14 Tage zuvor

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Ich spürte, wie Luis neben mir wieder aus seinen Stuhl und ich ließ mich neben ihn fallen. Die Krankenschwester schaute uns noch kurz an und für einen Moment glaubte ich, echtes Mitleid zu sehen, doch dann wandte sie sich um, ohne noch ein Wort zu sagen und ging.

Was sollte ich sagen? Alles wird gut, ist ja nicht so, als würde deine Schwester nur noch 336 Stunden oder 20160 Minuten zum Leben haben. Es wurde gar nichts gut. Egal was ich sagen würde, nichts könnte ihn trösten. Also nahm ich einfach nur seine Hand, sie fühlte sich rau an. Er starrte in die leere, ein kleiner Schimmel Fleck auf der anderen Seite des Flurs. Das letzte, was er jetzt wollte war reden, dass spürte ich genau. Doch er muss wissen, dass er nicht alleine ist!

Ein paar Stunden später erwachte ich wieder auf den Plastikstühlen, an Luis Schultern angelehnt. Er starrte immer noch auf den Fleck, und so langsam wurde das echt gruselig. Bevor ich ansetzen konnte, irgendetwas zu sagen, ging die OP Tür auf, und Sarah wurde herausgeschoben.

Schneller wie ein Leopard, kam Luis auf sie zugestürmt, doch sie wurde von den Ärzten abgeschirmt. Sie sah s zerbrechlich aus, wie sie da lag, mit Vollnarkose. So als wäre sie tot.

Als Sarah wieder aus unserem Blickfeld waren, ließ Luis sich wieder sinken. Er vergrub seine Hände in seine braunen Locken und seine Augen begannen, sich zu röten. "Sie können in den Aufwachraum", die Stimme der Krankenschwester erklang. Während Luis wie eine Marionette dorthin steuerte, kam es mir vor, als würde der Flur um mich herum sich zu drehen beginnen. Die Wände mit den Postern begannen, sich auf mich zu stürzen. Keuchen hielt ich mich am Stuhl fest. Wann hatte ich das letzte mal was gegessen? Ehe ich den Gedanken zu Ende führen konnte, wurde ich von einem schwarzen Schleier erfasst, der mir den Boden unter den Füßen wegriss und mich in die unendliche Leere stürzte.

"Hallo?"; krächzte ich. Meine Stimmbänder lechzten nach Wasser. Schnell wurde mir ein cremefarbener Plastikbecher hingestreckt, von einer Krankenschwester mit langen pinken Haaren. "Geht es Ihnen wieder besser?", fragte sie besorgt. ich nickte und versuchte mich aufzurappeln, was erstaunlich gut klappte. Als mir einfiel, weshalb wir überhaupt in dem Krankenhaus war, stand ich auf und wollte gerade gehen, doch die Krankenschwester hielt mich fest.

"Tut mir Leid, wir müssen noch ein paar Tests durchführen", Dem entschuldigenden Tonfall zu Folge wusste sie wohl, dass ich wegen Sarah hier war. Also machten wir diese blöden Tests, während ich die ganze Zeit nur an Luis denken musste. Nach ein paar Minuten erfasste mich das schlechte Gewissen. Es war nur Luis, über den ich mir Sorgen machte, über Sarah hingegen hatte ich noch nicht länger als zehn Sekunden nachgedacht.

"Ok, alles klar, Sie können wieder zurück gehen", die Krankenschwester begleitet mich noch in den Aufwachraum. Man sah, wie Luis sich über Sarah gebeugt hatte, die scheinbar immer noch in Vollnarkose war. Er registrierte mich mit einem kurzen Blick, wahrscheinlich hatte er nicht mal mitbekommen, dass ich in zwischen selbst das Bewusstsein verloren hatte. Moment mal, wie lange war ich überhaupt ohnmächtig? Mein Blick fiel auf die große Uhr, die an der Wand hing. 23.45. Ich war seit 30 Minuten weg. Abgezogen mit dem Tests müsste ich 5-10 Minuten ohne Bewusstsein gewesen sein. Ich bin zwar kein Arzt, aber das ist ziemlich lange, oder?

Sarahs Finger begann zu zucken und sie öffnete ihre Augenlider. Sofort nahm Luis ihre Hand und drückte sie, als würde er sie retten wollen. "Bin ich tot", fragte sie, während sie ihre Augen noch geschlossen hielt und sich ein wenig aufrichtete. "Nein, keine Sorge"

Sie ließ sich auf das Kissen fallen. "Scheiße."

The badboy and me?!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt