Kapitel 28

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Nachdem die beiden Jungen sich angezogen hatten gingen sie, dicht nebeneinander her, in die Küche hinab, wo Sarah bereits mit einer Tasse Kaffee am Tisch saß.
Sie lächelte den Beiden zu und Steve drückte Tony einen Kuss auf die Schläfe, ehe er sich abwandte um ihnen Beiden ebenfalls eine Tasse Kaffee aus der Maschine zu drücken.
Mit einer leichten Röte auf den Wangen, setzte der Jüngere sich an seinen Stammplatz und sah auf die Tischplatte.
Ein sanftes Lächeln ließ ihn doch wieder aufblicken.
Die zierliche Frau griff über den Tisch und drückte seine Hand.
"Tony. Glaubst du ernsthaft, dass ich das nicht schon lange erwartet hab? Ich bin eine Mutter. Wir merken so etwas."
Die Röte nahm noch etwas zu, jedoch nickte er einfach nur, während Steve eine volle Tasse Kaffee vor ihm abstellte und sich neben ihm in den Stuhl sinken ließ.

Sarah sah auf die Beiden und hatte noch immer ein Lächeln auf dem Gesicht.
"Ich freu mich wirklich für euch beide. Wurde langsam mal Zeit, dass ihr es merkt."
Der Jüngere sah beschämt auf seine im Schoß zusammengefaltete Hände, während Steve aufseufzte.
"Mum."
"Schon gut, schon gut. Hab nichts gesagt. Nur... gerade jetzt ist es wichtig, dass du Rückhalt hast, Tony. Ich werde dich unterstützen wo ich kann. Okay?"
Unsicher blickte der Dunkelhaarige wieder auf.
"Wie... wie geht's Dad?"
Ein Schatten huschte über das hübsche Gesicht der Krankenschwester.
"Liebling, wir... Es tut mir leid. Die Ärzte haben getan was sie konnten, doch... die inneren Verletzungen waren einfach zu schwerwiegend und..."
Tony kniff die Augen zusammen, drehte den Kopf, wo er automatisch von Steve in die Arme gezogen wurde und schluchzte gegen dessen Schultern auf.

Beruhigend strich der Blonde über seinen Rücken und küsste ihn immer wieder auf den Kopf, während er beruhigende Worte murmelte.
Er hörte, dass Sarah etwas sagte, verstand jedoch die Worte nicht genau. Doch Steve schien zu antworten.
Irgendwann ließen die Tränen nach und er hing nur kraftlos in den Armen seines Freundes.
Er schniefte, bevor er gegen die breite Brust nuschelte.
"Wie geht's jetzt weiter?" Seine Stimme war rau und er musste sich räuspern, um den Klos in seinem Hals los zu werden.
"Ich hab-" Ein Klopfen unterbrach das Familienoberhaupt und Sarah stand auf.
"Ich bin sofort wieder da."

Fragend sah Steve seiner Mutter nach, die jedoch nichts weiter sagte und zu Tür eilte.
"Steve?"
"Ich bin hier Baby. Es wird alles wieder gut, versprochen."
Der Jüngere nickte nur und presste sich noch mehr gegen die schützende Wärme des Größeren, der daraufhin die Arme noch etwas enger um ihn schlang.

Tony hatte das Gefühl, dass alles, was ihn im Moment zusammen hielt, diese starken Arme waren und er blendete alles andere um ihn herum aus.
Als er spürte wie die Muskeln seines Freundes sich jedoch leicht anspannten, sah er verwirrt auf.
"Schatz?"
Diese Stimme. Sie... Augenblicklich schreckte er hoch.
Im Durchgang der Tür stand niemand anderer als seine Mutter, die mit glasigen Augen auf ihn hinab sah.
"Es tut mir so leid."
Tränen lösten sich aus den dunklen Augen und einen Moment lang wusste der Jüngere nicht, wie er reagieren sollte.
"Es tut mir so leid." Als sie einen Schritt auf ihn zu machte, löste er sich ruckartig aus den Armen des Blonden und rannte auf sie zu.
"Mum."
Sie fing ihn auf und erneut rannen auch bei ihm die Tränen, als sie ihn eng an ihre Brust zog.

Wieder dauerte es eine ganze Weile bis er sich genug beruhigen konnte, um sich etwas von seiner Erzeugerin zu lösen und sie anzusehen.
Alle möglichen Gefühle brachen über ihn hinein, aber als der erste Schock sich gelegt hatte, wurde eines am Stärksten.
Er trat einen Schritt zurück und spürte sofort wieder eine vertraute Wärme in seinem Rücken.
Blind griff er hinter sich, wo er Steves Hand fand und diese fest umschloss.
Überrascht sah Maria auf ihre verschlossenen Finger, bevor sie den verletzten Blick wieder auf den Jüngeren heftete.

"Schatz, es... tut mir so-"
"Spars dir." Tonys sah kalt auf seine Erzeugerin.
"Was willst du hier? Ich brauch dich nicht."
"Ich wollte-"
Unsicher machte sie einen Schritt auf ihn zu, hielt jedoch an, als der Dunkelhaarige noch weiter zurück wich.
"Vergiss es. Du hast dich einfach verpisst, als ich dich eigentlich am meisten gebraucht hab. Und jetzt, wo der Grund, weshalb du gegangen bist endlich verschwunden ist glaubst du, du kannst einfach wieder herkommen und wir machen auf heile Familie? Ich hab hier eine Familie. Leute, denen ich wichtig bin und die hinter mir stehen, auch wenn es mal nicht gut läuft. Wenn du allen ernstes glaubst, dass ich das Aufgebe nur damit du dein Gewissen beruhigen kannst, hast du dich geschnitten."
"Tony, ich-" Eine schmale Hand legte sich auf die Schulter der nun weinenden Frau und sie drehte den Kopf.
Sarah stand neben ihr, schüttelte etwas den Kopf und deutete ihr mit einem Kopfnicken, ihr zu folgen.
Maria zögerte einen Moment, sah erneut bittend auf ihren Sohn, der jedoch den Blick abgewendet hatte und sein Gesicht gegen den muskulösen Oberarm seines Freunds presste.
Jegliche Gegenwehr erstarb und mit gesenktem Kopf folgte sie der Hausbesitzerin.

Als die beiden Frauen verschwunden waren, zog der Blonde Tony zum wiederholten Mal in seine Arme, als bei diesem schon wieder stumme Tränen über das Gesicht liefen.
"Lass uns nach oben gehen."
Tony nickte nur und ließ sich von dem Größeren die Stufen hinauf führen.
Sie legten sich, wie schon am Abend zuvor, einfach in das noch immer ungemachte Bett, wo der Kleinere sich wieder in die beschützende Wärme kuschelte.

Steve wusste nicht, wieviel Zeit vergangen war in der sie einfach nur schweigend da gelegen hatten, jeder seinen Gedanken nach ging und er zärtlich über den Rücken seines Freundes strich, als jemand an der Tür klopfte.
Sofort spannten sich sämtliche Muskeln in Tonys Körper an, worauf der Blonde ihn auf die Stirn küsste.
"Ja?"
Als seine Mutter den Kopf hinein steckte und allem Anschein nach allein war, seufzte der Ältere fast schon erleichtert auf. Tony hingegen bewegte sich keinen Millimeter und lag einfach nur mit dem Rücken zu ihrer Besucherin.
"Wie geht's ihm?"
Steve schüttelte nur den Kopf.
Seine Mutter betrat das Zimmer und setzte sich hinter Tony auf die Matratze, um ihm durch die braunen Haare zu streichen.
"Deine Mutter ist erstmal ins Hotel gefahren, Liebling. Wir haben uns aber darauf geeinigt, dass du hier bei uns bleiben kannst, so lange du willst. Sie wird noch ein paar Tage bleiben und alles für die Beerdigung organisieren. Falls du doch noch einmal mit ihr reden willst oder es dir anders überlegst."
Steve war unglaublich stolz auf seine Mutter. Sie hatte Tony von Anfang an, ohne wenn und aber, hier aufgenommen und allem Anschein nach zählte er für sie jetzt schon zur Familie.
Der Angesprochene nickte nur stumm und vergrub dann sein Gesicht noch mehr gegen die Brust seines Freundes.
"Okay, dann... lass ich euch mal allein. Wenn ihr Hunger bekommen solltet, sagt Bescheid. Dann mach ich uns was."

Die Beerdigung war ein Medienspektakel geworden. Denn auch wenn Howard Stark nicht mehr Firmeninhaber von Stark Industries war, so war er dennoch eine bekannte Persönlichkeit und schon in den letzten Tagen wurde die Story, von allen möglichen Klatschblättern, durch den Dreck gezogen.
Tony lehnte sich die ganze Trauerfeier über gegen Steve, der einen Arm um seine Taille geschlungen hatte und ihm Halt gab, dass alles durchzustehen. Er und seine Freunde hatten zudem die ganze Zeit dafür gesorgt, dass kein übereifriger Reporter ihm zu nahe kommen konnte.
Sarah stand auf seiner anderen Seite und hielt seine Hand. Daneben stand Maria.

Sie hatten noch einmal gesprochen, allerdings fiel dieses Gespräch alles andere als herzlich aus.
Tony hatte die ganze Nacht nach ihrer Rückkehr kein Auge zu getan.
Er hatte sich entschieden, definitiv bei den Rogers zu blieben und Sarah hatte diese Entscheidung lediglich mit einem sanften Lächeln und einen Kuss auf seine Wange, zur Kenntnis genommen.
Seine leibliche Mutter würde den Rogers jeden Monat das Geld überwiesen, was Tony Zustand und an Geburtstagen und Feiertagen sie besuchen kommen.
Sie hatte wohl eingesehen, dass Tony ihr das plötzliche Verschwinden, niemals verzeihen konnte. Doch sie hatten sich geeinigt, sich vielleicht wieder langsam etwas annähern zu können.

Nach einigen Wochen kehrte die Normalität zurück und ehe er es sich versehen konnte, standen sie auf einer Bühne mit ihren Zeugnissen in der Hand.
Glücklich lächelte er zu dem Blonden an seiner Seite, dessen Hand er über die ganze Zeit nicht los gelassen hatte. Auf seiner anderen Seite stand Bucky und neben ihm der Rest der Clique und mitten in diesem bunt gemischten Haufen wusste Tony, dass er es endlich geschafft hatte. Er hatte eine Familie, er hatte Freunde und nichts auf der Welt würde ihm das jemals wieder nehmen können.

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