LIAM➜ 01. Februar 2016 London, England
Mein Kopf dröhnte. Irgendwie war ich vollkommen weggetreten, abwesend, nicht ganz klar. Ein Zustand, der mir mehr als nur vertraut war. Ich spürte weiche Seide auf der Haut und warme Sonnenstrahlen. An meinen Traum konnte ich mich schon nicht mehr erinnern. Weggetreten, mit einem leicht überfahrenen Gefühl drehte ich mich nach rechts und wurde im nächsten Moment durch einen schrillen Schrei und einen kräftigen Schmerz endgültig geweckt.
Erschrocken, völlig planlos und noch verwirrter, noch benommener als zuvor, schreckte ich hoch, riss die Augen auf und wurde brutal geblendet, weshalb ich sie sofort wieder zu kniff. In was für einem Film war ich hier gelandet?
„Ach du Scheiße."
Ich hörte schwere Atemzüge, spürte, wie sich die Matratze hob und senkte. Weiche Hände griffen nach meinem Kinn und langsam öffnete ich die Augen. „Was läuft hier für ein Streifen?" Mein Oberkörper war frei, ich trug nur eine Boxershorts und schaute in das zerknirschte, noch geschminkte Gesicht von niemand geringerem als Sophia Smith. „Das erkläre ich dir, wenn du aufhörst mein Bett voll zu bluten." Ohne nachzudenken drückte sie mir einen Zipfel ihrer Bettdecke ins Gesicht. „Pass doch auf", keifte ich. Erst jetzt kroch der Schmerz wirklich ganz bewusst zu meiner Schaltzentrale durch. Und was für ein Schmerz. „Also dein Macker muss sich schon mal keine Gedanken machen. Verteidigen kannst du dich." Meine leicht provokante Anspielung ließ sie einfach unkommentiert im Raum stehen. Stattdessen stand sie auf und ich staunte nicht schlecht. Statt der Oma-Schlüpfer aus Argentinien, trug sie neckische schwarze Unterwäsche, versetzt mit Spitze. Der Urlaub hatte ihre Haut sanft gebräunt und die wiederholten Gänge zum Strand hatten ihren Po wohl ziemlich gestrafft.
Der nette Anblick vernebelte für ein paar Sekunden meinen Verstand.
Die Haare raufend versuchte ich mich fieberhaft an die letzte Nacht zu erinnern. Meine Lungen brannten beim Atmen, ich hatte unstillbaren Durst, war halb nackt bei einer praktisch fremden aufgewacht – was eigentlich nichts Neues war- und stank bestialisch nach einer Mischung aus Whiskey, Fritten und Chlor. Je näher ich drüber nachdachte, umso stärker pochte mein Kopf. Die Sonnenstrahlen, welche direkt in mein Zimmer fielen, taten ihr Übriges. Schwerfällig kroch ich aus dem Bett und zog das Laken von der Bettdecke runter. Schließlich musste ich letztere nicht auch noch versauen. Mein Spezialgebiet waren eindeutig weiße Flecken. Keine roten. Die ohnehin schon versaute Ecke der fliederfarbenen Bettwäsche presste ich weiter in mein Gesicht während ich mich interessiert in ihrem Zimmer umsah. Sophia kramte noch immer in irgendeinem Raum nach was auch immer. Also nutzte ich meine Gelegenheit. Das Doppelbett, billig und aus schwarz gefärbten Eisenstangen war am Kopfende mit kitschigen Ranken und Efeuähnlichen Gebilden verziert und passte perfekt unperfekt zu den dunklen Edelholzschränken. An der Wand unter ihrem Fenster stand ein Schreibtisch, ebenfalls in dunklem Holz. Die Tischplatte selbst stellte sich für mich jedoch, neben dem Plattenspieler auf ihrer Kommode, als einziger Hingucker heraus. Seine Tischplatte war mit einem silbernen Stift von den unterschiedlichsten Symbolen, Unterschriften und Mustern überzogen. Der kleine Junge in mir kam durch, während ich mir die Blumen, Mittelfinger, Nachrichten und Herzchen durchsah. In der zweiten Schreibtischschublade wurde ich fündig. Mit ein paar flinken Strichen kritzelte ich ihr einen kiffenden Simba in die untere linke Ecke.
„Wenn du fertig bist meine Erinnerung an Jake zu zerstören, kannst du duschen." Patzig warf sie mir einen Berg Klamotten entgegen. Das Bettlaken fiel zu Boden und hinterließ Flecken auf dem hellen Laminat Boden. Immerhin passten sie zu den blutroten Teppichen vor jeder Bettseite. „Und was mach ich mit meiner Nase", rief ich ihr fragend hinterher, während sie im schwarzen Morgenmantel davonstiefelte. „Spiegelschrank", keifte sie zurück. War es jetzt etwa meine Schuld, dass sie mir halb die Nase gebrochen hatte?
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B for Buddy ⚜️ LP
Fanfiction║2016║ »Freundschaft ist eine Seele in zwei Körpern« ~ Aristoteles Prägende Ereignisse ändern Menschen. Doch wie definieren Menschen diese prägenden Ereignisse? Ist das alles eine Frage der Perspektive? Für Sophia steht fest: Liam übertreibt. Er...