Mit viel Mühe war es Professor Snape gelungen, Malfoy zu Hagrids Hütte zu bugsieren, wo er jetzt in einem Stall stand, den Hagrid vor längerer Zeit für den Hippogreif Seidenschnabel gezimmert hatte. Hermine näherte sich langsam dem kleinen Verschlag und konnte hören, wie das Pferd mit den Hufen nervös gegen die Boxentür donnerte. An der Tür war ein eilig beschriftetes Schild mit der Aufschrift Draco befestigt worden und darunter hatte jemand mit Kreide Vorsicht, bissig geschrieben. Hermine hatte einen Apfel für Draco dabei, schließlich konnte eine kleine Entschuldigung nicht schaden.Vorsichtig streckte sie ihre Hand aus. Zuerst sah es danach aus, als wolle das Pferd sie beißen, doch Hermine redete beruhigend auf Draco ein: "Ganz ruhig, ich tu dir doch nichts. Sieh mal, der ist für dich!" Wider Erwarten nahm das Pferd den grünen Apfel aus ihrer Hand und begann, darauf herumzukauen, ohne sie zu beißen. Hermine zog vorsichtig ihre Hand zurück und streifte dabei Dracos samtweiche Nüstern. Draco zuckte sofort zurück und machte seinen Unmut über ihre Berührung deutlich, in dem er kurz die Ohren anlegte, sie aber sofort wieder aufstellte, als sich Schritte näherten. Blaise Zabini kam um die Ecke. "Äh..Hi." Sagte er, als er Hermine erblickte. Hermine grüßte zurück. Zabini war eigentlich recht freundlich, dafür, dass er ein Slytherin war. Draco war offensichtlich erfreut, ihn zu sehen, denn er wieherte und streckte sich ihm entgegen. "Ich ... äh ... geh dann mal." meinte Hermine und machte sich auf den Weg nach oben.
"Er ist bitte was?!?" Rons Ausruf ließ einige Schüler von ihrem Abendessen aufsehen. "Ein Pferd, Ronald. Bitte nicht so laut, das muss ja nicht gleich ganz Hogwarts erfahren." Harry zeigte sich sichtlich amüsiert über Hermines Versuche, vom Thema abzulenken. "Ich fass es einfach nicht. Du hast Malfoy in ein Pferd verwandelt. Stell dir vor, Malfoy als Pferd!" Und er prustete los. "Warum ausgerechnet ein Pferd?" "Warum denn nicht, Ron? Es war ein Animagus-Trank, er hätte auch etwas anderes werden können." "Ein Stinktier zum Beispiel. Hätte viel Besser zu ihm gepasst!" "RONALD WEASLEY!" Es war hoffnungslos.
Hermine ärgerte sich über das mangelnde Verständnis ihrer Freunde. Ausgerechnet ihr, der unfehlbaren Hermine Granger, war ein Fehler unterlaufen. Ein gewaltiger Fehler, den jetzt einer ihrer Mitschüler auszubaden hatte. Eigentlich war es ja auch seine Schuld gewesen. Nicht, dass er ihr Leid täte - das schon gar nicht - aber trotzdem. Missgeschick blieb Missgeschick, egal, wer daran Schuld war. Malfoy war ein Pferd. Punkt. Und das war er so lange, bis Professor Snape einen Gegentrank gebraut hatte. Und das konnte dauern. Hermine hatte gar nicht bemerkt, dass ihre Füße sie zu Hagrids Hütte getragen hatten. Draco ballerte mit seinen Hufen gegen die Wand der kleinen Box und wieherte herzzerreißend. Hermine näherte sich der Box. Draco hielt inne und kam mit geblähten Nüstern auf sie zu. Er hatte die Ohren angelegt, als wolle er sagen: Was willst du hier? Du hast mich doch hier eingesperrt! Das kannst du mit einem Malfoy nicht machen! Hermine war an der Boxentür angelangt. Sie schielte zu der Koppel herüber. Das würde ihm sicher gefallen...
