Kapitel 4- der Versuch von Optimismus und Schlaflosigkeit

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Sams POV

Ich saß alleine in der Bibliothek mit einem Glas Whiskey und stöberte durch staubige, alte Bücher, die zum Teil auseinander fielen, wenn man sie nur ansah. Bobby war am Telefon und gab mir die Informationen, die er bis jetzt herausgefunden hatte. Seufzend machte ich mir Notizen. Natürlich war ich zuversichtlich, aber ich ahnte, dass auch diese Rituale alle nichts bewirken würden.

Es vergingen viele Stunden, an denen ich ununterbrochen in Büchern wühlte und irgendwann war ich so erschöpft, dass ich wieder die Nebenwirkungen der drei Prüfungen bemerkte, die ich vor Monaten absolvieren wollte, um die Höllentore zu schließen. Natürlich scheiterte ich. Aber in diesem Universum wurde ich nicht von einem gewissen Engel ohne mein Wissen besetzt. Hier diente ich niemals als Fleischanzug. Wenigstens starb ich nicht mehr, aber gut ging es mir trotzdem noch lange nicht. Ich war der festen Überzeugung, dass ich es alleine schaffen würde, auch wenn Cas mir sagte, dass ich so geschädigt wäre, dass ich es nicht schaffen würde. Aber Optimisten sollen angeblich länger leben... Auch wenn ich meine halbe Lunge aushustete und meinen Mageninhalt gleich danach mit der Toilette teilte, setzte ich mich wieder an den Tisch in der Bibliothek. Das hatte absolut nichts mit Sturheit zu tun, nein das war purer Optimismus! *Hust Hust*

Nach ein paar weiteren Stunden beschloss ich, dass sich mein Magen so weit beruhigt hatte, dass ich etwas essen konnte. Dort sah ich dann auch schon Dean der wieder seinen darwinistischen Essgewohnheiten nachging. Natürlich eskalierte mein Versuch Dean zu bekehren, in einem kleinen Streit über unsere Essgewohnheiten. Wie eigentlich immer. Wieso versuchte ich es eigentlich noch?? Na ja was solls... die Arbeit rief und an Schlaf war noch lange nicht zu denken.

„Du hast eine halbe Stunde bevor ich dich schlafen lege, Sam. Das ist nicht gesund also ab uns Bett.", ich zuckte zusammen, als ich Gabriels Stimme hörte, der anscheinend von seinem kleinen Ausflug zurück gekehrt war. Zu sehr war ich in meine Recherche vertieft, um das typische Geräusch von Gabriels Flügeln wahrzunehmen. Ich blickte auf und sah ihn auf einem Stuhl mir gegenüber sitzen.

„Aber ich habe Mittagsschlaf gemacht, fünf Tassen Kaffee getrunken und bin noch nicht müde", und das war absolut nicht die Ausrede, die kleine Kinder nutzten, wenn sie müde waren aber noch nicht ins Bett wollten. Kinder trinken nämlich keinen Kaffee.

„Du wirst gleich müde sein, wenn ich mein Mojo benutzen muss, Sam... Und dieser Schmollmund klappt nicht, wenn ich mir etwas in den Kopf gesetzt habe. Also ab ins Bett", er klang bestimmend wie eine Mutter, die darauf bestand ihr Kind ins Bett zu schicken. Dass ich schmollte, bekam ich nicht mit. Mir war es aber egal, wenn es wirkte, dass ich länger arbeiten konnte.

„Mojo ist unfair und ich sitze doch schon im Bett... Ich habe schon weitaus weniger geschlafen", ich machte große Welpenaugen, um Gabriel zu überreden. Aber, weil das Schicksal eine Bitch ist wurde mein Versuch durch einen wunderbaren Hustenkrampf zunichte gemacht. Ich nahm den Laptop vom Schoß, um meinen vollen Mund im Waschbecken auszuspucken. Das Weiß vom Waschbecken verfärbe sich dabei dunkelrot.

„Mir gehts gut", sagte ich schnell, bevor Gabe fragen konnte und hoffte, es würde ihm genügen.

„Das ist gut?", im Spiegel sah ich, wie Gabriel die Augenbrauen zusammen zog und grade nach mir greifen wollte. Wahrscheinlich um mich zu heilen. Er ließ die Hand allerdings wieder fallen, da mein Blick offensichtlich sagte, dass er mich nicht heilen soll.

„Aber meinetwegen... Das macht es einfach. Denn wenn das gut ist, dann sind es meine Finger auch und wir machen uns keinen Stress mehr. Ich schaue nicht nach und du gehst jetzt wieder ins Bett. Fertig.", der Engel klang tatsächlich resigniert. Gabriels Worte taten mehr weh, als sie es wahrscheinlich sollten und das sagte mein Blick auch aus. Verdammt, wenn ich müde war, hatte ich meinen Blick nicht unter Kontrolle.

„Gabriel komm schon, sei nicht so... Ich bin auf dem Weg der Besserung. Vor einem Monat habe ich nicht mal Nahrung bei mir behalten und ich huste jetzt auch nicht mehr so oft. Aber du stirbst Gabe. Deins ist viel schlimmer als meins.", versuchte ich ihn zu überreden, erfolglos.

