Kapitel 26

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Das Klingeln seines Handys riss Steve aus seinem Dämmerzustand. Er war wohl doch leicht eingeschlafen. Sofort ging sein Blick zu dem jüngeren, der noch immer gegen ihn gepresst, neben ihm lag.
Vorsichtig löste er sich aus der Umklammerung und griff so leise wie möglich zu seinem Telefon, um Tony nicht zu wecken.

"Ja?"
"Steve? Gott sei dank erreich ich dich. Wo bist du?"
"Mum? Ich... zuhause. Alles okay?"
Seine Mutter wirkte etwas aufgeregt was ein ungutes Gefühl in dem Blonden zurück ließ weshalb er sich langsam aufrichtete immer drauf bedacht seinen Freund nicht zu wecken..
"Schatz hör zu. Kannst du zu den Starks rüber gehen und bei Tony bleiben? Sie haben vor zwei Stunden... . Sein Vater hatte einen Autounfall. Er ist betrunken von der Straße ab gekommen und gegen einen Baum gefahren. Sie operieren noch aber... es sieht nicht gut aus. Die Polizei ist auf dem Weg zu ihm, aber ich denke, er sollte da nicht allein sein."
Steve hatte ungläubig die Augen aufgerissen. Zögernd drehte er den Kopf und sah zu dem Braunhaarigen, der noch immer schlafend in seinem Bett lag.
"Schatz?"
"Ich bin noch dran." Er fuhr sich mit der freien Hand übers Gesicht. "Tony ist... er ist hier. Er schläft bei uns."
"Oh.... gut dann-"
"Ich werds ihm sagen."
Einen Moment war es still in der Leitung.
"Bist du dir sicher? Soll ich nach Hause kommen?"
"Nein, ich... ich schaff das schon."
"Okay.... ruf an wenn was sein sollte, ja? Ich sag den Beamten, die hier sind Bescheid, damit sie ihre Kollegen informieren können. Die sind meist nicht wirklich böse, wenn sie sowas nicht übernehmen müssen. Ich denke, dass Sie morgen aber nochmal mit ihm reden wollen."
Steve nickte, war sich jedoch bewusst, dass seine Mutter das nicht sehen konnte.
"Ja ich... ich red mit ihm und Mum"
"Ja schatz?"
"Ach nichts... wir reden morgen."
"Okay. Ich bin um sieben zuhause. Versucht aber noch etwas zu schlafen."
"Ja mal... sehen. Pass auf dich auf. Hab dich lieb."
"Ich dich auch. Tony kann natürlich erstmal bei uns bleiben, sag ihm das."
Erleichtert atmete der Quarterback aus. Es war, als wüsste seine Mutter was ihm gerade auf dem Herzen lag.
"Danke Mum."
"Jetzt hör aber auf. Das ist ja wohl selbstverständlich. Bis später."
"Ja bis nachher." Er legte auf und sein Blick blieb einen Moment ins Leere gerichtet, bis sich neben ihm etwas regte.

"Wer war das?" Steve erschreckte sich etwas, jedoch hatte der Braunhaarige die Augen noch geschlossen.
Langsam legte der Größere sich wieder auf die Matratze, woraufhin Tony sich augenblicklich wieder an ihn kuschelte, Steve den Arm um ihn schlang und ihm einen Kuss auf die Stirn drückte.
"Meine Mum."
Der Jüngere legte seinen Kopf auf der breiten Brust ab und schlang ebenfalls die Arme um die muskulöse Taille. Die Augen hatte er noch immer geschlossen und seine Stimme klang rau vom vielen weinen.
"Alles okay?" Zärtlich glitten die schlanken Finger des Größeren durch die dunklen Strähnen. Er atmete tief ein und hielt für einen Moment die Luft an, bevor er langsam ausatmete.
"Tony dein.... dein Vater hatte einen Autounfall." Ruckartig richtete der schlanke Körper sich auf und sah auf den Älteren hinab. "Er ist betrunken gegen einen Baum gefahren und sie wissen nicht..." Tony blickte nur mit großen Augen in die seines Freundes, ohne jedoch wirklich etwas zu sehen. Unruhig richtete Steve sich auf und legte die Hand um seinen Oberarm.
"Babe?"
Im Kopf des jüngeren herrschte jedoch momentan nur... leere und gleichzeitig Chaos.
Er konnte die Worte nicht logisch zu ordnen. Es war einfach alles zu viel.

