Z für Zicke

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LIAM   20.-22. Februar 2016 London, England

Bereits am Morgen des 20. Februars hatte ich meine Entlassungspapiere in der Hand. Um meine linke Hand war ein Verband gewickelt wurden, alles andere wurde eingesprüht oder wortwörtlich zugepflastert. Somit sah mein linker Arm aus wie ein Streuselkuchen und der rechte glänzte, wie eine Speckschwarte.  Doch anstatt mich über die Entlassung zu freuen, dachte ich an die schlaflose Nacht, die ich verbracht hatte.

Es war meine Schuld, ganz alleine meine Schuld.

„Mister Payne?" Schwester Gretchen – klischeehafter schien es nicht zu gehen – steckte ihren Kopf durch die Tür und sah mich erwartungsvoll an. Fünf Minuten später wurde ich durch die Gänge geführt und nach ausreichender Desinfektion durfte ich mir meinen besten Freund auf der Intensivstation ansehen.

Sein Oberkörper war völlig weiß, eingewickelt und verschnürt, wie ein Weihnachtsgeschenk. Er wurde beatmet und hatte die Augen geschlossen. An seinen Armen hingen zwei Schläuche. Gretchen redete vor sich hin, klärte mich über die Behandlung auf, doch in meinem Kopf rauschte es nur. Ich wollte mir nicht einmal im Traum ausmalen, was er durchgemacht haben musste, wie viele Schmerzen er gehabt haben musste, ertragen musste und noch müssen würde.

„- er muss noch eine Weile hier bleiben. Aber seine persönlichen Sachen, genau wie Ihre haben wir im Schwesternzimmer für sie hinterlegt, wenn Sie wollen, kann ich sie für Sie besorgen", schloss Gretchen und ich nickte bloß.

Eine Frage juckte mir noch unter den Fingernägel und ich wusste nicht, ob es klug war diese zu stellen oder ob die Schwester schon einmal darüber gesprochen hatte. „Wie schlimm sind seine Verbrennungen?"

„Die Ärzte haben sie in Verbrennungen dritten Grades eingestuft."

„Was bedeutet das?"

Und dann begann Gretchen auszuholen: „Verbrennungen werden in vier verschiedene Verbrennungsgrade eingeteilt.

Grad I ist eine oberflächliche Verbrennung bei Temperaturen über 45 °C. Die Haut schmerzt und ist gerötet, doch nach wenigen Tagen abgeheilt. Ein Sonnenbrand wird zu dieser Kategorie gezählt.

Bei einer Verbrennung von Grad II ist die Haut oberflächlich bis tief verbrannt, und es kommt oftmals zur Blasenbildung. Je nach Schwere werden die Verbrennungen 2. Grades nochmal in zwei Typen - Typ 2a und 2b - unterteilt, wobei man davon ausgeht, dass der erste Typ vollständig ausheilt. Beim zweiten Typ können Narben zurückbleiben.

Bei Ihrem Freund ist es kritischer.

Grad III ist eine Verbrennung, die bei Temperaturen über 60 °C entstehen kann. Diese ist bereits als schwer anzusehen, da die Unterhaut so geschädigt ist, dass die Haut durch ein Transplantat ersetzt werden muss. Da bei diesem Verbrennungsgrad auch die Nerven zerstört sind, haben die Patienten meist keine Schmerzen.

Aufgrund dieser Tatsache mussten die Ärzte bei Mister Samuels Haut aus seinem Oberschenkel entnehmen, um sie an drei Stellen seines linken Armes, drei auf seiner Brust und einer an seinem rechten Fuß transplantieren zu können."

Mir schwirrte klipp und klar gesagt der Kopf. „Ich glaube ich brauche frische Luft", stammelte ich und stolperte mehr oder minder aus dem Krankenhaus, ohne auf Gretchen einzugehen, bis ich im Park angelangt war. Mein Kopf rauschte, meine Hände waren zu Fäusten geballt und es fiel mir wirklich schwer zu atmen, was nicht zuletzt an dem Rauch lag, welchen ich eingeatmet haben musste. Die Informationen, welche Gretchen mir gegeben hatte, recherchierte ich noch einmal nach und musste ihr leider lassen, dass sie Recht hatte. Und wenn ich ehrlich war, war ich irgendwie froh, dass es sich bei Andys Verletzungen „nur" um Verbrennungen dritten Grades handelte. Denn der vierte Grad, machte mir noch mehr Angst, als ich eh schon in meinen Knochen stecken hatte.

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