J for Jet Black Heart

975 116 66
                                    




SOPHIA 01. auf 02. Februar 2016 London, England

„Ich hasse dich. Das tue ich wirklich."

Mit verschränkten Armen vor der Brust, in ein Handtuch gewickelte, nasse Haare und mit einer Laune, mehr als nur im Keller, saß ich auf meinem Bett und sah dabei zu, wie Andy sich durch meinen Kleiderschrank wühlte. Wie teuer die Stoffe waren, schien ihn dabei nicht im Geringsten zu interessieren. „Ich kann einfach nicht glauben, dass du dich von ihm hast breitschlagen lassen. Dass du ihm eine Chance gibst, finde ich mehr als nur nobel von dir. Aber warum musst du mich mit auf den Geburtstag schleppen?"

„Du hättest nein sagen können."

„Habe ich!?"

„Ich sagte ‚du hättest können'. Das heißt nicht, dass ich es auch gelten lasse."

„Das macht nur wenig Sinn, mein Lieber."

„Zieh einfach das Kleid an, schmiere dir ein bisschen Kleister ins Gesicht und gut ist. Ich pass auch auf, dass dein Zeug im Backofen nicht kaputt geht."

Damit hatte es sich für Andy erledigt. Auch wenn es mir gelungen war, Liam gegen 19 Uhr aus meiner Wohnung zu schicken, mit der nicht einmal wirklich gelogenen Ausrede, ich müsste noch Kram für die Uni erledigen, hatte ich keine zehn Minuten später Andy vor der Tür stehen gehabt. Nichts ahnend hatte ich meinen besten Freund in die Wohnung gelassen. Nun hatte ich den Salat.

Skeptisch warf ich einen Blick auf das rote Cocktailkleid. War das nicht ein bisschen zu viel? In Promikreisen zu verkehren, gehörte nicht gerade zu meinem Alltag. Doch der feine Stoff, den ich für relativ wenig Geld erstanden und an welchem ich einige Änderungen vorgenommen hatte, sobald ich aus Argentinien zurück gewesen war, schien mir ein wenig zu viel zu sein. Somit grub ich mich solange durch meinen Kleiderschrank und die Kommode, bis mir meine beige Strickjacke in die Hände fiel. Sofort fiel mein Blick auf eine neue goldene Kette, welche an der Schmuckhand auf der Kommode hing. So würde ich es machen. Eine viertel Stunde später hatte ich auch das schwarze Kleid gefunden und es ebenso wie den Schmuck, die Strickjacke und die beigen Stiefel angezogen. „Was hälst du davon? Haare offen und ein bisschen gewellt?" Prüfend wurde ich gemustert, drehte mich in der Flurbeleuchtung um mich selbst und war mir sicher –ausnahmsweise – dass ich wirklich gut aussah. Immerhin sah man den Body, in welchen ich mich gequetscht hatte, um meinen Babyspeck zu verdecken, nicht durch das Kleid hindurch.

„Vergiss es."

„Was?" Meine Augen standen weit offen.

„Das ist schick. Für einen Herbsttag oder sowas. Aber nichts für eine Party bei Harry Styles. Nimm das neue Kleid. Los. Hopp."

„Du hast nicht mehr alle Latten am Zaun." Und trotzdem ging ich zurück in mein Zimmer, zog mich aus bis auf den Hautfarben, Speck versteckenden Body und sah prüfend auf den Stoff. Die Farbe schmeichelte mir und auch beim Schnitt war ich stolz auf mich. Warum also nicht den Mut aufbringen und es endlich tragen? Vielleicht lag es an der Tatsache, dass Liam nun wusste, wen er vor sich hatte – zumindest fast. Er würde sehen, dass ich noch immer nicht gut in Form war. In einem seiner zahlreichen, schlechten Momente würde er sicher irgendetwas sagen. Irgendetwas, was eine alte Wunde aufreißen würde. Andererseits hatte er kein Recht dazu.

Irgendwie unerklärlicher Weise selbstbewusster schlüpfte ich in das Kleid. Es schmiegte sich an meine Haut, gab den Blick auf meine Schultern und mein Dekolleté frei und eröffnete mir, wie dämlich ich war. Dicke beigefarbene Träger sahen definitiv nicht gut aus. „Shit", fluchte ich und zog mich erneut um. Glücklicherweise verfügte ich über eine Vielzahl an Möglichkeiten mich in Form zu schummeln. Grandma-Schlüpfer sei Dank.

B for Buddy ⚜️ LPWo Geschichten leben. Entdecke jetzt