T for This Is Me

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SOPHIA ➜ 19. - 22. Februar 2016 London, England


Mit pochendem Herzen und schwerem Kloß im Hals trat ich eine Stufe nach der anderen nach oben. Meine Finger zitterten vor Kälte, als ich sie vorsichtig auf den Knopf legte. Das altbekannte Geräusch ließ einen Schauer meinen Rücken hinab laufen und ich fühlte mich nicht besser, als ich in mir verhasste blau-graue Augen blickte.

„Hat sich die Prinzessin auch endlich mal dazu herab gelassen, hier aufzulaufen, ja?" Schnaubte er verächtlich. Am liebsten hätte ich ihm für diesen fürchterlich dämlichen Spruch schon einmal die Fresse poliert. Doch ich fürchtete, mein Vater würde es nicht gutheißen, wenn ich das perfekte Gesicht seines Lieblingsschwiegersohnes demolierte. Somit riss ich mich einfach zusammen, verbiss mir jegliche Kommentare und fragte zwischen zusammengepressten Zähnen: „Wo ist Mum?"

„Immer hier entlang, Miss Perfect."

„Halt einfach die Schnauze, Mitchell."

Es war mir egal, ob meine Tasche an diesem Schmierlappen vorbei striff und er gegen die Kommode gedrängt wurde. Ich hasste diesen Depp und das würde sich auch nicht ändern. Mein Weg führte mich –noch in Straßenschuhen, denn auch das war mir egal, auch wenn Dad die Wand hochgehen würde- direkt ins Wohnzimmer, wo meine Mutter quietschlebendig auf dem Sessel saß und strickte.

„Oh Gott, Mum!" Mindestens fünftausend Pfund leichter, warf ich mich in ihre Arme. „Ich bin so froh, dass es dir gut geht. Lass dich mal ansehen, fehlt dir was?"

„Sophia, Spätzchen, beruhig dich erstmal." Sanft lächelnd strich sie mir eine Haarsträhne hinters Ohr und wischte mir über meine feuchten Wangen. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich weinte. „Was ist denn los, warum bist du so aufgelöst, Spatz?"

„Ich bin einfach nur unheimlich froh, dass es dir gut geht." Erleichtert atmete ich aus und setzte mich auf die Sessellehne. „War Doktor Wright schon bei dir? Oder wenigstens Julian?"

Mum lachte auf und sah mich an, als hätte ich sie nach dem besten Verfahren zum Drogenhandel gefragt. „Wieso denn das, Sophia? Mir geht's absolut fantastisch."

„Was?" In diesem Moment fiel mir alles aus dem Gesicht. „Aber-Aber Dad...die SMS?"

„Die SMS hat er dir geschickt, damit du endlich mal nach Hause kommst und deine Nichte kennenlernst."

In diesem Moment fiel mir absolut alles aus dem Gesicht. „Du verarscht mich oder?" Fassungslos starrte ich meine Schwester an. Sie tauchte mit einem Mal im Türrahmen auf, hielt ein Bündel im Arm und rammte mir bildlich gesprochen eine Abrissbirne in die Magengrube.

„Sophia. Jenna ist jetzt schon ein halbes Jahr alt. Du warst nicht bei der Geburt, du warst nur eine Stunde bei der Taufe...wir wollten, dass du nach Hause kommst und wussten, dass Mum die einzige Möglichkeit ist, dich hierher zu locken." Zoé sprach diese Worte mit der festen Überzeugung aus, es sei das absolut richtige. Und das machte mich rasend vor Wut.

„Hast du noch alle Tassen im Schrank?! Kannst du dir auch nur im Geringsten vorstellen, was für einen Höllentag ich hinter mir habe? Was für eine Heidenangst ich um Mum hatte?"

„Nope." „Du hältst die Schnauze, Scott", fuhr ich ihn dumm an. Wenn er nicht bald aufhörte so dämlich vor sich hin zu grinsen, würde mir die Hand ausrutschen. Ich hatte den Affen bei Harrys Party für einige Sekunden verwirrt, als ich ihn Bekanntschaft mit meiner Faust hatte machen lassen, dasselbe konnte ich mit einem Lauch wie Scott anstellen.

„Guten Abend, Sophia." Mein Vater tauchte hinter meiner Schwester auf, schenkte aber bloß seiner Enkelin Beachtung. An mich richtete er zwar Grußworte aber gleich danach Tadel. „Ich wäre dir mit größtem Dank verbunden, wenn du deine Lautstärke etwas senken würdest. Die kleine Maus muss das ja nicht gerade mitbekommen."

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