Allein

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Ich lies Kim und Marlon bewusst alleine. Ich wusste, dass sie sich mehr als nur mochten. Da wollte ich nicht unbedingt im Weg stehen. Deshalb lief ich aus dem Krankenhaus raus, um wieder nachhause zu kommen. Wie es mir ging? Ich fühlte mich wie elend. Alleine. Vielleicht interpretierte ich auch zu viel rein. Vielleicht hatte ich aber auch recht und durfte mich so fühlen. Ich wusste es nicht. Wenn ich so darüber nachdachte, war ich schon ziemlich selbstsüchtig was das ganze anging. Marlon lag im Krankenhaus und ich? Ich war so selbstsüchtig und egoistisch, dass ich Marlon total vergaß. Er lag mit schmerzen dort und wurde von dem Jungen zusammengeschlagen, der einst mein Herz eroberte. Nach dieser Aktion, fühlte sich mein Körper an, als ob darauf eingetreten wurde. Ja, bei sowas wurde ich sehr gefühlvoll und dramatisch. Aber wie beschreibt man am besten die Gefühle, die man verabscheut? Oder, vor denen man sich fürchtet? Ich hatte Jahre lang Angst, alleine zu sein. Alleine zu bleiben, weil mich niemand so akzeptierte wie ich war und heute immer noch bin. Und jetzt? Jetzt war ich zwar nicht mehr alleine, doch etwas fehlte. Die Freude? Der Spaß? Nein. Nein, es war die liebe. Das fehlte. Ich wollte geliebt werden. Wollte unbedingt jemanden um mich haben, der für mich da war. Doch mir wurde das Herz gebrochen. Zu sehr. Ob ich ihm jemals verzeihen konnte? Ob ich jemals wieder in sein Gesicht blicken konnte, ohne daran zu denken, dass er mich bis auf's tiefste verabscheute? Ich wusste es nicht. Aber diesmal, ja, diesmal wollte ich es wissen. Diesmal wollte ich Klarheit. Ich wollte Fakten. Warum tat Kian das? Warum lies er mich hängen? Warum ging er einfach? Warum? Warum tat er sowas? All diese Fragen taten weh in meinem Kopf. Zu sehr plagte mich der Gedanke, dass ich einfach zu dumm war. Lag es daran? War ich dumm? Nein, das war ich nicht. Dumm war ich nicht. Irgendetwas musste mit mir sein. Irgendetwas passte ihm nicht an mir. Aber bloß was? Ich seufzte auf. "Ich halte das nicht mehr aus.." Murmelte ich leise vor mich hin. Eine einzelne Träne bahnte sich den Weg von meinem Auge bis hin zu meiner Nasenspitze. Ich weinte. Warum weinte ich? Ich war traurig. Und warum war ich traurig? Das wusste ich nicht. Ich wusste vieles nicht. Eins wusste ich aber. Das würden nicht die einzigen Tränen sein, die mir heute über die Wangen liefen. Durfte ich mir überhaupt das Recht nehmen so über die Sache zu denken? Eigentlich nicht. Aber ich wollte mich nicht mehr verstecken. Ich wollte nicht das fünfte Rad am Wagen sein. Ich wollte dazugehören. Nicht daneben stehen. Würde mir der Wunsch erfüllt? Nein. Damit musste ich also leben. Ich wusste das ich das könnte. Das ich damit leben könnte. Doch würde ich dann glücklich sein? Würde ich dann lachen können? Würde ich lieben können? Dieses Mal, wusste ich es nicht und vielleicht war das auch nicht schlimm, dass ich es diesmal nicht wusste.

Mein kompliziertes Leben & ich!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt