Noch einmal Gehen mit dir über warmen Asphalt.

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Auf dem Heimweg hatte ich noch eine gefühlte Ewigkeit mit Steffen diskutiert ob das Ganze rentabel oder Selbstmord war, nochmal mit Emma zu sprechen. Irgendwie wollte ich sie nicht so schnell aufgeben. Vielleicht auch, weil ich angefangen habe sie zu mögen. Okay. Es war vielleicht ein bisschen mehr als mögen. Sie hatte einen Platz in meinem Herzen und so schnell wollte ich sie nicht aufgeben.

Ich hatte mich also für den Selbstmord entschieden. Also im übertragenden Sinne und somit stand ich mit feuchten Händen vor dem Haus ihrer Eltern und starte schon eine Weile das Klingelschild an. Nach gefühlten fünf Minuten hatte ich dann endlich den Arsch in der Hose um diese Klingel auch zu betätigen. Es kam mir wie endlose Stunden vor, bis sich endlich die Tür öffnete.

„Felix?", vor mir stand, den Gesichtszügen zu urteilen, ganz offensichtlich Emmas Mutter.

„Guten Tag. Ist Emma da?" Ich knetete nervös meine Finger und hoffte einfach, dass ich sie nicht verpasst hatte. Steffen hatte mir übrigens doch noch die Wahrheit gesagt. Er hatte Emma getroffen und sie war völlig aufgelöst. Es tat mir im Herzen weh, seiner Erzählung zu folgend. Aber auch das war ein Grund, weswegen ich nun hier stand.

„Ja", seufzte die Frau und bat mich rein. „Sie kam völlig aufgelöst nach Hause und hat sich weinend in ihr Zimmer eingeschlossen."

„Mhm", grübelte ich. „Sie wird mir wahrscheinlich auch nicht auf machen?" Emmas Mutter zuckte unwissend mit den Schultern. Na da waren wir ja schon zu zweit.

„Versuch es einfach", sprach sie jedoch und sah mich freundlich an. „Du weißt ja wo ihr Zimmer ist", waren die letzten Worte die ich wahrnahm, eh ich völlig in meinen Gedanken versunken war. Wie sollte ich Emma da je rauskriegen? Oder sie dazu bewegen, mich zu ihr zu lassen? Sie schien recht entschlossen gewesen zu sein, den Kontakt zu mir abzubrechen. Oder irrte ich?


Fast etwas vorsichtig klopfte ich an ihre Zimmertür. Aus ihrem Zimmer erklang ein lautes Schluchzen, gefolgt von Stille. Ich klopfte ein weiteres Mal, sagte jedoch nichts. Es war immer noch still, jedoch hörte ich plötzlich ein Rascheln und Schritte. Hatte ich sie so einfach dazu bewegen können, ihre Tür zu öffnen? Ich war gerade selbst stolz auf mich und klopfte mir gedanklich auf die Schulter. Und tatsächlich. Es dauerte nicht lange und da öffnete sich die Tür einen kleinen Spalt.

„Fe-felix", hörte ich sie wimmern und Sekunden später schluck sie mir ihre Zimmertür wieder vor der Nase zu. Doch ich war schneller und hatte meine Hand gegen eben diese gedrückt. Trotz der Schmerzen war ich stärker als Emma, was mich allerdings nicht sonderlich wunderte. Ihre Augen waren rot und aufgequollen, ihre Stimme schwach und auch so machte sie einen zerbrechlichen Eindruck. Ich stand also nun vor ihr und sah, wie sie Mühe und Not hatte auf ihren Füßen zu stehen. Sie musste schon eine Ewigkeit geweint haben. Sie schien völlig entkräftet.

„Wa-was ma-machst du hi-hier?" Emma zitterte am ganzen Körper und sie hatte eisige Hände, musste ich feststellen als ich diese griff.

„Mit dir reden", sagte ich ruhig. „Ich lass dich sicher nicht so aus meinem Leben verschwinden, wegen so einem dummen Idioten."

Ich sah Emma zu, wie sie nach Luft schnappte und nach den richtigen Worten suchte, doch mehr als ein verzweifeltes Wimmern und einem Tränenausbruch kam da nichts. Ich hörte irgendwas, dass es ihr leidtat. Doch so wirklich konnte ich sie nicht verstehen. Ich wusste gerade selbst nicht, was ich tun sollte. Sollte ich mit ihr Mitleid haben oder sollte ich mir vielleicht ernsthaft Sorgen machen?

„Emma", sprach ich dann wieder auf sie ein. „Beruhige dich doch bitte."

„A-aber...", doch meine Worte gingen völlig nach hinten los. Es wurde viel schlimmer und eh ich mich versah, brach sie zusammen und sank zu Boden. Ich hatte mich ein wenig vorschnell bewegt, was mich die Wunde an meinem Kopf spüren ließ. Der Schmerz war plötzlich unerträglich und ich schnappte nach Luft. Doch irgendwie war Emma mir gerade wichtiger.

Dein Leben läuft gut. Mein Leben läuft Amok. (Kraftklub Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt