Kapitel 5

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Als wir am nächsten Tag aufwachten, beschlossen wir erst einmal die Küche aufzuräumen und das eingeschlagene Fenster abzudecken. Wir klebten eine durchsichtige Folie, die wir in der Garage fanden, mit viel Tape an. Es war zwar nicht die beste Lösung, aber wir hatten keine andere Wahl und draußen war es eh warm, also zog es auch nicht kalt rein.  Nach dem wir alles einigermaßen ordentlich gemacht hatten, genehmigten wir uns zu frühstücken. Es gab für jeden ein Toast, wir hatten nicht sonderlich viel Hunger, uns lag der vergangene Tag noch schwer im Magen. "Wie sieht unser Plan für heute aus?" fragte Miara die noch ihre Kleidung von gestern trug und auch mal eine Dusche gebrauchen könnte. "Ich würde sagen das wir uns an die Kisten wagen, ist doch klar oder?" meinte Tyler und da es allgemein die einzige Möglichkeit war, konnten wir nur zustimmen. Bevor wir mit unserer Recherche anfingen gingen wir rüber zu den Rubis und holten Kleidung, für einige Tage von Tyler und Miara. Wir hatten beschlossen, das es besser wäre wenn keiner rüber in ihr Haus allein ging und wir auch nur in einem Notfall zusammen rüber gehen würden, sonst war uns das Risiko zu groß gesehen zu werden. In beiden Häusern ließen wir die Jalousien runter, damit uns niemand von außen sah. Aßerdem machten wir aus, dass falls uns jemand auf dem Weg von dem Haus der Rubis zu uns, nach unseren Eltern fragen würde, wir ihm antworten würden: "Sie sind das Wochenende nach New York verreist." Um kein Risiko einzugehen entschlossen wir sogar den Notfall Essvorrat anzuzapfen, falls uns das Essen ausgehen würde, denn wir wollten so wenig wie möglich raus. Wer wusste schon ob die Entführer das Haus beobachteten oder nach uns Ausschau hielten. Wir legten sogar einen Sicherheitsplan fest. Wir hatten Messer an jeder Eingangstür parat gelegt, an diese Türen Stühle so gelehnt, dass man die Klinke nicht herunterdrücken konnte, aus dem Internet hatten wir ein paar Grundeinheiten  der Selbstverteidigung gelernt oder zumindest versucht sie nach zumachen, wir hatten alle möglichen spitzen oder scharfen Gegenstände, wie: Brieföffner oder Scheren in die Mitte eines jeden Raums in ein Regal, Schrank oder auf einen Tisch gelegt und wir alle trugen ein Taschen- oder Cuttermesser mit uns. Das war unser Sicherheitsplan, wir waren der Meinung das es wenn überhaupt nur Improvisation sein würde.  Auch wenn wir eigentlich gleich nach dem Frühstück mit den Kisten anfangen wollten kamen wir erst zum Mittag dazu. "Wie wollen wir vorgehen?" fragte Ich als wir versammelt in meinem Zimmer auf den Matratzen saßen, um uns die ganzen Kisten im Raum verteilt. "Am besten du öffnest die Kiste, holst etwas raus und wir drei entscheiden ob es wichtig, also auf meinen Stapel, eventuell nützlich, auf Melisandres Stapel, oder uninteressant, auf Tylers Stapel gehört." schlug Miara vor und so machten wir es auch. Als ich die erste Kiste öffnete fanden wir darin nur unwichtige Dinge, denn in ihr waren alte Kinderfotos und Dinge wie der erste Schnuller, Gips Handabdruck, erste Schuhe und die Lieblingsspieluhr von mir drin. Die zweite war wesentlich interessanter. Wir fanden die Geburtsurkunde von einer Frau die 1956 geboren war und seltsamer Weise eine große Ähnlichkeit mit Miara aufweiste, wir vermuteten das es ihre Oma war, allerdings sagte der Name "Julia Lora" uns nichts,. Außerdem fanden wir in der Kiste alte Bilder von dieser Frau als sie so alt war wie wir, von ihrer Hochzeit und mit einem Baby. Die Geburtsurkunde wurde bei wichtig und die Bilder bei eventuell Hilfreich eingeordnet. In der dritten Kiste waren Bilder von meinen Eltern bei ihrer Hochzeit und während des Umzugs, auf einigen waren auch Juliette und Paul. Die Bilder kam zu eventuell Hilfreich. Die vierte Kiste war eine echte Goldgrube. Wir fanden ein Tagebuch aus dem Jahr 1997 von meiner Mutter, ein Fotoalbum aus dem selben Jahr und eine Polaroidkamera. Die Kamera brachte uns nicht besonders viel, aber ich legte sie auf den Schreibtisch, falls ich sie irgendwann mal gebrauchen könnte. Dafür kamen allerdings das Tagebuch und das Fotoalbum auf den sehr wichtig Stapel. Die nächste Kiste war wieder weniger zufrieden stellend. Anscheinend befand sich nicht nur unsere Geschichte sonder auch die der Familie Rubis auf unserem Dachboden, denn in der Kiste befand sich das ganze Babyzeug von Tyler und Miara. "Fehlt ja nur noch meins." meinte Mel, als ich die Babykiste zu Tylers unwichtigen Sachen stellte. "Aber deine Kiste steht schon immer in deinem Zimmer und wird deshalb nicht unter denen hier sein." erklärte ich ihr, wobei sie etwas traurig darüber aussah. Die Zeit verging schneller als gedacht und deshalb blieb es für diesen Tag bei den fünf Kisten. Wir hätten gern mehr geschafft, aber durch unseren Sicherheitsplan und das Aufräumen in der Küche waren wir sehr müde. Also machten wir uns belegte Brote und dann schaffte ich die kleine Mel schon mal in mein Zimmer, damit sie schlafen konnte. Ihr setzte das alles am meisten zu. "Elli? Wir werden Mama und Papa doch finden oder? Und alles wird wieder wie früher?" fragte sie mich als ich gerade das Licht ausmachen wollte. "Ja Kleine, es wird alles wieder gut." Zumindest hoffe ich das. Sie nickte und ich fragte ob ich das Licht jetzt ausmachen konnte. "Ja, aber kannst du bitte die Tür einen kleinen Spalt auflassen?" Ich nickte "Schlaf gut kleine" und lehnte die Tür an. Bevor ich allerdings runter ging nahm ich das Tagebuch meiner Mutter mit, wir wollten es uns noch etwas vor dem schlafen gehen vorlesen. Also setzten wir uns auf die Couch und ich begann laut vorzulesen... 

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