Ilona

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Heute sind es drei Wochen, die er nicht mehr hier ist.

Zwei Wochen nach seinem ersten Brief und eine Woche seit seinem letzten.

Ich habe so viele Tränen vergossen in diesen drei Wochen, die sich angefühlt haben wie drei Jahre, dass es für mein ganzes restliches Leben reicht.

Wo kommen sie nur her, alle diese Tränen?

Es ist unglaublich; immer, wenn man denkt, jetzt geht nichts mehr, kullern einem doch wieder welche über die Wangen.

Dabei würde Elias nicht wollen, dass ich weine.

Er würde wollen, dass ich mein Glitzer verstreue und die Welt damit verzaubere, dabei wusste ich nie wirklich, wie das geht.

Ich habe nie dieses Glitzernde in mir gesehen, das Elias sah, nie das Wertvolle in mir.

Er hat mir die Augen geöffnet für das wirkliche Leben, er hat mir die Augen zu mir selbst geöffnet.

Er war das Leben in Person, und doch sah er es nicht in sich selbst, sondern in mir.

Elias war mein Leben und jetzt ist er fort.

Doch ich nicht, ich bin immer noch hier.

Die ersten Tage waren hart und auch jetzt ist es nicht einfach.

Aber was ist schon einfach?

Elias wollte, dass ich das Leben lebe, dass ich unser Leben lebe.

Und das werde ich tun, ich werde es mit jeder Faser meines Seins leben.

So sehr, wie ich ihn mit jeder Faser meines Seins geliebt habe.

Seine Briefe haben mir den Weg zurück gezeigt, den Weg zurück ins Leben und zu mir selbst.

Dass ich träumen kann, wann immer ich will.

Dass ich auch einmal alles loslassen und das Leben einfach auf mich zukommen lassen kann.

Dass immer jemand da ist, der an mich denkt und möchte, dass es mir gut geht, und dass es nicht verboten ist, nach Hilfe zu fragen. Man muss nur den Mund aufmachen.

Dass Liebe und Lachen unser komplettes Leben bestimmen und man ohne die beiden nichts hat, woran man sich festhalten kann. Und dass die Liebe, die wir geben, immer wieder zu uns zurückkommt.

Dass niemand perfekt ist und doch gleichzeitig auf seine Art und Weise perfekt ist. Was kein bisschen widersprüchlich ist, nur etwas paradox.

Dass ich sein kann, wer immer ich will, da ich die Freiheit dazu habe. Ein unglaubliches Geschenk.

Dass man immer wieder okay wird und sich immer wieder zusammenflicken kann, wenn man es möchte. Oder von anderen zusammengeflickt wird, wenn man es zulässt.

Dass ich auch ohne Elias die Welt verändern kann, dass ich auch ohne ihn mein Leben leben kann.

Ein anderes Leben als das, was ich ursprünglich geplant hatte, aber anders bedeutet nicht immer schlecht.

Ich weiß, dass der Schmerz in meinem Herzen irgendwann weniger werden wird, aber verschwinden wird er nie.

Doch irgendwann werde ich mich nur noch an die schönen Zeiten erinnern, die wir hatten, und dankbar sein für diese unglaubliche Liebe, die ich erleben durfte.

Manche Menschen suchen nach ihr ihr Leben lang und finden sie nie, doch mir wurde sie geschenkt. Einfach so.

Ohne, dass ich nach ihr gesucht hatte.

Und diese Liebe werde ich für immer in meinem Herzen bewahren, genauso wie Elias für immer einen besonderen Platz in meinem Herzen haben wird.

Unsere gemeinsame Zeit war unglaublich, Elias, auch wenn sie viel zu kurz war.

Du warst unglaublich.

Ich werde dich immer lieben.
Ilona

GlitzermädchenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt