"Glaubst du eigentlich an Gott?" fragte Lina.
Zusammen mit Adam saß sie vor dessen Bungalow auf der Veranda. Es war bereits halb zwei morgens, der Himmel war dunkel und die Sterne funkelten. Bei den unendlich großen Weiten, die sich dort oben ergaben, frage Lina sich häufiger ob es irgendetwas gab, dass alles zusammenhielt. Ob es jemanden gab, für den sie geschaffen worden waren, der sie ins Leben gerufen hatte für einen bestimmten Zweck.
Nachdem sie Marisa alleine gelassen hatte, wusste sie nicht wohin mit sich und da sie Angst hatte - vor allem vor sich selber und ihren Entscheidungen -war sie schlussendlich bei Adam gelandet.
"Nur weil wir nach Mitternacht haben, müssen wir nicht unbedingt philosophische Gespräche führen." Er zündete sich seinen nächste Zigarette an. Momentan rauchte er viel zu viel - das tat er immer, wenn er nervös war und Lina machte ihn nervös. Er spürte, dass etwas mit ihr nicht stimmte, sie sah aufgewühlt aus, fuhr sich stetig durch die Haare und rauchte ebenfalls, als wäre sie ein geübter Kettenraucher. Und wollte jetzt auch noch etwas von Gott wissen?
"Aber dann stimmen doch diese ganzen philosophischen Internetpostings nicht mehr." Sie lachte humorlos auf. Es klang falsch, zu hoch, zu blechern und künstlich, fand Adam. Sie gefiel ihm in dieser Nacht nicht, auf der Party wirkte sie ausgelassener. Jetzt machte sie ihm Angst. "Ich glaube schon, dass es was gibt. Ich bezweifle aber, dass es ein alter Mann mit weißem Bart ist, der auf seiner Wolke dahin schwebt und uns behandelt wie Marionetten."
"An was denn dann?"
"Eher eine Kraft, eine Vermischung aus Schicksal und Allmacht. Vielleicht auch irgendetwas, was uns manipuliert. Wir sind doch im Prinzip nur Chemie, mit den richtigen Stoffen und Molekülen, sollte es doch nicht schwer sein uns zu beeinflussen."
"Und die Bibel, der Koran, die Tora?"
"Erklärungsversuche."
"Glaubenskrieg?"
"Schwachsinnig, im Prinzip glauben alle, die glauben, an das Gleiche. Nicht an das Selbe, aber an das Gleiche."
"Warum nicht an das Selbe? Gott oder Alllah sind doch zum Beispiel nur zwei verschiedene Bezeichnungen, für ein und dieselbe Sache. Sie verkörpern, doch in beiden Religion dieselbe Position."
"Finde ich nicht, es ist eine ähnliche Position. Aber eigentlich ist das keine Diskussion für diese Uhrzeit."
Sie waren beide müde und es war abgekühlt. Eigentlich war die Temperatur jetzt richtig angenehm.
"Lass uns schwimmen gehen."
"Jetzt?"
"Warum nicht." Damit war Lina schon aufgestanden.
Ihre Emotionen waren ein reines Wechselbad, so wirklich wusste man nie, was sie gerade dachte oder woran man bei ihr war. Aber in ihr steckte eine gewisse Traurigkeit, die bei weitem nicht so malerisch schön war, dass John Green sie hätte beschreiben können und das machte Adam Sorgen, er hatte so etwas bereits schon einmal gesehen.
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Lina geht #Goldenbookawards2018
Short StoryLina will nicht mehr, sie hat einfach keine Lust mehr, also beschließt sie zu gehen. Ob Adam das ändern kann? >> Es geht nicht darum, dass Leben zu zelebrieren und die schönen Seiten kennen zu lernen, es geht darum sich zu verabschieden. <...