Als starke Arme sich um ihn schlossen, lehnte er sich in die Umarmung. Zärtlich strich der Blonde ihm wieder über den Rücken und flüsterte beruhigende Worte, die er jedoch ebenfalls kaum zuordnen konnte.
Er wusste nicht, wie lange sie einfach so dort gesessen hatte doch irgendwann brachte Steve etwas Abstand zwischen sie und strich ihm über die Wange.
"Soll ich dir was zu trinken holen oder brauchst du sonst etwas?" Tony nickte nur und schüttelte dann den Kopf bevor er sich räusperte.
"Ja... Wasser wäre gut."
Nachdem Steve einen Kuss auf seiner Stirn platziert hatte, stand er auf.
"Okay... bin sofort zurück."
Wieder nickte Tony nur, bevor er gedankenverloren ins Leere starrte. Als die Türe sich hinter dem Größeren geschlossen hatte war es, als wäre dessen Abwesenheit und das Geräusch der Auslöser, dass sein Gehirn wieder auf Hochtouren arbeitete. Alles stürzte gleichzeitig auf ihn ein.

\\Dein Vater hatte einen Unfall, vielleicht wird er nicht überleben. Die letzten Worte die sie gewechselt hatten waren so voller Hass. Er war allein. Seine Mutter hatte ihn auch schon verlassen. Er wusste nicht einmal, wie er sie errichten konnte, um ihr davon zu erzählen. Was würde nun aus ihm werden? Er war noch nicht volljährig. Würde er weg müssen? Er hatte keine Angehörigen mehr. Seinen Onkel kannte er kaum und er glaubte nicht, dass dieser ihn bei sich haben wollte, sonst hätte er sich die Jahre über ja mal gemeldet. Steve! Er würde hier weg müssen. Sie würden ihm die letzte Stütze//

Weiter kamen seine rasenden Gedanken nicht, denn im gleichen Atemzug machte sich eine unglaubliche Übelkeit in ihn breit. Er sprang auf, um gerade noch rechtzeitig im Bad anzukommen, wo er sich in die Toilette erbrach. Als Steve ein Poltern hörte, sprintete er die letzten Stufen hinauf und sah gerade noch wie Tony im Bad verschwand, bevor er ein würgendes Geräusch vernahm. Er stellte hektisch die Wasserflasche und das Glas auf der kleinen Kommode ab und folgte seinem Freund, der vor der Toilettenschlüssel kniete und kalkweiß diese mit verkrampften Fingern umklammert hielt.
Der Blonde ging neben ihm in die Hocke und strich ihm dunkle Haarsträhnen von der verschwitzen Stirn.
Er schnappte sich ein feuchtes Tuch und wischte seinem Freund vorsichtig über die Stirn. Tony lehnte sich dem entgegen und Steve fing an, beruhigend auf ihn einzureden.
"Es wird alles gut. Hey... ich bin da."
Ruckartig drehte Tony sich zu ihm und umklammerte den starken Körper, während er wieder haltlos zu weinen begann. Nach dem ersten Überraschungsmoment schloss der Quarterback seine Arme fest um den kleineren Körper und legte eine Hand an dessen Hinterkopf.
"Ist schon gut. Ich hab dich... ich hab dich."
"Steve... ich.... ich kann nicht..."
"Shhhht schon gut. Ich bin da. Ich pass auf dich auf. Du bleibst bei uns. Morgen früh, wenn Mum nach Hause kommt, werden wir alles regeln. Ich verspreche dir, ich steh das mit dir durch."
Und Tony glaubte ihm. Schöpfte etwas Hoffnung aus diesen Worten, auch wenn im Moment alles aussichtslos erschien. Als er sich etwas beruhigt hatte bewegte Steve sich etwas und machte Anstalt, aufzustehen.
"Na komm.... lass uns wieder ins Bett gehen."
Ein kraftloses nicken war alles, was der Braunhaarige zu Stande brachte und ließ sich auf wackligen Beinen auf helfen.

Der Größere stütze ihn als sie zurück gingen, griff nach der Flasche auf dem Flur und setzte ihn in ihrem Zimmer angekommen wieder auf dem Bett ab wo er ihm das Wasser reichte.
"Hier. Trink erstmal."
Wortlos nahm der Jüngere ihm die Flasche ab und tat, was man von ihm erwartete. Nachdem er das Wasser wieder zurück gegeben hatte, stellte es der Ältere sie auf den Boden, drehte sich wieder zu ihm und zog ihn in seinen Armen mit sich zurück auf die Matratze.
Eng kuschelte Tony sich an den muskulösen Körper und lag still da, während seine Gedanken rasten. Er spürte nur am Rande, wie Steve stetig über seinen Rücken strich immer wieder einen Kuss auf seinem Kopf platzierte und beruhigende Worte murmelte.
Es dauerte eine ganze Weile doch irgendwann schien sein Kopf sich ausgeschaltet zu haben und er sank zurück in einem Alptraum geplagten Schlaf.

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