Soulmate

Kapitel 9

Irgendwann hatte das Zittern nach gelassen. Seine Gedanken kreisten immer wieder um alles was an diesem Tag passiert war.
Die Schule, der Kuss mit Steve, der Sportunterricht, was sie in der Dusche getan hatten, wie Steve ihn aufgefangen hatte.
Der Brief seiner Mutter die ihn mit diesem, alkoholischen Psychopathen der sich Vater schimpft allein gelassen hat und schlussendlich dieser beschissene Anruf und Howard, der ihn erneut so geschlagen hatte das die Folgen wohl noch Tage später sichtbar wären.
Es war nicht das erste mal, er hatte schon schlimmer aus gesehen. Eigentlich hätte er sich denken können das wenn sein Erzeuger je davon erfahren würde das er und Steve....
Damals hatte Tony nur einen falschen Satz gesagt.
In den Nachrichten kam ein Bericht über die Gleichberechtigung von Homosexuellen. Howard war laut geworden, hatte dagegen gewettert und immer wieder geflucht.
Er hatte es gewagt auszusprechen was er dachte.
Das sie doch niemandem etwas taten und er es nicht schlimm fand.
Es war das erste mal das er in der Notaufnahme gelandet war.
Gehirnerschütterung, Jochbein- und Unterarmbruch.
Seit dem hatte er es nie wieder gewagt das Thema auch nur entfernt zu erwähnen.
Und heute...
Er war nur froh das dieser Mitarbeiter, der wie Tony vermutete, einen heiden Spaß daran hatte seinem ehemaligen, arrogantem Chef, unter die Nase zu reiben das sein ach so feiner Sohn wohl schwul sei, anscheinend nichts von davon gesagt hatte mit WEM er da auf dem Schulhof auf Tuchfühlung gegangen war.
Was seine Gedanken wieder geradewegs zu dem blonden lenkte.
Steve... Der blonde verwirrte ihn.
Dieser Kuss.... Es war so ein seltsames Gefühl ihm nahe zu sein.
Wenn er nun darüber nach dachte und erlich zu sich war... Er WOLLTE diesen Kuss. Er wollte das Steve ihm gehörte und er wollte dies nicht nur, damit diese Tussi endlich verschwand und... Es machte ihm Angst.
Er war bisher niemals wirklich verliebt gewesen. Hatte vielleicht höchstens für eine der hübschen Mädchen an seiner alten Schule geschwärmt, meist war dieses Gefühl jedoch verfolgen wenn er sie gehabt hatte.
War es mit seinem Nachbarn genau so?
Wollte er nur einmal testen wie es war mit einem Mann?
Er schüttelte den Kopf.
Nein. Das hier war etwas anderes.
Konnte es wirklich sein? Er hatte noch nie in Betracht gezogen auf Männer zu stehen aber das was hier gerade passierte...
Er kannte die Anzeichen, hatte genug darüber gelesen und es bei Rhody erlebt.
Er hatte sich wohl wirklich in den blonden verguckt.
Verzweifelt ließ er den Kopf in den Nacken fallen.
"Super Stark. Wahnsinns Erkenntnis. Das darf doch verdammt nochmal nicht wahr sein."
Was war nur mit ihm los?
Vielleicht redete er sich das gerade auch nur ein, immerhin waren die Ereignisse des Tages geballt über ihn gerollt, zudem hatte er sich vorhin ziemlich heftig den Kopf gestoßen.
Langsam fuhr er mit seinen Fingern an den Hinterkopf.
Sterne zuckten an seinem inneren Auge vorbei als er die Stelle berührte und ihm kurzzeitig schwarz vor Augen wurde.
Er sah auf seine Hände.
Blut.
Dort auch noch?
Der Samenspender hatte wirklich ganze Arbeit geleistet.
Er fror plötzlich fürchterlich auch wenn die Temperaturen eigentlich noch angenehm warm war.
Als er die Beine noch enger zu sich zog spürte er etwas hartes das sich gegen seinen Beckenknochen drückte.
Verwirrt streckte er das Bein aus und griff in die Hosentasche.
Sein Handy... Hatte er wohl in der Aufregung völlig vergessen. Und nun... Sollte er Steve anrufen? Vorhin hatte er geglaubt einen Schatten im Zimmer vorbei huschen zu sehen, hatte sich aber nicht getraut sich bemerkbar zu machen, doch langsam...
Im inneren war es still und er vermutete das sein Freund sich im Erdgeschoss auf hielt.
Er wollte bereits auf den Kontakt klicken als er die Hand wider sinken ließ. Er wollte nicht reden. Seine Stimme war... Was sollte er denn sagen?
Grübeln öffnete er eine neue Nachricht, tippte kurz und schickte sie ab.
Aus seinem Zimmer konnte er nichts mehr hören. Vermutlich hatte Howard auf gegeben. Wo seine Mutter wohl gerade war?
Wie konnte sie so einfach gehen ohne noch einmal mit ihm zu sprechen?
Wieder stiegen Tränen auf und er hatte nicht die Kraft sie zurück zu halten.

Steve war gerade dabei den Knopf seiner Jeans zu öffnen, als sein Handy einen Signalton von sich gab.
Seufzend hielt er inne und überlegte einfach erst duschen zu gehen bevor ihn jedoch ein innerer drang dazu brachte nach dem schwarzen Gerät zu greifen.
Er hatte fürchterliche Kopfschmerzen.
Wohl die Aufregung des ganzen Tages, redete er sich immer wieder ein. Sie waren so plötzlich gekommen das er schon dachte er hat den ersten Migräne Anfall seines Lebens, es wurde langsam besser, war aber immer noch unangenehm, so das er sich gerade eine Asperin ein geworfen hatte.
Videoabend mit Brummschädel, schlecht Kombi.
Als er die Nachricht geöffnete hatte blickte er, nach dem ersten lesen noch einmal, fragend auf den Text.
Was sollte das?
-Tony:
Balkon! Jetzt!
...
Bitte!-