Kapitel 11

6 4 0
                                    

Als ich das Buch wieder schloss, war Miara eingeschlafen. "Wollen wir sie hier liegen lassen oder sie wecken?" fragte ich Tyler. "Ach lass sie liegen, sonst ist sie nur wieder genervt." Stimmt. "Und wollen wir auch schon schlafen gehen? Ich mein wir haben es erst vierel Elf und ich bin noch gar nicht Müde." meinte er zu mir. "Ich eigentlich auch nicht, wie wäre es wenn wir den zweiten Tag noch einmal analisieren würden? Ich mein wie ist das mit den Kasten gemeint?" entgegnete ich und er nickte. "Deine Mom hat es mit dem System der Hindus verglichen. Kennt du die Kasten im Hinduismus?" Ich schüttelte mit dem Kopf, klar hatte ich davon gehört und wusste auch das Grundprinzip, aber so genau kannte ich mich damit nicht aus. Also versuchte Tyler es mir zu erklären: "Die Untersten der unteren Stufe  sind die Chandalas, also Unberührbare, sie sind eigentlich keine eigene Kaste, da sie dafür zu wenig Wert sind, also sind sie Kastenlose. Chandalas sind arbeitslos oder müssen die minderwertigsten Arbeiten verrichten. Danach kommt die eigentliche untere Stufe, die Shudras sind Arbeiter, früher waren sie Sklaven. Danach kommen die Vaishyas, sie sind Händler oder Bauern. Über den Vaishyas stehen die Kshatriyas, sie sind ehrenvolle Krieger oder Könige. Die Höchste Kaste ist die der Brahmanen, das sind Priester. Was auch immer das für ein komischer Verein ist, in dem unsere Eltern aufgewachsen sind, die hatten ein ähnliches Schema." Wow. Ich war etwas überrascht. Tyler war nicht dumm, dass wusste ich, aber ich hatte keinen Schimmer das er sich mit so etwas gut auskennt. "Und woher weißt du das alles?" fragte ich neugierig. "Ich hatte letztes Jahr in der Schule einen Vortrag darüber gehalten." meinte er lässig. "Wollen wir vielleicht einen Vergleich von dem Tagebucheintrag und dem Kastenschema der Hindus auf ein Blatt malen? So können wir es morgen Miara besser erklären." Ich nickte und ging in die Küche um ein Blatt und Stifte zu holen. Tyler kam mir mit dem Tagebuch hinterher. "Ich denke, es ist besser wenn wir das hier machen. So können wir nicht aus versehen Miara wecken und haben eine Schreibunterlage, wenn wir uns an den Tisch setzen." meinte er und setzte sich schon hin, ich nickte nur und setzte mich neben ihn. Er zeichnete zwei Pyramiden, über die eine schrieb er Hinduismus und über die andere Tagebuch. Ich suchte in der Zeit, wo im Tagebuch die Kasten stehen und er schrieb schon einmal ganz oben Brahmanen, darunter Kshatriyas, Vaishyas und Shudras in die erste Pyramide. "Willst du die Chandalas nicht mit aufschreiben?" fragte ich ihn, worauf er mit dem Kopf schüttelte. "Nein, im Tagebuch gibt es nur vier Kasten und ich denke das hat auch einen Grund. Deine Großmutter wurde umgebracht, weil sie deiner Mutter zu Folge, zu viel wusste. Ich denke das Verräter oder jemand wie deine Oma umgebracht wird, deshalb haben sie keine Unberührbaren." Mir lief ein Schauer über den Rücken, das war schon ziemlich gruselig und kaum zu fassen, dass das tatsächlich so sein sollte. "Hast du die Kasten im Tagebuch gefunden?" fragte er mich und ich erwiderte es nur mit einem Nicken. Er wollte gerade das Tagebuch zu sich rüber ziehen als er in seiner Bewegung inne hielt und mich mit seinen strahlend blauen Augen ansah. "Es tut mir Leid Elli. Es war respektlos deine Oma mit einem Verräter zu vergleichen. Auch wenn du sie nicht kanntest, war sie immer noch ein Teil deiner Familie und ich denke auch nicht, dass sie zu Recht ermordet wurde. Wenn ich es ändern könnte, würde ich es tun, aber leider ist es dafür schon zuspät. Wir müssen uns jetzt voll und ganz auf unsere Eltern konzentrieren, sie werden uns bestimmt alles erklären." Sprach er zu mir und ich nickte erneut, bis ich meine Stimme wieder fand. "Ja das weiß ich doch. Ich glaube Mom hatte so etwas wie eine Vorahnung, ich mein es ist auch nicht normal so ruhig, bei dem Tod seiner Mutter zu sein... Wir sollten weiter machen, meine Nerven geben langsam den Geist auf." sagte ich zu ihm und er fing wieder an zu schreiben. Ganz oben stand Le plus haut , darunter haut de gamme, milieu und ganz unten inférieur. Neben die höchste Kaste schrieb Tyler in Klammern Urfamilien. "Was nun?" fragte er mich. "Wie wär es mit schlafen gehen?" entgegnete ich, worauf er nickte. Als ich gerade aus der Küche gehen wollte blieb ich am Türrahmen stehen, da mir noch etwas eingefallen war. "Was wolltest du mir eigentlich vorhin sagen? Bevor Miara dich unterbrochen hatte.." fragte ich ihn während er noch am Küchentisch saß. "Ach ja, also Elli ich will, dass du weißt... Du bedeutest mir sehr viel und ich bin wirklich froh darüber das wir einer Urfamilie angehören" sagte er und zwinkerte, dabei musste ich lächeln. "Du mir auch Tyler." meinte ich zu ihm, sah noch einmal in seine Augen und ging dann ins Bett.

Marques videWo Geschichten leben. Entdecke jetzt