Kurzentschlossen schnalzte sie mit der Zunge. Dracos Ohren stellten sich aus Neugierde auf. "Willst du raus?" Er schnaubte. "Ja? Gut. Ich bringe dich auf die Koppel, wenn du mir versprichst, dass du brav dort bleibst. Sonst bin ich in gewaltigen Schwierigkeiten." Sie streckte die Hand nach vorne, um - was sie große Überwindung kostete - Dracos Nüstern zu streicheln. Wie zu erwarten schreckte er zurück und machte Anstalten, sie zu beißen. Gerade als sie ihre Hand zurückziehen wollte, streckte er sich ihr entgegen. Als ihre Hand sein weiches Fell berührte, durchfuhr sie ein wohliger Schauer. Seit sie den Brief nach Hogwarts erhalten hatte, war sie nicht mehr geritten. Sollte sie vielleicht...
Sie verwarf den Gedanken und genoss das Gefühl, Dracos seidige, hellblonde Mähne zu streicheln. Er schnaubte abermals. Vorsichtig nahm sie ein Halfter von einem Haken an der Wand und streifte es ihm über den Kopf. Er riss den Kopf kurz hoch, als der raue Stoff an seinen Wangen scheuerte, gewöhnte sich aber schnell daran. Langsam schob Hermine den Riegel der Boxentür auf. Doch als sie Draco heraus führte, machte dieser einen Satz zur Seite. Sie spürte, wie der Führstrick ihren Händen entrissen wurde und musste hilflos mit ansehen, wie Draco mit wilden Bocksprüngen um die Ecke verschwand. Den Kopf schüttelnd machte sie sich auf den Weg zum Schloss. Wie sollte sie das nur Professor Snape erklären. Plötzlich hörte sie Schritte hinter sich. Sie drehte sich um und hatte Hagrid erwartet, doch stattdessen kam dort Draco. Er hatte einen giftgrünen Apfel im Maul, den er vor Hermine fallen ließ. Dann galoppierte er los und setzte mit einem gewaltigen Sprung über den Koppelzaun hinweg, kam auf der anderen Seite schlitternd zum Stehen und begann, auf der Koppel zu grasen. Fassungslos kletterte sie über den Zaun, um den Strick von Dracos Halfter zu lösen. "Das Halfter bleibt. Sonst kriegen sie dich gar nicht mehr eingefangen, mein sü.... mein Slytherin." Fast wäre ihr mein Süßer entschlüpft. Das war eine Angewohnheit. Jedes Pferd war schließlich süß. Sie spürte, wie sie etwas sanft an stupste. Es war Draco, der seine Nüstern auf der Suche nach etwas essbaren ihn ihrem Schulumhang vergraben hatte. Er zog ihren Zauberstab aus ihrer Tasche und hätte sich fast damit davon gemacht, aber sie war aufmerksam und nahm ihn Draco ab. "Frechdachs!" Sie kraulte seinen Hals. "Na mach schon. Schwirr ab!" Sagte sie liebevoll und Draco stieg auf die Hinterhand. Dann raste er, über die Bewegung sichtlich erfreut, über die Koppel. Hermine winkte ihm zum Abschied und machte sich auf den Rückweg zum Schloss.Als sie an diesem Abend zu Bett ging, stellte sie den Apfel, den Draco ihr gebracht hatte, auf ihren Nachttisch. Sie strich über seine Bissspuren. "Was bist nur so geheimnisvoll?" Flüsterte sie, bevor sie einschlief und von einem Pferd träumte, dass sie seit Jahren nicht mehr geritten war und das in ihrem Traum mit einem anderen ganz bestimmten, blonden Hengst auf Hagrids Koppel stand.
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Animagus
FanfictionWährend eines unglücklichen Zaubertränke-Unfalls wird Draco Malfoy in ein Pferd verwandelt. Da Professor Snape Hermine Granger als die Verantwortliche ansieht, muss sie sich um den Vierbeiner kümmern, bis ein Gegenmittel gefunden wird. Dabei kommen...