stuhl ab der neben dem Tisch stand und griff ihn mit zitternden Fingern um ihn dann vor das Bett zu stellen.

Ängstlich ließ ich mich darauf sinken, hatte die Hände in meinem Schoß zusammengefaltet und meinen Kopf gesenkt. Felix streckte schwach seine Hand nach meiner aus, womit ich nicht gerechnet hatte.

„Du bist hier", flüsterte er und ich sah auf. Seine Augen waren immer noch geschlossen, seine Lippen einen Spalt geöffnet. Vorsichtig griff ich seine Hand und legte meine in seine. Schlagartig wurde mir wieder warm und so ein molliges Gefühl machte sich in meinem Körper breit. Doch mit der Wärme kamen auch wieder die Erinnerungen zurück.

„Es tut mir so leid", versuchte ich ein Schluchzen zu unterdrücken. „Das ist alles meine Schuld. Wä-wäre ich nicht gewesen, dann hätte er nie..."

„Schhhh", vernahm ich leise neben mir. Felix hatte seinen Kopf leicht zu mir gedreht und die Augen kurz geöffnet.

„Du bist nicht schuld, Emmchen", strich er sanft über meinen Handrücken.

„Hätte ich ihn nicht so provoziert beim Kosmonaut und hätte ich dich nicht geküsst, dann..." Doch trotz seiner schwachen Stimme unterbrach er mich.

„Wenn du danach gehst, dann vergiss nicht", machte er eine kurze Pause. „Wer ihn rausgeschmissen hat." Felix Mundwinkel zogen sich langsam nach oben und er drückte etwas meine Hand. Die Tränen nahmen mir wieder die Sicht. Ich hatte sie alle in solche eine Gefahr gebracht. Obwohl ich mir sicher war, dass eher Felix auf Martins Abschussliste stand. Warum auch immer. Ich konnte das nicht einordnen. Im Leben nicht. Das war sicher nicht der Martin in den ich mich vor drei Jahren verliebt hatte. Ich war so in Gedanken, dass ich gar nicht gemerkt hatte, wie Felix seine Hand aus meiner gezogen hatte und mir sanft über die Wange strich, so wie ich es bei ihm getan hatte. Mit dem Daumen wischte er eine Träne weg und ließ seine Hand dann an meiner Wange ruhen.

„Es war trotzdem ein schöner Abend mit dir", sagte er dann und wir blickten uns in die Augen. Ich hatte Mühe und Not mich zu beherrschen. Felix' schöne Augen hatten so etwas Magisches, dass mich jedes Mal vergessen ließ.

„Das müssen wir wiederholen", säuselte er dann und ich nickte.

„Hast du starke Schmerzen?", sah ich ihn dann allerdings skeptisch an, als er kurz die Lippen schürzte und seine Stirn in Falten gelegt hatte.

Dein Leben läuft gut. Mein Leben läuft Amok. (Kraftklub Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt