#13 Do you?

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Pov Jimin

Ich kam aus dem Grinsen nicht mehr raus. Er hatte gelächelt und diesmal wirkte es so echt, wie noch nie. Ich stand auf.
"Komm, dann mach ich dir das Essen warm." Seine Miene war fröhlich. Er lächelte immer noch, zwar nur sehr bescheiden, aber wenigstens war ich nicht der einzige, der die Situation lustig fand.
Ich griff ihn am Handgelenk, um ihn mit mir zu ziehen, als er scharf die Luft einsog, da ich genau seine Wunde getroffen hatte. Worauf ich aber nur nochmal laut loslachen musste.
"Du bist echt zu unfähig für alles." Lachte er kurz auf, auch wenn er mich hötte töten können. Dieses Lachen war der kürzeste, aber auch schönste Moment seit langem. Wenn er lachte erfüllte seine warme Stimme den Raum. Und auch wenn seine Stimme rau war, ich genoß ihren Klang.

Zusammen gingen wir runter und ich ließ ihn am großen Esstisch Platz nehmen. In der Küche traf ich meinen Bruder an, der auf seinem Handy rumtippte.
"Ihr hattet Spaß?" Kam es, als ich mein Essen von gestern aus dem Kühlschrank nahm. "Ja, so in etwa." Sagte ich mit einem breiten Grinsen. Yoongi war total anders, als jeder dachte. Er war das Paradebeispiel eines Vorurteils. Sonst von jedem gehasst, doch innerlich der liebste Mensch, auch wenn er das nicht selber einsehen wollte. 'Von jedem gehasst'. Durch diesen Satz verschwand mein Lächeln. Wie konnte man ihn hassen? Er war so speziell und so abwechslungsreich, was mir immer neuen Mut gab oder mich in Verlegenheit brachte - eins von beiden. Jedenfalls hatte ich ihn schon so in mein Herz geschlossen, dass sich meine Gedanken nur noch um ihn drehten und ich meine alten Freunde aus meiner Heimat schon fast nicht mehr vermisste. Mich um ihn zu kümmern, war das einzige, was ich wollte und was mir zurzeit Spaß machte.

"Jimin," holte mich Hobie in die Realität zurück, "Du denkst viel über ihn nach, oder?" Ich guckte ihm ins Gesicht und lächelte selbstverständlich.
"Natürlich." Sagte ich und schnitt das Fleisch in mundgerechte Stücke. Zur Zeit an nichts anderes.
"Kann ich dich etwas fragen?"
"Immer."
"Dann guck mich an und leg vorsichtshalber das Messer weg." Ich tat, wie mir gehießen und guckte ihn wieder an, diesmal jedoch mit Nervosität. Was hatte er vor? Er hatte sich noch nie so ernst verhalten.

"Jimin, kann es sein, dass du dich in Yoongi verliebt hast?"

Zack! Da war dieser eine Stich ins Herz, den man bekam, wenn man wusste, man würde über nichts anderes mehr nachdenken können. Meinte er das ernst?
"Erstmal, woher weißt du, dass ich schwul..."
"Man sieht es dir an. Denkst du ich bin dumm? Ich lebe mit dir fünfzehn Jahre zusammen und habe schon mal miterlebt, wie sich heterosexuelle Leute verhalten und wie du dich verhältst, wenn beide verliebt sind."

Ich begann ernsthaft darüber nachzudenken. Ich dachte immer an ihn, wollte ihn nicht gehen lassen. Vielleicht war es aber auch einfach nur ein Gefühl, weil ich ein bestimmtes Verlangen nach Zuwendung hatte. Vielleicht war ich ja nur verknallt?
Als hätte er meine Gedanken gehört, fuhr er fort:
"Merkst du das nicht? Wie du ihn anguckst, anstarrst? Wie interessiert du an ihm bist? Wie du ihn immer verteidigst und beschützt? Wie du reagierst, wenn er spricht und speziell mit dir?"
Er hatte recht, das Alles ergab irgendwo einen Sinn.
"Er ist auch schwul." Gab ich monoton an.
"Jetzt mach dir bloß keine Hoffnungen!" Blockte er ab, "Wie viele Jahre ist er älter als du? Zwei oder drei?"
"Alter ist nur eine Zahl."
"Dass du überhaupt darüber nachdenkst, ist bereits der größte Beweis!" Und leider hatte er damit Recht. Und leider brach es mir irgendwo das Herz. Er würde sich nie auf einen Bengel, wie mich einlassen. Geschweige denn, auf irgendjemanden.
Ich stopfte den Teller in die Mikrowelle und startete diese.
Seit ich ihn kannte, war ich ein anderer Mensch und auch er hatte sich vollkommen verändert, mochte er mich genauso?

"Noch mal, Jimin, bist du in Yoongi verliebt?"

Es piepte und ehe ich antworten konnte, stand Yoongi in der Tür, musterte unsere ernsten Gesichter.
"Essen ist fertig." Lächelte ich ihm gezwungen zu und zeigte auf die Mikrowelle, woraus er sich auch schon den Teller nahm.
Zu dritt setzten wir uns an den Tisch, Yoongi sah das Essen zunächst nur an, bevor er vorsichtig probierte. Er sah zwar froh über das Essen aus, trotzdem aß er so, dass es am wenigsten auffiel.

"Wie alt bist du nochmal?" Hoseok guckte von seinem Handy auf und sah den älteren an.
"Siebzehn." Gab er von sich, nachdem er geschluckt hatte.
"Omo, dann wirst du ja bald achtzehn!" Platzte es aus mir heraus.
"Joa. Und dann muss ich für mich selbst sorgen." Genervt stach er in ein Stück Fleisch.
Nein, ich würde trotzdem auf ihn acht geben. Er sollte solange hier bleiben, bis ich mich selbst davon überzeugt hatte, dass er wieder topfit war und dass er allein klarkommen würde. Am liebsten würde ich ihn für immer um mich haben.
"Ich habe dir ja gesagt, dass mindestens zwei Jahre zwischen euch liegen." Ermahnte mich mein Bruder.
"Ist ja gut."

"Jishit, hast du schon was gegessen?" Beide guckten mich an. "Natürlich-"
"Nicht." Brummte Yoongi, der uns Gegenüber saß, und hielt mir die Stäbchen vor's Gesicht. Wollte er mich jetzt wirklich füttern? Zögerlich öffnete ich den Mund, worauf er mich mit Reis fütterte. War das Eis nun endgültig zwischen uns gebrochen? Meine Wangen liefen rot an. Es war mir total unangenehm, auch, weil Hoseok genau neben mir saß. Beschämt sah ich zu ihm und guckte in einen vorwurfsvollen Blick seinerseits. Nicht, weil ich mich vielleicht in jemanden verliebt hatte, nein, dagegen hatte er nichts, sondern eher, weil ich das alles über mich so ergehen ließ und er sah, dass ich beinahe jeder seiner Bewegungen folgte. Doch ich war nicht mehr sicher. Natürlich war ich schonmal verliebt und wusste, wie sich so etwas anfühlte. Aber hier war es anders. Generell anders als alles andere.
"S-schmeckt es dir denn?" Stotterte ich mit der Hand vor dem Mund, worauf er nur still nickte.

Plötzlich hörte man eine Stimme vor der Haustür. Yoongi verschluckte sich und starrte mich erschrocken an. Doch ich sah zu meinem Bruder. Dieser jedoch starrte auf den Bogen, welcher Eingangsbereich und Esszimmer trennte. Wir blieben still, hofften, dass es nur die Postbotin war.
Doch falsch, es war meine Mutter, die daraufhin in unserem Blickfeld aufkreutzte.

Wenn etwas kam, dann alles in einem.

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[Danke für's Kommentieren und Voten]

Tut mir leid, dass es so spät kommt.

「 socialphobia 」 - yoonminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt