Ich verschränkte die Arme vor meiner Brust. Die Kälte kroch sich von meinen Füßen bis zu meinem Kopf. Ich konnte das Zittern meiner Zähne nicht unterdrücken, so sehr war mein Körper von Kälte und Angst erfüllt. Die Angst vor dem, was geschehen wird und geschehen könnte.
Ich kannte diesen Menschen, der mich an einen unbekannten Ort brachte, nicht. Diesen Mann mit den harten Gesichtszügen...
Noch einmal ging die Szene vor meinen Augen vorbei. Ich hätte kämpfen sollen. Mit allen Mitteln. Unabhängig des Verlustes.
Ich hätte mich aus den Fängen des Mannes befreien können. Ich hätte Phio zu Hilfe kommen sollen. Ihn retten, in dem Zeitpunkt als er mich retten wollte. Er tat wirklich alles für mich. Für mich und mein Wohlergehen.
Ich betrachtete den glänzenden Ring unter trüber, verschwommener Sicht. Mein Finger spielte abermals mit dem silbernen Metallstück.
Noch immer strichen meine Zähne aneinander, was ich zu unterdrücken versuchte. Ich hatte Angst vor dem Fremden, der seine Hände fest um das Lenkrad umschloss und auf die weite Straße, die sich vor ihm darbot, blickte.
Heiße Tränen glitten meinen erröteten Wangen hinunter und fielen auf den Stoff des Sitzes. Das Wimmern meinerseits verschwamm mit den Tönen außerhalb des Wagens. Leichter Regen prallte gegen das Fenster, wie auch einzelne Tannenzweige, die sich über den Asphalt regten. Es war eine schmale Route, das erkannte ich trotz der Tatsache, auf dem Rücksitz zu kauern.
Ich wollte den Mann anschreien, anbrüllen und ihn befehlen, mich auf der Stelle frei zu lassen, doch dies ließ mein trockener Mund nicht zu. Wenn ich ihn öffnen würde, würde kein Ton den Fahrersitz erreichen. Kein einzelner Ton.
Meine Finger strichen langsam und vorsichtig über die Stellen an meinem Oberarm, die erröteten. Ein stummes Zischen glitt über meine Lippen aufgrund des plötzlichen Schmerzens. Und dieser Schmerz brachte mich wieder in die Erinnerung zurück, als der Fremde mich in den schwarzen Wagen zerrte trotz Wehr und Protest. Es waren bloß schwache Schläge und Tritte eines kleinen hilflosen Mädchens, das aus Naivität die richtige Welt erkunden wollte. Sie wollte sogar ihre geliebte Mutter aus der Gefangenschaft des verfeindeten Clans befreien. Wie naiv, wie trüb ihre Sinne bloß waren...
Noch einmal lief ein Fluss von Tränen meinem vor Traurigkeit und Verzweiflung verzerrten Gesicht hinunter.
"Leise!", kam eine laute, zornige Stimme aus dem Nichts. Ich blinzelte schnell den Schleier aus den Augen und hielt mir erschrocken die Hände vor dem Mund, um kein Geräusch entgleiten zu lassen.
Der Wagen hielt allmählich an und die Türen öffneten sich schnell ohne Vorahnung. Zwei weitere Gestalten stiegen hinein und brachten einen Geruch von Blut und Schmerz ins Wageninnere, was mir Gänsehaut auf meinen gesamten Körper verbreitete.
Als der schwarz bekleidete Mann, welcher den Sitz neben mir einnahm, mich von unten bis oben musterte, grinste dieser breit. "Wer ist denn das?", fragte er nun ohne seinen Blick von mir zu nehmen. Der Wagen bewegte sich aus seinem Stillstand heraus.
"Die Tochter des Cansars"
Sein Grinsen wurde nur noch breiter. Er strich mir eine goldene Strähne aus meinem weinenden Gesicht und lachte daraufhin dreckig:"Langsam verstehe ich die Entscheidung vom Boss. Sie ist wirklich ne Hübsche..."
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The Golden Blood
Romance*** Der Hass, der Schmerz, die Leidenschaft, die Begierde. Alles schien vergänglich. Eine Rose konnte mit einem Windstoß in ihre Einzelteile zerfallen. Ein einziger Windstoß. Doch würde die Rose mit Gold übergossen werden, würde sie immer noch zer...