N für Nie Wieder

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LIAM 05. - 07. März  2016 London, England


„Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Ein einfaches Danke reicht einfach nicht." Mit ihren letzten an mich gerichteten Worten, hatte Sophia einfach so viel frei getreten, dass ich nicht recht wusste, wie ich damit umgehen sollte. Wenn ich an die letzten zwei Monate zurück dachte, lief mir ein kalter Schauer über den Rücken. Es war einfach nur absolut ekelhaft, wie ich mich aufgeführt hatte und das bloß, weil ich geglaubt hatte es mir leisten zu können. Dabei hatte ich mehr Menschen auf den Schlips getreten, als ich jemals für möglich gehalten hatte. Und dieser Groschen war nur in Zeitlupe gefallen. Aber immer war er gefallen.

Ich wusste nicht warum Sophia wieder in mein Leben getreten war, oder warum sie es sich zur Aufgabe gemacht hatte, meinen Arsch aus der Scheiße zu ziehen, aber sie hatte es geschafft. Mit ihrer schroffen aber tollpatschigen und ehrgeizigen Art, war sie zu mir durchgedrungen und hatte in nur zwei Monaten geschafft, woran meine besten Freunde ein halbes Jahr lang gescheitert waren.

„Du musst dir da gar keine Gedanken drum machen, Liam. Ich hab es gerne getan!"

„Aber warum? Ich war ein absoluter Vollarsch!"

„Und das konnte ich nicht so stehen lassen." Ein verschmitztes Lächeln zierte ihre Lippen. Und es steckte mich an. Wie lange wir uns gegenseitig wirklich angrinsten, wusste ich nicht. Sophia war es schließlich, die die Stille brach. „Wir könnten beide eine gute Mütze Schlaf gebrauchen, meinst du nicht auch?"

Sie hatte Recht.

Wie so oft in den letzten Wochen.

Die Tür schloss sich langsam hinter ihr. Ich sah, wie sie das Licht im Flur löschte und hörte irgendwann kein Geräusch mehr. Kein Geräusch, abgesehen von meinen nervigen Gedanken, die sich widerlich im Kreis drehten.



Dank meiner gut gepolsterten Konten, konnte ich bereits morgen in mein Apartment zurück. Hier und da ein wenig Farbe, eine neue Couch und vielleicht ein neues Regal, in welchem ausnahmsweise mal kein Alkohol stünde. Aber wollte ich überhaupt zurück? Auch wenn ich es vorher absolut nicht für möglich gehalten hätte, gefiel mir das WG-Leben wirklich. Sollte ich mich vielleicht mit einem ausgiebigen Frühstück bedanken? Musste Sophia morgen wieder in die Uni? Dann würde sie sich sicher freuen? Oder hatte sie Wirtschaftswissenschaften schon an den Nagel gehangen? Wieso wusste ich es nicht? Ich hatte ihr doch zugehört?








Irgendwann musste ich schließlich doch eingeschlafen sein, nachdem ich alles möglich zerdacht hatte, was mir so in den Sinn gekommen war. Mein vibrierendes Handy weckte mich schließlich gegen sieben Uhr dreißig. Andys Mutter ließ mich wissen, dass es ihrem Sohn heute besser ging, als noch an den Tagen zu vor. Sein behandelnder Arzt habe die Verbände gewechselt und sei nicht nur überrascht, von Andys vorangeschrittener Heilung, sondern auch äußert zuversichtlich, dass alles Lehrbuchmäßig verheilen würde. Mit einem breiten Grinsen auf den Lippen bat ich sie, meinem besten Freund ganz liebe Grüße auszurichten.






Da sich das Schlafen ohnehin für mich nun erledigt hatte, stand ich auf und begann in der Küche so leise wie möglich Kaffee zu kochen und alles für das Frühstück bereit zu stellen. Dana zu liebe briet ich den Speck in einer extra Pfanne an und stellte erst viel zu spät fest, dass das Brot hart, das Toastbrot geschimmelt und die Brötchen alle waren.

„Scheiße", fluchte ich leise und zuckte noch im selben Moment zusammen, als ich Dana durch den Flur poltern hörte. „Fuck", zischte auch sie und einen Moment später stellte ich auch fest warum. Seit der Arzt ihr nahegelegt hatte, sie solle die Krücken zumindest zuhause lieber links liegen lassen, stolperte sie noch mehr als zuvor. Obwohl die ärztliche Anweisung bloß gut gemeint war, um später ein Haltungsproblem zu vermeiden, schien Dana sich so sehr an ihre Krücken gewöhnt zu haben, dass es ihr nun schwer fiel auf jene zu verzichten.

B for Buddy ⚜️ LPWo Geschichten leben. Entdecke jetzt