„Du kannst noch genauso sterben. Lass dich mal viel Staub einatmen oder in einen schweren Kampf geraten. Du wärst doch kein Hindernis.", Gabriel sah zur Seite und sah- besorgt aus? Er schüttelte den Kopf: „Du kannst doch nicht sagen, deins ist nicht so schlimm und verdammt hör auf zu sagen, dass ich sterbe! Keiner weiß was passiert."

Ich biss die Kiefer zusammen und drehte mich um, damit ich meinen Mund mit Wasser ausspülen konnte und um mein Gesicht wider halbwegs unter Kontrolle zu bekommen: „Vielleicht ist dieser Fluch ja grade deswegen schlimmer, weil wir nicht wissen was passiert und, weil wir im Moment noch nichts gefunden haben, was es aufhält. Wäre ich nicht so stur, könnten Cas oder du mich heilen aber ich war nun mal so dumm und habe es durchgezogen. Also muss ich mit den Konsequenzen rechnen. Nur ich möchte nicht, dass dir meinetwegen schon wider etwas passiert. Dazu bist du mir zu wichtig Gabriel. Du bist mein bester Freund."

„Ich hätte nicht springen müssen Sam. Und ich habe nichts getan, um so einen Platz zu verdienen. Scheiße selbst Cas mit all der Scheiße, die er getan hat, verdient es mehr also nimm ihn. Ich möchte sowas nicht, nur damit es dir am Ende weh tut. Wie gesagt: machen wir uns einfach keinen Stress mehr. Wir leben doch eh immer mit dem Konsequenzen und genau das tue ich auch. Also geh jetzt ins Bett, Sam. Okay?", Gabriel wollte offensichtlich nicht mehr. Wir mochten es beide nicht und ich sah, dass Gabriel über irgendetwas nachdachte, was nicht zum Thema gehörte.

„Eben. Aber du wolltest uns damals nur Lektionen erteilen, um uns einerseits die Augen zu öffnen und andererseits, weil du wolltest, dass deine Familie endlich aufhört sich zu streiten. Du hast diesen Platz sehr wohl verdient und eigentlich warst du wie Cas schon immer im Team Freewill. Alles tut am Ende irgendwie weh, auch wenn du sagst ich soll dich nicht mögen. Ich bin ein Arsch und tue es trotzdem.", ich seufzte und fuhr mir durch die Haare, stimmte Gabriel aber zu, dass wir jetzt nicht mehr diskutieren sollen. Dazu war es eindeutig zu spät und bevor ich mich verplapperte, schwieg ich lieber. Aber ich wollte auch nicht, dass sich der Erzengel einfach so wegwarf und mit seinem Leben abschloss. Das passte absolut nicht zu ihm. Gabriel war immer jemand, der leben wollte.

„Schon ok ich kann ja nicht erwarten, dass du deinen Willen verlierst. Wäre auch scheiße.", Gabriel drückte meine Schulter leicht und grinste mich schief an, weshalb ich zurück lächelte.

„Ich verspreche dir, meinen Willen nicht zu verlieren, wenn du es mir selber versprichst.", ich lächelte, zwar kurz, sah ihn dann aber wieder eindringlich an. Ich musste den Drang unterdrücken ihn fest zu umarmen. Gabe nickte einfach. Anscheinend konnte er mir dieses Versprechen nicht geben, obwohl er immer so einen starken Willen hatte...

„Ich gehe dann jetzt ins Bett... Ist doch schon ziemlich spät."

„Gute Nacht Idiot.", wieder grinste Gabe mich leicht an, aber ich erkannte hinter dem Grinsen noch andere Gefühle.

„Gute Nacht Arsch", ich sah Gabe hinterher, wie er mein Zimmer verließ. Ich seufzte, denn ich mochte es gar nicht, dass Gabe mich so auf Abstand hielt. Nach dem Zähneputzen starrte ich an meine Zimmerdecke und spielte mit dem Gedanken weiter zu recherchieren. Ich wollte Gabe unbedingt helfen... aber der würde das eh bemerken und mich dann schlafen legen. Heimlich fragte ich mich auch, warum ich immer für die falschen Gefühle entwickelte. Entweder starben die, die ich liebte oder sie erwiderten die Gefühle offensichtlich nicht. Bei Gabriel war beides der Fall. Mit diesen Gedanken schlief ich ein.

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Soo das war Kapitel Nummer vier pünktlich zum Valentinstag für alle, die nicht verabredet sind und auf ewig alleine sind, wie ich :D

Irgendwie ist das Kapitel leicht depressiv geworden... Die nächsten Kapitel werden aber bestimmt wieder besser! ;)

Like & Kommentar nicht vergessen, wenn es euch gefallen hat, oder wenn ihr noch Kritik habt! (Oder Fehler entdeckt) :D

Btw ich übersetze hin und wieder mal ein paar meiner Kurzgeschichten ins Englische, also wenn ihr Lust hättet nochmal als Beta drüber zu lesen und mir helfen wollt Fehler auszumerzen, dann meldet euch doch. Das wäre echt super!

*Verteilt Schokoherzen zum Valentinstag*

Archangels are no Weeping AngelsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt