Eins

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Pflanzen wirkten so friedlich und in einer gewissen Ruhe, die ich mir in manchen Abschnitten meines Lebens wünschte.
Bloß leben, nichts weiter. Nur für mich leben, für niemand anderen.
Ich blickte auf die Oberfläche des Blattes einer meiner Mimosen, auf der ein Tropfen hinunterglitt und auf die Erde floh.
Ich hatte viele Pflanzen in meinem Zimmer. Wie schon gesagt, sie hatten diese Ruhe, die ich in meinem Leben brauchte.
Sonnenstrahlen kämpften sich durch meine Gardinen hindurch auf das Grün. Sie glänzten schon förmlich.
Ebenfalls strich die Strahlen auf meine Haare, die in einem weißblond gehalten sind.
"Es ist etwas Besonderes, Liebling.", kam die Stimme meiner Mutter in den Kopf. "Niemand hat diese unvergleichbare Schönheit, wie du sie hast. Und auch nicht diese Stärke." Sie strich mir eine Strähne aus dem Gesicht und flüsterte, wie sehr sie mich liebe. "Bleib weiter so stark." Und dann ging sie fort.
Als die Erinnerung verschwamm, öffnete ich wieder langsam meine Augen. Der Sonnenschein war verschwunden und ließ mich in Dunkelheit schwinden.
Ich schaute hinaus und vor mir erstreckte sich ein großer Wald voller Fichten. Eine weiche Decke voller Schnee überdeckten die Bäume.
Ich sah zu einem im Kontrast zur Landschaft stehenden schwarzen Vogel, welcher zum Himmel flog. Neid überfiel meinen Körper.
Mein Name war Silva, was soviel wie "Wald" im Lateinischen bedeutet. Dieser Name war meine Brücke zu dem, was ich liebte, und dem, was ich war. Obwohl ich nie, das was ich liebte, erreichen könnte. Vater ließ es nicht zu.
Mit einem letzten Blick auf den Wald gerichtet, wandte ich mich von meinem Fenster ab.

The Golden BloodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt