Kapitel 15

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Ich war sprachlos und die anderen anscheinend ebenfalls. Tyler war der erste der überhaupt etwas sagte. "Also ist Marques Vide so etwas wie eine durchgeknallte Sekte?!" Sofie nickte, "könnte man so sagen." Könnte man?! Was denn sonst? Ich verstand erst in diesem Moment welche Auswirkungen das auf uns hatte. Ich verstand erst da die Lage, in der wir uns befanden. "Wie sollen wir unsere Eltern da nur lebend wieder rausholen?" fragte ich Sofie verzweifelt. "Nach deinen Aussagen ist der Schuppen riesig und hat ein Haufen Anhänger. Wie sollen dort ein paar Kinder ihre Eltern, die als Hochverräter gelten, rausholen?" Ich musste mich zusammen reißen um nicht sofort los zu heulen. "Wir werden Mama und Papa nie wieder sehen oder?" fragte Melisandre mit Tränen in den Augen. Gott, Elli reiß dich zusammen! Du musst ihr Mut machen und keine Angst! "Werden Sie uns dabei irgendwie helfen?" fragte Miara, die anscheinend das gleiche dachte wie ich und Tyler nickte. "Wir brauchen Infos und Hilfe was diese schräge Sekte angeht, sonst ist die Rettung unmöglich." Sofie sah uns unsicher an, ich wusste das sie es eigentlich nicht wollte, aus welchen Gründen auch immer, trotzdem sagte sie ja. "Ich werde mein Bestes geben, aber nach Paris werde ich nicht mitkommen." Mel wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und fragte: "Wieso sollten wir auch nach Paris?" Tyler wollte es ihr gerade erklären, als sie selber darauf kam. "Oh, wir müssen nach Paris, weil dort unsere Eltern sind oder?" Ich nickte und versuchte zu lächeln. "Ja Kleines, wir werden nach Paris fliegen müssen." Und Miara nuschelte:"Ich wollte zwar schon immer mal nach Paris, allerdings nicht unter diesen Umständen." Keiner antwortete ihr und es herrschte ein paar Sekunden lang Stille. "Womit kannst du uns helfen?" fragte Tyler Sofie, um unser Vorhaben wieder in Gang zu bringen. "Ich habe eine alte Freundin im Zirkel, sie wollte damals mit uns kommen. Allerdings war sie viel zu jung und Jasper wollte sie in Sicherheit wiegen." erklärte Sofie und wir runzelten nur die Stirn. "Wer soll das sein? Und ist sie noch vertrauenswürdig?" wollte Tyler wissen. "Es ist die jüngste Schwester von Jasper, vielleicht habt ihr schon von Lucie erfahren... Jedenfalls wäre es am Besten Hilfe aus dem innersten Zirkel zubekommen. Lucie war damals, als wir geflohen sind, sechszehn Jahre alt. Wir haben immer mal Briefe geschrieben und ich weiß, dass sie immer noch dem Zirkel gegenüber abgelehnt ist, allerdings wohnt sie nicht mehr in der Anlage, sie konnte ihren Vater, den Großmeister, dazu überreden in die ländlichere Region in der Nähe von Paris zu ziehen. Sie ist über sehr vieles aus dem Zirkel informiert und weiß wo was stattfindet, keiner kennt sich in der Organisation so gut aus wie die Urfamilie und zufälliger Weise gehört sie zu dieser. Ich kann euch nicht einmal halb so behilflich sein, wie sie es könnte." Es klang zwar sehr verlockend, allerdings war es auch sehr riskant. Aber Miara hatte anscheinend keine Bedenken, denn sie fragte gleich wie wir zu ihr Kontakt aufnehmen könnten. "Ich habe ihre Telefonnummer." meinte Sofie nur. "Stopp. Wir wollen hier nicht voreilig handeln." sagte ich. "Wir wissen auch nicht so recht ob wir dir vertrauen sollten. An dir hatte die Sekte ja anscheinend weniger Interesse, denn du bist noch da und unsere Eltern nicht." verurteilte sie auch Tyler. "Ach kommt schon Kinder. Wieso sollte ich euch das alles erzählen, wenn ich euch nur Schaden wöllte? Das ergibt doch gar keinen Sinn. Was allerdings Sinn macht ist, dass nur eure Eltern entführt worden, weil ich uninteressant bin. Sie haben mich gar nicht mehr auf dem Schirm." rechtfertigte sich Sofie und Miara hatte das nächste Argument parat. "Sie haben uns das alles erzählt, weil sie uns in eine Falle locken wollen. Sie zusammen mit dieser Lucie wollen, dass wir mitten in die Arme von Marques Vide laufen!" Sofie runzelte die Stirn und erwiderte: "Ach, das ist völliger Unsinn! Wenn Marques Vide euch gewollt hätte, dann hätten sie euch gleich mitgenommen. Ich kann verstehen, das ihr mir nicht gleich vertraut. Ich hätte es an eurer Stelle auch nicht, aber euch rennt die Zeit weg. Am 16. September gibt es eine Halbschattenmondfinsternis, bei diesem Naturereignis sollen eure Eltern geopfert werden." Ich grübelte und fragte so gleich: "Und woher wissen Sie das?" Mir kam es alles noch so unreal und absurd vor. "Das ist die einzige natürliche Erscheinung am Nachthimmel, um diese Jahreszeit in Europa und Urfamilienmitglieder dürfen nur zu solchen Ereignissen geopfert werden, da sie als besonders wertvolles Gut gelten und sie so Gerechtigkeit erlangen können." Auch wenn das alles keinen Sinn hatte, empfand ich diese Aussage als sehr logisch und die anderen anscheinend auch. "Gut wir werden ihre Hilfe annehmen." sagte Tyler und wir anderen nickten zustimmend. "Also wann rufen wir diese Lucie an?" fragte Melisandre aufgeregt. "Ich denke wir sollten es jetzt machen, in Frankreich ist es bereits halb Zehn Abends. Wir können nur hoffen, dass sie da ist und an das Telefon geht." meinte Sofie und Miara fragte: "Wieso? Trägt man das nicht immer bei sich?" Darauf schüttelte Sofie nur den Kopf und erklärte uns, dass das Telefon von Lucie ein separates, altes Klapphandy ist, welches nur für Notfälle gedacht war. Sofie holte ihr Smartphone raus und tippte die Nummer ein. "Bereit?" fragte sie und noch bevor sie auf den Hörer tippte. Wir nickten und starrten Sofie gespannt an, die ihr Handy mittlerweile am Ohr hatte. 

Marques videWo Geschichten leben. Entdecke jetzt