Sieben

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Mein Körper versteifte sich schlagartig. Ich wollte zu Phio blicken, doch ich schaffte es nicht, meine Gedankengänge so zu lenken, mich wirklich in seine Richtung zu drehen. Es schien alles so unwirklich. Die Vorahnung wurde bewahrheitet. Im Unterbewusstsein war es mir schon immer klar gewesen. Es war zu offensichtlich, doch in diesen kurzen Sekunden fühlte sich alles so fremdartig an.
Phio strich mir sanft meine blonden Haare aus dem Gesicht und steckte sie hinter mein Ohr, damit er mich von der Seite aus anschauen konnte.
"Was denkst du?", fragte er leise.
Diese Worte brachten mich wieder in die Wirklichkeit zurück. Was dachte ich denn?
Ich schluckte. Und ohne auf seine Frage einzugehen, wurden meine Muskeln wieder aktiv und ich wandte mich zu meinem Vater, der neugierig drein blickte. "Wird Mutter bei unserer Hochzeit dabei sein können?"
Mich selbst verwunderte diese Frage. Ich hätte so viele etliche Fragen stellen können, doch auf ungewisse Weise war diese mir am Wichtigsten von ihnen. Ich vermisste sie sehr...
Mein Vater massierte seine Stirn mit der abgestützten Handfläche. Er schloss die Augen, als könnte er es nicht ertragen, mich in diesem Moment anzuschauen. "Du weißt doch, dass deine Mutter diesen Vertrag mit dem feindlichen Clan abschließen muss. Früher kann sie nicht Heim kommen."
Mein Vater atmete noch einmal tief durch.
"Und es wird wahrscheinlich auf ihre Abwesenheit bei deiner Vermählung hinauslaufen, " Dann sah er mich abermals an, um auf meine Reaktion abzuwarten.
Ich schüttelte unentwegt meinen Kopf. "Vater...", kam es nur schwach aus meinem Mund hervor. "Ich tue alles dafür, eine gute Tochter zu sein. Ich halte mich an deine Regeln, Vater! Jeden Tag zu jeder Stund'. Ich habe noch nie ohne Erlaubnis das Haus verlassen, ich würde mit Freuden den Mann heiraten, den du für mich aussuchst... Alles für die Familie! Ich halte mich immer an deine Regeln. Doch du schuldest mir etwas. Ich will nämlich, dass meine Mutter auf meiner Hochzeit dabei ist! Das ist meine einzige Bedingung."
Meine Augen füllten sich mit Tränen, so dass ich nur noch die verschwommenen Umrisse der Personen erkennen konnte.
"Du weißt, das kann ich nicht versprechen."
"Kannst du nicht? Du bist der mächtigste Mann auf der Welt und kannst deiner Tochter nicht einmal diesen mickrigen Wunsch erfüllen?"
Ich stand ruckartig auf und Schwindel überkam meinen Körper. Erwärmte Tränen flossen meinen Wangen hinunter. Ich versuchte aus dieser Szene zu flüchten und ging die Treppen zu meinem Zimmer hinauf, während ich das kommandierende und aufgebrachte Schreien meines Bruders im Hintergrund vernahm.

Sicherheit war eine Lüge. Sie existierte nicht. Nirgendwo auf diesem Planeten gab sie es.
Diese Sicherheit.
Und ich sollte ihr mein Leben opfern.
Ich tat es bereits. Mein Leben lang.

Zum Wohle der Familie.

The Golden BloodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt